«Real ist nicht nur Cristiano Ronaldo»

Einmal abgesehen von der Hysterie, die die Anwesenheit der Real-Stars in der Stadt auslöst: Was vom FC Basel und Madrid heute Abend im Champions-League-Duell auf dem Platz zu erwarten ist. Auf jeden Fall wird sich Cristiano Ronaldo herausgefordert fühlen.

Real Madrid's Cristiano Ronaldo (R) heads a ball during a training session ahead of a Champions League Group B match against FC Basel in Basel November 25, 2014. REUTERS/Arnd Wiegmann (SWITZERLAND - Tags: SPORT SOCCER) (Bild: Reuters/ARND WIEGMANN)

Einmal abgesehen von der Hysterie, die die Anwesenheit der Real-Stars in der Stadt auslöst: Was vom FC Basel und Madrid heute Abend im Champions-League-Duell auf dem Platz zu erwarten ist. Auf jeden Fall wird sich Cristiano Ronaldo herausgefordert fühlen.

Einen Vorgeschmack auf die Erhitzung, die Real Madrid auslöst, gab es am Dienstag in Basel gleich zweimal an selber Stelle. Um die Mittagszeit sorgte die Ankunft der Spanier am Hotel Trois Rois für ein erstes Gedränge etlicher Schaulustiger. Als sich die Mannschaft abends um Viertel nach sechs dann auf den Weg zum Training in den St.-Jakob-Park machte, setzte ein zweiter Hysterieschub an der Schifflände ein. Zu bestaunen in einem Video, das Real Madrid verbreitet hat:

Die FCB-Spieler, vor allem jene, die schon manche Champions-League-Nacht hinter sich haben, mögen einiges gewohnt sein, Real Madrid bleibt jedoch ein ewigen Zauber verbreitender Fussballclub. Einer, bei dem man ins Schwärmen kommt und für den kein Prädikat zu hoch gegriffen scheint, kein Superlativ übertrieben.

Nehmen wir stellvertretend Derlis Gonzalez, der junge Mann aus Paraguay im Angriff des FCB. «Grossartig», «fantastisch», «Extramotivation» sei es, gegen Real Madrid zu spielen. Oder: «Der Wahnsinn». Ein Traum, sagt er, sei schon in Erfüllung, als er am 16. September im Bernabeu sein Debüt in der Champions League geben durfte. Grosses Fussballkino, das mit Beteiligung der «Königlichen» zu einem Blockbuster wird, egal welches Drehbuch gespielt wird. Und auch wenn dabei eine 1:5-Abfuhr herauskommt.

Nebenbei bemerkt hat Gonzalez im September auch noch sein erstes Champions-League-Tor geschossen in Madrid. Ein sehr schönes obendrein, auch wenn es nur das zum 1:4-Zwischenstand war, nach rasantem Sprint und knackigem Flachschuss aus gut 18 Metern.

Gonzalez schiesst sich in Madrid ins Schaufenster

Ganz nebenbei hat Gonzalez, für den der FCB im vergangenen Sommer offenbar die höchste Investitionssumme aller Neuzugänge aufgeworfen hat, damit das Interesse einiger Clubs geweckt. Im Windschatten eines gewissen Breel Donald Embolo, der in den vergangenen Wochen einem ersten, ordentlichen Hype ausgesetzt war, ehe am Sonntag seine Vertragsverlängerung bekanntgegeben wurde. Was in diesem Geschäft wiederum auch nicht viel heissen muss.

Gonzalez also. Dass er am Tag vor dem Spiel neben Paulo Sousa im proppenvollen Mediensaal sitzt, wird gerne als Hinweis gewertet, dass er tags darauf auch von Anfang spielen wird. Sein Auftritt hatte natürlich auch den ganz simplen Grund, dass die spanischen Gäste sich mit ihm auf Spanisch austauschen konnten.



Derlis Gonzalez of Switzerland's FC Basel during a training session in the St. Jakob-Park training area in Basel, Switzerland, on Tuesday, November 25, 2014. Switzerland's FC Basel 1893 is scheduled to play against Spain's Real Madrid CF in an UEFA Champions League group B matchday 5 soccer match on Wednesday, November 26, 2014. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)

Torschütze im Hinspiel: Derlis Gonzalez. Im Windschatten von Breel Embolo buhlen Clubs um den FCB-Stürmer aus Paraguay. (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

Auf einen, der gegen Real Madrid getroffen hat, verzichtet man als Trainer so oder so ungern. Auch wenn Gonzalez der einzige vorbelastete Spieler ist und bei einer Verwarnung für den Liverpool-Match gesperrt wäre. «Ich hoffe, ein gutes Spiel abliefern zu können und die Mannschaft nicht zu enttäuschen», sagt Derlis Gonzalez pflichtbewusst, «und ich hoffe, dass wir ein gutes Resultat erzielen.»

