Der Trainer des FC Basel ist nach der Niederlage in Madrid bemüht, die Kritik an seiner Person zu entschärfen. Dafür benutzt er: Statistiken. Im Cupspiel gegen den FC Winterthur (So, 14 Uhr, Schützenwiese) zählt wieder das, was für Sousa das Wichtigste ist: das Resultat.
Paulo Sousa ist vorbereitet. Nicht nur auf das Geschehen auf dem Fussballplatz, sondern auch auf die Tage nach der 1:5-Niederlage gegen Real Madrid. Er ist vorbereitet auf die Fragen der Medien. Und er ist darauf vorbereitet, sich zu verteidigen.
Am Trainer des FC Basel ist Kritik aufgekommen nach dem Auftaktspiel in der Champions League. Der Portugiese kontert: «Wo waren wir? Im Bernabéu. Gegen das Team, das letzte Saison die Champions League gewonnen hat. Mit diesen Spielern.»
Statistik-Lesung mit Paulo Sousa: Teil 1
Und Sousa geht nach seinem zehnten Pflichtspiel mit dem FCB noch einen Schritt weiter: «Wenn Sie die Statistik der Uefa anschauen wollen, dann tun Sie das. Im Bernabéu hatte Real 52 Prozent Ballbesitz, wir 48. Im Bernabéu. Der Gegner verzeichnete 21 Versuche, wir 16. Im Bernabéu. Und Real hat neun Mal auf das Tor geschossen, wir fünf Mal.»
Der 44-Jährige will damit sagen, dass seine Mannschaft keinesfalls zu defensiv aufgetreten sei, wie ihm das vorgehalten werde. Und er macht diese Aussage an den Statistiken der Uefa fest, die er ausgedruckt hat und abliest: «Die Statistiken widerlegen wahrscheinlich alles.»
Die von Paulo Sousa abgelesene Statistik der Partie Real–FCB (Bild: screenshot uefa.com)
«Wir wollten Protagonist sein, auch im Bernabéu», vermittelt Sousa eine seiner wiederkehrenden Botschaften und erläutert die Konsequenzen: «Dabei geht man auch Risiken ein, Tore zu kassieren.»
Resultate stimmen, darum geht es Sousa
Die Erwartung vor dem Spiel gegen die «Galaktischen» war nicht, dass der FCB ein offensives Spektakel bietet. Die Erwartung war auch nicht, dass er mit einem Punkt vom Manzanares ans Rheinknie zurückkehrt. Und schon gar nicht mit deren drei.
Gewiss, die Kritik am Trainer ist Klagen auf hohem Niveau. Der FC Basel hat sieben seiner zehn Pflichtspiele gewonnen, er steht mit einem Punkt Rückstand auf Platz zwei in der Super League und auch in der Champions League ist nach der budgetierten Niederlage im Startspiel noch alles möglich. «Es geht immer um die Resultate», hält Sousa fest.
Drei Personalentscheide lassen Fragen offen
Doch die kritischen Stimmen gelten weniger den Resultaten als vielmehr Sousas Personalentscheiden. Insbesondere dreien davon: Das Geheimnis, warum erstens der beste Torschütze Shkelzen Gashi in Madrid nur auf der Bank sass, dürfte Sousa mit auf seine Trainerlaufbahn nehmen.
Warum er zweitens Marek Suchy gerade gegen eine der besten Offensiven im Weltfussball erstmals wieder in die Abwehr eingebaut hat, bleibt vorerst ebenfalls rätselhaft. Auch deswegen, weil Sousa drei Tage nach der Partie die Wichtigkeit der Spielpraxis betont.
Suchys Einsatz war ein veritabler Kaltstart für den Tschechen, der beim FCB zuletzt Mitte August beim 3:2-Auswärtssieg in Sion zum Einsatz gekommen war und danach auch in der Nationalmannschaft keine Einsatzminuten mehr erhielt.
