Nach der ersten Saisonniederlage gegen den FC St. Gallen steht für den FC Basel am Sonntag das Auswärtsspiel gegen den FC Sion an (13.45 Uhr, #rotblaulive). Ein gut gelaunter Trainer Paulo Sousa gibt im Vorfeld der Partie einen Einblick in seine Arbeit und offenbart dabei eine Vorliebe für Kategorisierungen.
Paulo Sousa spricht schnell, baut mit einer tiefen Stimme des Öfteren Begriffe aus dem Portugiesischen in sein Englisch ein und benutzt wiederkehrend vier, vielleicht fünf Schlüsselwörter.
Mit diesen rekapituliert er das 0:2 gegen den FC St. Gallen; nach vier Siegen die erste Saisonniederlage, die am Donnerstag nach 17 Heimspielen ohne Niederlage in Folge zustande gekommen ist. «Entscheidungen» seinen falsch getroffen worden, die «Schnelligkeit» der Entscheidungsfällung habe nicht gestimmt, und die «Passgenauigkeit» schon gar nicht, sagt Sousa.
Sousa sieht drei Phasen in seiner Arbeit
Soweit die konkreten Aussagen zum ersten Saisonspiel des Tabellenführers ohne erzielten Treffer. Danach kehrt der bald 44-Jährige zum Referat über den «Prozess» zurück und erlaubt einen Einblick in die Struktur seiner Gedanken, die eine starke Vorliebe für Kategorien erahnen lässt.
Sousa teilt seine Arbeit mit dem FCB grundsätzlich in drei Elemente auf: Erstens die «offensive Organisation», zweitens die «defensive Organisation» und drittens die «Transitionsphase», landläufig bekannt als Umschaltspiel von der Defensive in die Offensive und umgekehrt.
Was die offensive Organisation angeht, steht dem Trainer am Sonntag im Auswärtsspiel gegen den FC Sion (13.45 Uhr, #rotblaulive) Marco Streller wieder zur Verfügung, nachdem er gegen St. Gallen wegen einer Halsinfektion gefehlt hat. Es ist davon auszugehen, dass der 33-jährige Captain im Stade de Tourbillon gegen die von Jochen Dries und Frédéric Chassot trainierte und statistisch beste Abwehr der Liga wieder in der Anfangsformation stehen wird.
Die Rückkehr des «einzigartigen» Marco Streller
Einerseits, weil sowohl Yoichiro Kakitani als auch der ehemalige Sion-Spieler Giovanni Sio gegen St. Gallen nicht überzeugt haben. Andererseits, weil Sousa mitten in seinen Ausführungen zu verschiedenen Stürmertypen festhält: «Einen Stürmer wie Marco auf dem Markt zu finden, ist schwer, sehr schwer. Er ist einzigartig. Nicht nur wegen seiner Grösse, sondern auch wegen seiner Spielintelligenz. Dazu kommt, dass er vor allem in der Super League eine besondere Wichtigkeit hat: Die Gegenspieler haben sehr viel Respekt vor ihm.» Sagt’s und schiebt eine Kategorisierung der Wichtigkeit von Elementen in einem Fussballverein nach: «Der Spieler ist wichtig, die Mannschaft wichtiger – und über allem steht der Club.»
Sousa stehen aus dem 27-Mann-Kader verschiedene Spielertypen in der Offensive zur Verfügung. Gegen Sion, von dem Sousa sagt, dass es wohl «mit zehn oder elf Mann hinter dem Ball und kompakt stehen wird», könnte Kakitani eine Variante als Einwechselspieler sein: «Er ist sehr mobil, was von Vorteil ist gegen Teams, die die Räume eng machen.»
Spielmacher Matias Delgado hat bezüglich des vordersten Mannes keine Präferenzen. «Mir ist es egal, mit wem ich spiele, ich bin glücklich, wenn ich spiele», sagt der Argentinier und reflektiert lieber seine eigene Position: «Um den guten letzten Pass auf den Stürmer schlagen zu können, brauche ich vor allem selbst ein gutes Stellungsspiel.»
Sousa: «Walter Samuel ist bereit»
Von seiner Mannschaft fordert Sousa, dass sie gegen Sion «mehr Risiken eingeht und die Protagonistin des Spiels ist». Deswegen will der Portugiese «schnelle Ballgewinne» sehen, wofür es wiederum eine funktionierende defensive Organisation braucht.
In dieser wird Sousa wohl an der Dreierkette festhalten; mit Fabian Schär auf der rechten und Marek Suchy auf der linken Seite sowie Taulant Xhaka im Zentrum. Dies, obwohl Xhaka mit einem kapitalen Fehlpass im Spiel gegen St. Gallen den zweiten Gegentreffer innert vier Minuten einleitete.
Der Trainer macht allerdings auch klar, dass Walter Samuel, der 36-jährige einstige Champions-League-Sieger, inzwischen «bereit ist» und «wie alle anderen Chancen hat, in der Startformation zu stehen». Sollte Sousa auf Xhaka verzichten, ist Samuels Debüt im FCB-Trikot die denkbarste Alternative.
Individuelle Fehler werfen taktische Konzepte über den Haufen
Bleibt die Transitionsphase zwischen Offensive und Defensive. In dieser zeigte der FCB gegen St. Gallen seine Verwundbarkeit, vor allem beim zweiten Gegentreffer: Xhaka wollte in der Angriffsauslösung einen Pass auf Marek Suchy spielen, doch der Ball flog in den Raum hinter Naser Aliji. Dieser stand, getreu seiner Aufgabe, weit über der Mittellinie und konnte den Ball übernehmenden St. Galler Geoffrey Tréand nicht mehr stören.
Fabian Frei (links) und Taulant Xhaka stehen hinsichtlich des Spiels in Sion auch vor der Aufgabe, ihre entscheidenden Fehlpässe zu verarbeiten (Archivbild) (Bild: Keystone/Georgios Kefalas)
Die Szene zeigt deutlich, dass taktische Konzepte des Trainers dann nicht mehr greifen, wenn sich individuelle Fehler einschleichen. Zumal Xhaka das Fehlzuspiel bei einem einfachen Pass aus unbedrängter Position unterlief.
Xhaka bleibt, diesen Fehler zu verarbeiten, sich mental davon zu erholen. Und was die Erholung anbetrifft, beweist Sousa noch einmal seine Vorliebe für Kategorien: «Wir unterscheiden zwischen der Erholung zwischen den Spielen, zwischen den Trainings, zwischen den einzelnen Einheiten der Trainings und der Erholung während dieser Einheiten.»