Ryder Cup: Stimmung wie im Fussballstadion

Täglich 50’000 aufgepeitschte Zuschauer und ein Wettkampf, bei dem es für die Profis nur um die Ehre geht – das ist der Ryder Cup zwischen Europa und den USA. Gemessen an den TV-Zuschauern kommt dieser Kontinentalvergleich gleich hinter Fussball und Olympia.

Die Spiele mögen beginnen: Der US-Amerikaner Rickie Fowler bei Sonnenaufgang am Freitagmorgen am ersten Loch in Gleneagles vor vollbesetzen Zuschauerpläatzen. (Bild: Reuters/EDDIE KEOGH)

Täglich 50’000 aufgepeitschte Zuschauer und ein Wettkampf, bei dem es für die Profis nur um die Ehre geht – das ist der Ryder Cup zwischen Europa und den USA. Gemessen an den TV-Zuschauern kommt dieser Kontinentalvergleich gleich hinter Fussball und Olympia.

Der Ryder Cup wird seit 1927 gespielt. Europa-USA, das ist eine Prestigeschlacht ohne finanziellen Anreiz, für alle Spieler (je 12 pro Team) das wichtigste Event überhaupt. Es geht nur um die Ehre und den Ehrgeiz, es den anderen zu zeigen. Gemessen an Fernsehzuschauern ist der Ryder Cup das drittwichtigste Sportereignis der Welt – nach Fussball-WM und Sommer-Olympia.

Das Vokabular ist gern martialisch («Das ist Krieg») und stets voller Pathos. US-Kapitän Tom Watson, sonst ein ruhiger Zeitgenosse, meinte jetzt vor der 40. Auflage: «Vergeltung wird unter den Spielern sicher eine grosse Rolle spielen.» Vergeltung der USA für die vielen Niederlagen der letzen 20 Jahre.

Volksfeststimmung und Beethoven

50’000 aufgepeitschte Menschen sind täglich dabei, in einer Mischung aus Volksfest und Fussballplatz. Es wird gebrüllt, gejubelt, gesungen, fast wie in der Stadionkurve. Auch die Spieler, sonst so stoisch konzentriert und cool, lassen die Becker-Fäuste fliegen, feuern sich giftig an, grinsen heimlich nach einem Fehler des Gegners, heulen nach Niederlagen schlosshundgleich oder stürzen sich nach dem Siegputt selbst in einen See – wie Paul McGinley 2002 in Birmingham.

Der Ire McGinley ist 2014 Europas Team-Captain. Die zwölf Spieler kommen aus zehn Ländern. Dass eine Mannschaft als Team Europa spielt, ist einzigartig und erfrischend unnationalistisch. Da bejubeln Engländer und Spanier den Deutschen Martin Kaymer und schottische Golffans einen Holländer, so einer dabei wäre. Als «National»-Hymne für das Europa-Team läuft Beethovens Hymne an die Freude.

Die USA ohne Tiger Woods

2012 gelang dem Deutschen Martin Kaymer der entscheidende Putt zur Titelverteidigung. Europa hat von den letzten sechs Duellen nur eines verloren. Der letzte US-Sieg war 2008 – ohne Tiger Woods. Jetzt ist der Überflieger der vergangenen 20 Jahren nach Verletzung wieder nicht dabei. Ein Omen? Tatsache ist, dass der Exzentriker Woods im Teamwettbewerb regelmässig sehr dürftig aufspielte.

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