Robben – die tragische Figur im Showdown

Wenn kein Wunder geschieht, wird Borussia Dortmund seinen Titel als deutscher Meister verteidigen. Arjen Robben vergab bei der 0:1-Niederlage der Bayern einen Foulpenalty.

Das Tor, das wohl das Titelrennen entscheidet: Robert Lewandowski (Nummer 9) düpiert Manuel Neuer. (Bild: Reuters/WOLFGANG RATTAY)

Wenn kein Wunder geschieht, wird Borussia Dortmund seinen Titel als deutscher Meister verteidigen. Arjen Robben vergab bei der 0:1-Niederlage der Bayern einen Foulpenalty.

Es ist ja nicht ganz neu, dass die Worte, die der Fussball-Lehrer Jürgen Klopp formuliert, ziemlich emotionalisierend wirken können. Der Trainer von Borussia Dortmund versteht es, seine Spieler mitzureissen und mächtig hochzupushen. Vor dem 1:0 (0:0) des BVB gegen den FC Bayern schien nun die ganze Stadt gedopt zu sein mit der kloppschen Rhetorik-Droge. Jedenfalls war die Atmosphäre rauschhaft intensiv im grössten Fussballstadion der Republik, es wurde mit maximaler Leidenschaft gesungen, gepfiffen und geschrieen, auch die erprobtesten Fans von der britischen Insel mussten beeindruckt sein von diesem Ambiente.

Auch die Partie, über weite Teile ein Rasenschach, war nicht schlecht, Klopp sprach nach dem Abpfiff von einem «überragenden Fussballspiel», und gekrönt wurde dieser Abend vor 80‘720 Zuschauern mit einem fantastischen Tor von Robert Lewandowski und einer dramatischen Schlussphase, in der Arjen Robben zur tragischen Figur wurde. Denn der Holländer vergab zunächst einen Foulelfmeter, bevor er in der Nachspielzeit auch noch aus drei Metern über das leere Tor schoss. Wenn kein Wunder mehr passiert, dann wird Borussia Dortmund den Titel verteidigen.

Dortmunds Überfallfussball

Und dieser Erfolg war «verdient», wie Christian Nerlinger, der Münchner Sportdirektor sagte. 
Die Bayern kontrollierten zwar in den meisten Phasen das Spiel, in der zweiten Hälfte waren sie sogar deutlich überlegen, aber die Dortmunder besassen die besseren Chancen, fast immer in Anschluss an lange Bälle. Jakub Blaszczykowski, von Ikay Gündogan angespielt, und Kevin Grosskreutz, der in Manuel Neuer seinen Meister fand, hatten früh die Führung auf dem Fuss.

Die Dortmunder spielten ihre Art Überfallfussball gegen die Ballbesitzmeister aus München, die versuchten, der aufgeheizten Stimmung mit Gelassenheit und Kontrolle entgegen zu treten. Und das gelang in einigen Phasen durchaus, auch wenn den Bayern der grosse Respekt vor dem Titelverteidiger lange Zeit anzumerken war. Kein Wunder, alle kannten die Ausgangslage, die Franz Beckenbauer in einem Fernsehinterview vor der Partie auf den Punkt gebracht hatte. «Wenn Dortmund  gewinnt, dann ist das die Meisterschaft», hatte die Lichtgestalt orakelt, entsprechend vorsichtig gingen die Münchner zu Werke, verlieren wollten sie auf keinen Fall.

Bayern zu harmlos

In der ersten Hälfte hatten die Münchner nur eine richtig gute Chance, als Toni Kroos das Tor mit einem gefährlichen Fernschuss nur um wenige Zentimeter verfehlte (30.). Demgegenüber standen drei, vier richtig gute Dortmunder Möglichkeiten vor der Pause. Doch Kagawa (25.) und Lewandowski mit einem Kopfball an den Posten (37.) vergaben diese Möglichkeiten. «Wir haben in der ersten Halbzeit so gespielt, wie es kaum besser geht gegen den FC Bayern», meinte Klopp.

In der zweiten Hälfte gewannen die Bayern dann immer mehr die Kontrolle, der Ball lief über viele Stationen, und nach einer Stunde war für einige Minuten sogar der Block mit den Gästefans lauter als die schwarz-gelbe Wand im Süden der Arena. Doch Chancen blieben selten. Nach einer Stunde umspielte Franck Ribéry Lukasz Piszczek, verfehlte danach aber das Tor.

Robbens peinliche Momente

Dies war die Phase, in der die Münchner das Titelrennen zu ihren Gunsten hätten entscheiden könnten. Bastian Schweinsteiger, der zunächst überraschend auf der Bank sass, war nun für Thomas Müller im Spiel. Doch der Schuss ging nach hinten loss. Grosskreutz kam nach einer Ecke aus 18 Metern zum Abschluss, Lewandowski stand in der Schussbahn und lenkte den Ball brillant ins Münchner Tor (77.). Der zu zögerlich herausrückende Arjen Robben hatte eine Abseitsposition aufgehoben.

Die Bayern waren geschockt, gelähmt, und als sie sich noch einmal aufrappelten und Weidenfeller Robben am Fuss traf, da folgten die bittersten Momente, in denen die Bayern wohl den Titel verspielten. Robben scheiterte mit dem Elfmeter am Torhüter des BVB (85.) und in der Nachspielzeit aus drei Metern vor dem leeren Tor an den eigenen Nerven. «Ich weiss nicht, was ich sagen muss», gab der Holländer nach dem Spiel tapfer vor der TV-Kamera Auskunft und fügte an: «Peinlich.»

«Wir sind sehr enttäuscht, aber wir haben noch andere Herausforderungen», meinte Nerlinger. Im Pokalfinale können die Bayern sich revanchieren für diesen ernüchternden Abend.

Bundesliga, 30. Runde

Borussia Dortmund – Bayern München 1:0 (0:0). – Tor: 77. Lewandowski 1:0. – Bemerkung: 85. Weidenfeller (Dortmund) hält Foulpenalty von Robben.

Bayer Leverkusen – 1. FC Kaiserlautern 3:1 (1:1). – Tore: 1. Kiessling 1:0. 42. Derstroff 1:1. 57. Rolfes 2:1. 69. Reinartz 3:1. – Bemerkung: Leverkusen mit Derdiyok (bis 62.) und Barnetta (ab 62.).

Hannover – Wolfsburg 2:0 (1:0). – Tore: 44. Diouf 1:0. 77. Ya Konan 2:0. – Bemerkung: Hannover mit Eggimann (bis 79.), Wolfsburg mit Benaglio und Rodriguez.

Nürnberg – Schalke 4:1 (3:0). – Tore: 25. Balitsch 1:0. 37. Simons 2:0. 45. Didavi 3:0. 85. Holtby 3:1. 87. Didavi 4:1. – Bemerkung: Nürnberg ohne Klose und Bunjaku (beide Ersatz).

Hoffenheim – Hamburger SV 4:0 (2:0). – Tore: 17. Vestergaard 1:0. 25. Salihovic (Foulpenalty) 2:0. 51. Johnson 3:0. 59. Schipplock 4:0.

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