Captain und Trainer sehen den FC Basel trotz zweier Niederlagen in Serie auf dem richtigen Weg. Vor dem Derby gegen den FC Zürich vom Sonntag (16.00 Uhr) glaubt Murat Yakin, dass er jetzt weiss, welche elf Spieler wo aufzustellen sind.
So zufrieden ist wohl noch nie ein Schweizer Meister nach einer Niederlage gegen den Siebten einer Liga von der Güteklasse der ungarischen OTP Bank Liga zurückgereist. Zu «96 Prozent» sei das 1:2 beim FC Videoton ein gutes Spiel gewesen, befindet Trainer Murat Yakin einen Tag danach: «Schlecht waren zwei Prozent bei den Gegentoren und jene zwei Prozent, in denen Pippi den Goalie anschiesst.»
Super League, 14. Runde
FC Zürich–FC Basel (So, 16.00 Uhr, Teleclub)
Letzigrund. – SR Kever.
Mögliche FCB-Austellung:
Sommer; P. Degen, Schär, Dragovic, Voser; D. Degen, Yapi, F. Frei, Stocker; A. Frei; Streller.
Und der angesprochene Marco «Pippi» Streller stellt fest: «Gegenüber dem Spiel in Luzern war das eine klare Steigerung.» Immerhin, der FCB-Captain hat die nötige Selbstironie, um nachzuschieben: «Okay, das war nicht wirklich schwierig.»
Ganz offensichtlich sehen sich Trainer und Spieler des FC Basel zwei Partien nach dem Wechsel auf der Coaching-Position auf dem richtigen Weg. Auch wenn auf dem Papier zwei Spiele, ein Plustor und null Punkte stehen.
Von Fussball und Teletext
«Die meisten Leute schauen nur Teletext», sagt Yakin dazu, «und ganz wenige gucken Fussball.» Will heissen: Er will die spielerische Entwicklung seiner Mannschaft nicht an den Resultaten gemessen sehen.
Damit ist er beim FCB im richtigen Club. Der hat ex-Trainer Heiko Vogel schliesslich nach einem 3:2-Sieg gegen Servette freigestellt. Und damit auch nicht rein nach dem Resultat entschieden.
Jetzt, zwei Niederlagen später, erklärt Captain Streller, warum er daran glaubt, dass es mit den Rotblauen demnächst wieder aufwärts gehen wird: «Diese Mannschaft lebt. Das ist das Wichtigste, das kann ich mit zehn Jahren Erfahrung sagen.»
Viele offene Fragen
Da stellt sich die Frage, ob das unter Vogel nicht der Fall gewesen sein soll. Sonst wäre die Clubführung wohl kaum zum Schluss gekommen, dass ein Trainerwechsel unumgänglich sei. Gab es doch entscheidende Friktionen zwischen Spielern und Trainer, was bislang vom Club stets verneint wurde? Und wenn ja, warum stehen die Spieler nicht dazu?
Vielleicht wird es irgendwann Antworten auf diese Fragen geben. Vorerst gilt es für den FCB, sich ohne noch grösseren Schaden in die Winterpause zu retten. «Bis dahin geht es um Schadensbegrenzung», sagt Streller mit Blick auf die Liga, bei elf Zählern Rückstand auf Leader GC und sieben auf Platz 2, der ebenfalls die Teilnahme an der Champions-League-Qualifikation bedeutet, «wir müssen versuchen, auf fünf, sechs Punkte heranzukommen. Und danach die Pause für eine intensive Vorbereitung nutzen.»
Das Projekt Schadensbegrenzung startet mit der Partie beim FC Zürich. Und so richtig aufgehen kann Strellers Rechenspiel nur dann, wenn die Basler wieder damit beginnen, Spiele zu gewinnen.
Zwei Sichtungsspiele
Yakin hat sich die Freiheit genommen, in seinen ersten beiden Partien als Verantwortlicher so etwas wie eine Kadersichtung durchzuführen. Jetzt, vor dem Derby mit dem FCZ glaubt er: «Das sollte reichen, um die richtigen elf Spieler auf den richtigen Positionen auf dem Platz zu haben.»
Was diese Elf dann auf dem Platz zeigen sollen, umschreibt Streller so: «Murat will, dass wir den ersten Ball vorwärts spielen. Er legt hohen Wert auf die Innenverteidiger, die das Spiel auslösen sollen. Und dazu kommt extrem hohes Pressing.»
Es ist ziemlich viel, was Yakin von seinen Untergebenen bislang verlangt: Drei Systeme hat er in zwei Begegnungen spielen lassen. Er lässt viel Theorie büffeln, um seine Ideen an die Männer zu bringen, «sehr viel Theorie», wie Streller sagt. Und er hat einige Spieler auf Positionen laufen lassen, die sie zuletzt selten bis gar nie inne hatten.
Einzeln betrachtet, kann Yakin seine Entscheidungen jeweils nachvollziehbar erklären. Womöglich aber sind es in der Summe für den Anfang etwas gar viele Neuerungen, die er ohne Vorlaufzeit einbringen will. Taktische Flexibilität baut meist auf einem gefestigten Grundgerüst auf. Dieses aber sucht der FCB in dieser Saison noch immer.
Sauro muss weiter warten
Gaston Sauro ist einer der Verlierer der Trainer-Rochade beim FCB. Unter Vogel noch Stammkraft, ist der Argentinier bei Yakin scheinbar auf Position fünf der Innenverteidiger zurückgefallen. Auch in Zürich dürfte Sauro nicht auf dem Feld stehen. «Ich war auch überrascht, dass Ajeti und Schär sich im Training so sehr aufgedrängt haben», sagt Yakin dazu, «bei mir gibt es keinen Bonus für Ausländer, nur weil sie etwas gekostet haben.» Nun scheint Yakin vorerst ein Innenverteidiger-Duo seines Vertrauens gefunden zu haben: Dragovic /Schär. Ihnen traut er den sauberen ersten Pass zu, der ihm so wichtig ist. Bei Sauro dagegen ortet er einen Rückstand in taktischer Hinsicht und bei der Spielauslösung. (fra)
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