Und warum Sousa drittens Taulant Xhaka erstmals mit der Rolle des rechten Aussenverteidigers betraute, obschon er «mehr als alle anderen für Stabilität sorgen will», ist ebenfalls fraglich. Zumal der erwachsene Lausbub bis anhin Sousas Königsfigur als zentraler Scharnierspieler war.
Statistik-Lesung mit Paulo Sousa: Teil 2
Unabhängig von Xhakas Positionswechsel im Spiel gegen Real wird Sousa dafür kritisiert, dass er zu viel rotiere (beispielsweise in der BaZ). Um diese Kritik zu entschärfen, bemüht der Trainer eine weitere vorbereitete Statistik: «In der Abwehr haben Behrang Safari, Suchy, Fabian Schär und Xhaka die meisten Einsatzminuten. Haben wir eine Regelmässigkeit oder haben wir keine Regelmässigkeit?», fragt Sousa rhetorisch.
Die sechs Spieler mit den meisten Einsatzminuten nach zehn Pflichtspielen unter Paulo Sousa (Bild: Screenshot TagesWoche)
In der Tat ist die Abwehr abgesehen von der ungewohnten Formation in Madrid ein mehrheitlich konstantes, wenn auch flexibles Element in Sousas Arbeit. Sein Kernteam seien diese Spieler aber deswegen nicht, sagt der Prozess-Gestalter. «Mein Kernteam ist die ganze Mannschaft.»
Diese Mannschaft dürfte im Hinblick auf das Spiel in Winterthur (Sonntag, 14 Uhr, Schützenwiese) wieder in veränderter Formation auftreten.
Wechsel in der Startformation zeichnen sich ab
Das hat einerseits mit Winterthurs Ligazugehörigkeit zu tun. Gegen den Zweiten der Challenge League dürfte mit Germano Vailati die Nummer zwei im Basler Tor stehen. Und die Partie bietet Sousa auch sonst die Möglichkeit, Vielspieler wie beispielsweise Fabian Frei zu schonen – und wenig Eingesetzte spielen zu lassen.
Ahmed Hamoudi könnte also zum Einsatz kommen, Michael Goncalves ebenso. Eine Mannschaft nur bestehend aus Jungen wird sich Sousa gegen den FC Winterthur allerdings nicht leisten können.
Das hat die Halbfinalpartie vor etwas mehr als zwei Jahren gezeigt: Der FC Winterthur verlor gegen den FCB nur knapp mit 1:2 (Spielbericht SRF). Auch deswegen, weil der Schiedsrichter ein Foul Yann Sommers nicht als solches taxierte und die Zürcher um einen Elfmeter brachte.
Zuffi erinnert sich an die schmerzhafte Niederlage
Im roten Trikot des FCW spielte damals Luca Zuffi, der am Dienstag in Rotblau gekleidet sein Debüt in der Champions League gab. «Das war ziemlich bitter für uns», erinnert sich der bald 24-Jährige.
Am Sonntag auf der ausverkauften Schützenwiese werde es eine ganz andere Partie geben als in der Champions League gegen Real, sagt Zuffi: «Wir haben mehr Druck, weil wir das Spiel gewinnen müssen.» Einfach werde das nicht gegen den Verein aus der Challenge League, dem Zuffi viel verdankt: «Winterthur hat mich gross gemacht.»
Bei einer Niederlage würden Statistiken nicht mehr reichen
Es liegt etwas mehr als zwei Jahre nach der letzten Begegnung der beiden Mannschaften an Zuffi und seinen Teamkollegen, eine dritte Niederlage des FCB in Serie zu verhindern.
Die erste gegen die Grasshoppers war ein kleiner aber korrigierbarer Rückschlag in der Meisterschaft. Die zweite, gegen Real, war eine absehbare Niederlage. Eine dritte, im Cup gegen Winterthur, würde die Diskussionen um Paulo Sousa weiter anheizen.
Und nur mit Statistiken würde der Portugiese diese Diskussionen dann nicht mehr entschärfen können.