Premiere: Der Basler Jaccottet pfeift den FCB in Vaduz

Die Schweizer Schiedsrichterzunft weicht von einem ehernen Prinzip ab, was am Sonntag in Vaduz zu einer Premiere führt: Der gebürtige Basler Adrien Jaccottet leitet in seinem 89. Super-League-Einsatz erstmals eine Partie mit Beteiligung des FC Basel.

L'arbitre Adrien Jaccottet expulse le joueur valaisan Xavier Kouassi, gauche, a l'aide d'un carton rouge lors de la rencontre de football de Super League entre le FC Sion et le Grasshopper Club Zuerich ce vendredi 3 avril 2015 au stade de Tourbillon a Sion. (KEYSTONE/Laurent Gillieron)

(Bild: Keystone/LAURENT GILLIERON)

Die Schweizer Schiedsrichterzunft weicht von einem ehernen Prinzip ab, was am Sonntag in Vaduz zu einer Premiere führt: Der gebürtige Basler Adrien Jaccottet leitet in seinem 89. Super-League-Einsatz erstmals eine Partie mit Beteiligung des FC Basel.

Früher stand er in der Muttenzerkurve, jetzt wird er der neutrale Spielleiter bei FC Vaduz gegen FC Basel sein. Für Adrien Jaccottet wird es ein spezieller Sonntag sein. Seit sechs Jahren ist er Schiedsrichter in der Super League, doch für eine Partie mit dem FC Basel war er bislang nie angesetzt worden.

Eine Ausnahme bildete der Cup-Achtelfinal zwischen dem FC Wohlen und dem FCB im Oktober 2014, eine Partie, die er unbeanstandet über die Bühne brachte, wenn man von einer Situation absieht, in der die Aargauer gerne einen Elfmeter für sich gepfiffen gehabt hätten. Testspiele mit Beteiligung des FC Basel leitete Jaccottet immer wieder, doch nun kommt es zum ersten Ernstfall.

Möglich wird dies dadurch, weil die Schweizer Schiedsrichterzunft ihr schon seit geraumer Zeit diskutiertes Prinzip der regionalen Zugehörigkeit aufweicht. Demnach wurden Schiedsrichter aus einem Regionalverband nach Möglichkeit nicht bei einer Super-League-Partie mit Beteiligung eines Clubs aus dem Einzugsbereich eingesetzt, um von vorne herein jegliche Diskussion über die Parteilichkeit zu vermeiden.

Die 89. Super-League-Partie erstmals mit FCB-Beteiligung

Das ist nun offenbar kein Hindernis mehr. Dem am 19. Juli 33 Jahre alt gewordene Jaccottet, von Haus aus Rechtsanwalt, gebürtiger Basler und beim SC Steinen Basel als Schiedsrichter gemeldet, wird die Aufgabe übertragen, der Partie Vaduz-Basel ein Unparteiischer zu sein.

Dass er dies sein kann, daran besteht auch gemessen an seiner reichen Erfahrung kein Zweifel: Fast 300 Spiele hat er geleitet, seit 2008 in der Challenge League, und die Premiere in der Super League hatte er am 8. August 2010 (Luzern–Sion, 2:3). 87 Partien in der obersten Klasse sind hinzugekommen, ausserdem acht Einsätze in der Europa League und der Champions-League-Qualifikation sowie eine U17-Europameisterschaft.

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Zu seiner Vergangenheit als FCB-Fan sagte Jaccottet in einem Interview mit der «Basellandschaftlichen Zeitung» vor zwei Jahren, sein Herz schlage nicht mehr für die Rotblauen: «Wenn ich auf dem Platz stehe und anpfeife, spielen einfach A gegen B – und was ich will, ist meine Arbeit richtig machen.»

Als Fifa-Schiedsrichter war er eigentlich dabei, richtig Schwung auf internationaler Ebene zu bekommen bis zu jenem fatalen Tag im Februar dieses Jahres. Bei einem Spiel der Youth League, die die Uefa parallel zur Champions League veranstaltet, unterlief ihm beziehungsweise seinem Assistenten beim Elfmeterschiessen zwischen dem Chelsea FC und Valencia ein folgenschwerer Fehler: einem korrekt verwandelten Versuch verweigerte Jaccottet die Anerkennung.

Der Ball war – durchaus schwer zu erkennen, aber von einer Kamera festgehalten – von der inneren Torumrandung ins Feld zurückgeprallt. Die Aufregung war gross, und Jaccottet musste hinnehmen, vorerst von der Uefa aus der Schusslinie genommen und auf Eis gelegt zu werden.

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Dass Jaccottet zu den talentierteren Schiedsrichtern in der Schweiz gehört, daran haben neutrale Beobachter keinen Zweifel. Und die Schweiz harrt in einer Phase, in der ihr Schiedsrichterwesen international komplett an Bedeutung und Renommee eingebüsst hat, mehr denn je eines gestandenen und wetterfesten Unparteiischen.

Eine kleine Prüfung kann der Basler Jaccottet mithin am Sonntag in Vaduz ablegen. Dort immerhin auf quasi neutralem Boden.

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