Ohne Xhaka, Sio und Serey Die

Auf Paulo Sousas Personalkarussell fehlt der gesperrte Geoffroy Serey Die, was bedauerlich ist, bot er doch beim 1:0 gegen Liverpool ein hinreissendes Spiel. Nicht auf dem Trainingsplatz war auch Giovanni Sio, aufgrund einer noch nicht näher diagnostizierten Verletzung in der Knieregion, und für Taulant Xhaka, der sich vergangene Woche, wie auch Sio im Trainingsbetrieb, muskuläre Probleme eingefangen, ist es noch zu früh.

In der Abwehr steht Sousa dafür der vergangenen Sonntag gesperrte Fabian Schär wieder zur Disposition. Ein Dreierblock mit Suchy und Safari sowie dem rechts angebundenen Philipp Degen scheint naheliegend.

Das 1:5 des FC Basel im Bernabeu in der Zusammenfassung:

 

Fabian Frei dürfte wieder ins zentrale Mittelfeld vorrücken, neben Mohamed Elneny, der am Sonntag nur eine halbe Stunde absolvieren musste und sich mit Dauerlaufeinsatz auf höchstem Niveau einen Namen und damit für ein Duell mit Real unentbehrlich gemacht hat.

Mit Derlis Gonzalez und Degen wäre der rechte Basler Flügel die Hochgeschwindkeitsseite, links könnte es auf die zuletzt bewährte Variante mit Luca Zuffi und Shkelzen Gashi hinauslaufen, es sei denn, Sousa hat einen ganz anderen Plan und will dem linken Flügel ebenfalls mehr Tempo verleihen.

Marco Streller hat am Sonntag einen Einsatz ausgeschlossen

Schliesslich hat Marco Streller am Sonntag selbst ausgeschlossen, dass er gegen Real Madrid auflaufen kann: «Ich kann nicht wochenlang Pause machen – und dann ausgerechnet gegen Real einfach so mein Comeback geben. Dazu ist Madrid eine zu starke Mannschaft.»

Von Beginn an wird sich wieder Breel Embolo austoben dürfen, und das gegen eine Real-Innenverteidigung ohne Pepe, den Real-Trainer Carlo Ancelotti zur Schonung in Madrid zurückgelassen hat. Ebenso wie den deutschen Weltmeister Sami Khedira, der aus einer Verletzung zurück ist und eigentlich den frisch verletzten Luka Modric ersetzen sollte.

Die Rolle neben Toni Kroos, einem weiteren Weltmeister im zentralen Mittelfeld, wird wohl Francisco Suarez, kurz: Isco übernehmen. Ein weiterer aufgehender Stern am Madrider Firmament.

Ancelotti kündigt weitgehend die Startelf an, die am Samstag in Eibar 4:0 gewann, also Iker Casillas im Tor, Carvajal als Rechtsverteidiger (zuletzt in der Champions League: Arbeloa), Ramos und Varane (für Pepe) und Marcelo als Linksverteidiger. Davor spielten in einem 4-3-3 Isco, Kroos und James Rodriguez und im Angriff Bale, Ronaldo und Benzema. Allenfalls seinen Aussenbahnspielern (etwa James Rodriguez) gedenkt Ancelotti eine Pause zu gönnen.

Der angestachelte Ehrgeiz des Cristiano Ronaldo

In vorderster Linie wird sich Basel auf Superstar Cristiano Ronaldo und Karim Benzema freuen dürfen. Und beide haben etwas vor: Benzema hat in sämtlichen bisherigen vier Spielen getroffen, was vor ihm in der Champions-League-Gruppenphase erst sieben Spieler geschafft haben. Unter anderem Cristiano Ronaldo, der auf besondere Weise angestachelt sein wird in seinem Privatduell mit Lionel Messi. Der Argentinier hat am Dienstag mit drei Toren beim 4:0-Sieg Barcelonas bei Apoel Nikosia den Rekord in der Champions League auf 74 Treffer geschraubt.

Die komplette Liste
Die ewige Torschützenliste er Champions League
Tore Spieler Nationalität Alter Spielzeiten Einsätze
74 Lionel Messi Arg 27 11 91
71 Raul Spa 37 15 142
70 Cristiano Ronaldo Por 29 12 107
56 Ruud van Nistelrooy Ned 38 11 73
50 Thierry Henry Fra 37 13 118

 

Ob ihm Ronaldos Torhunger Furcht einflösse, wurde Paulo Sousa am Vorabend des Spiels gefragt. Der Portugiese schüttelte den Kopf und meinte, als Portugiese sehe er einen Spieler wie Ronaldo, den er seit den Zeiten als Verbandstrainer kennt, natürlich mit grosser Freude auf dem Platz zu: «Aber auch wenn er in den vergangenen Jahren sehr wichtig war – Real Madrid besteht nicht nur aus Cristiano Ronaldo.»

 

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