Die teureren Spieler und der renommierte Trainer Unai Emery sind das eine bei Paris St-Germain. Dazu kommt die eindrückliche Form des Torjägers Edinson Cavani und die noch imponierendere Heimbilanz der Hauptstädter, die am Mittwochabend den FC Basel in der Champions League empfangen.
Irgendwie wird man im Vorfeld dieser Champions-League-Runde das Gefühl nicht los, dass für Paris der Besuch des FC Basel nicht viel mehr als ein Intermezzo im Vorbeigehen darstellt. Zwar wird der Schweizer Meister ob seiner Husarenstücke auf internationaler Ebene als «Riesentöter» begrüsst, und Trainer wie Spieler der Gastgeber zollen dem FC Basel pflichtbewusst alle Hochachtung. Die jedoch wird noch vor jeder Partie in der Königsklasse floskelhaft verteilt.
Aber eben: Am Sonntag kommt Olympique Marseille in den Prinzenpark, und die Classique gegen den grossen, alten Rivalen erzeugt bereits grösseres Fieber als das Duell mit Basel. Tickets für dieses Spiel gibt es schon ab 32 Euro; für OM muss man 60 Euro aufwärts hinblättern. Und so mussten am Dienstag Nationalspieler Blaise Matuidi und Unai Emery mehr Fragen zum Derby de France als zur Champions League beantworten.
Während sich PSG international auf Kurs befindet und den Gruppensieg wohl mit Arsenal unter sich ausmachen wird, gibt es schliesslich in der Ligue 1 noch Nachholbedarf. Der Dominator der vergangenen vier Jahre hinkt vier Punkte hinter dem Überraschungsteam her, Lucien Favres OGC Nizza; von Marseille als Tabellenzwölftem ganz zu schweigen.
PSG trifft erstmals auf einen Schweizer Gegner
Es ist zwar das erste Mal überhaupt, das Paris St-Germain im Europacup auf einen Gegner aus der Schweiz trifft, aber in Unai Emery haben die Hauptstädter einen Mann an den Schalthebeln, der den FC Basel aus dem Effeff kennt. Erst im März hat Emery den Sevilla FC auf die Mannschaft von Urs Fischer eingestellt – und nach einem 0:0 in Basel schliesslich mit einem diskussionslosen 3:0 die Viertelfinals in der Europa League erreicht.
Der Pariser Blitzstart gegen Arsenal – 41 Sekunden bis zu Cavanis Tor:
#PSGARS pic.twitter.com/bxULoqxZS0
— Nathan Bouhadana (@NathanBouhadana) 14. September 2016
Nachdem Emery zwei Monate später mit Sevilla Geschichte schrieb und im Endspiel von Basel den dritten Triumph hintereinander in der Europa League feierte, wird der schlaksige Baske von den Scheichs in Paris als der Mann erachtet, der das Prestigeobjekt PSG nun auch zu internationalem Ruhm führen kann. «Rêvons plus grand» heisst deshalb eines der vielen Mottos des auf Hochglanz polierten Hauptstadtclubs: «Lasst uns von Grösserem träumen.»
Dafür opferten die Scheichs im Sommer fast handstreichartig Laurent Blanc, der drei Mal Meister mit PSG geworden ist und in drei Jahren sage und schreibe elf Titel geholt hat. 22 Millionen Euro sollen sich die Besitzer aus Katar die Abfindung kosten lassen haben.
Noch ist PSG nicht so unangefochten wie in den letzten vier Jahren
Noch bewegt sich Emerys neue Mannschaft nicht so selbstverständlich und unangefochten wie in den zurückliegenden Jahre durch die Liga. Aushängeschild Zlatan Ibrahimovic hat Paris ablösefrei den Rücken gekehrt, und David Luiz wurde kurz vor Toresschluss für fast 40 Millionen Euro zurück zu Chelsea transferiert.
Seit er beim 6:0 gegen Caen vier Tore in einer Halbzeit gemacht hat, ist der Uruguayer nicht mehr zu bremsen. Seine Torquote konnte sich schon sehen lassen, als dem ehemaligen Napoli-Stürmer in Paris noch Ibrahimovic vor der Sonne stand. Nun, nach neun Runden, steht der 29-Jährige mit neun Toren in der Liga zu Buche, und die zwölf Treffer über alle Wettbewerbe gesehen, erheben ihn im Quervergleich zu den anderen vier grossen Ligen Europas in eine Ausnahmestellung.
Das ist natürlich alles zutiefst beeindruckend. Cavani macht derzeit aus allem, was ihm auf den Kopf oder vor die Füsse fällt, ein Tor. Und Geschenke wie am Wochenende in Nancy schlägt er erst recht nicht aus:
Cavani sigue intratable.
Marcó en la victoria 2-1 del PSG ante Nancy que tuvo a Cabaco de titular.@Roberto_Moar pic.twitter.com/5bDkyjCACi— Agustín Díaz (@agusdiaz_18) 15. Oktober 2016
Wer solch einen Knipser in seinen edel besetzten Reihen hat, dem bereitet ein Heimspiel gegen den FC Basel zumindest kein grösseres Kopfzerbrechen, auch wenn Emery höflich bestimmt: «Es ist ein Gegner, der Respekt verdient. Er hat viel Erfahrung und ist es gewohnt zu gewinnen.»
Der Prinzenpark – schier uneinnehmbar
Wahr ist aber auch, dass der PSG ungeheuer heimstark ist. Ein 0:2 im März gegen Monaco war der einzige Fehltritt in der Liga vor eigenem Publikum in den zurückliegenden 39 Spielen. Seit 2006 und einer Heimniederlage gegen Hapoel Tel-Aviv hat Paris von 41 Europacup-Partien im Parc des Princes nur noch eines verloren – das Viertelfinal-Hinspiel 2015 gegen den FC Barcelona. 25 Mal verliessen die Gäste den Platz seither als Verlierer, aber immerhin 15 Remis nähren die vage Hoffnung der Basler auf ein Erfolgserlebnis.
Für Blaise Matuidi steht ausser Frage, was von seiner Mannschaft gefordert ist: «Wenn wir um den ersten Platz spielen wollen, müssen wir Basel schlagen.» Alles andere würde Fussball-Paris in ziemliche Irritation stürzen. Zumindest bis zum Sonntag und dem Derby de France.