Der noch unsichere Transfer von Aleksandar Dragovic zu Inter Mailand lässt nicht nur den FC Basel im Ungewissen, sondern auch seinen Partner in der Innenverteidigung, Fabian Schär. Zusammen weisen sie ausgezeichnete statistische Werte auf.
Die Szene macht eines deutlich: Hier haben sich ganz offenbar zwei gefunden. Fabian Schär trabt bei der Mannschaftspräsentation vor dem Freundschaftsspiel gegen Borussia Dortmund aus der Senftube und wird von einem herzlich begrüsst, der bereits in der Reihe steht. Bester Laune und einen hysterischen Fan imitierend winkt Aleksandar Dragovic ihm zu, seinem Partner in der Basler Innenverteidigung.
Zumindest vorläufig noch, denn der Dunst des möglichen Dragovic-Transfers zu Inter Mailand hält sich hartnäckig über dem FC Basel. Doch anstatt endlich eine Entscheidung bekannt geben zu können, bleibt dem FCB in Person von Sportdirektor Georg Heitz nur, die Kunde seines Unmuts zu verbreiten.
Herausragende statistische Werte
Momentan sieht es danach aus, dass der FC Basel mit dem Duo Schär-Dragovic in die Saison starten wird. Den FCB dürfte das freuen, denn die statistischen Werte der beiden sind eindrücklich.
Seit dem 29. September 2012, als Schär vom damaligen Trainer Heiko Vogel beim Auswärtsspiel gegen Lausanne-Sport zum ersten Mal in die Anfangsformation neben Dragovic gestellt worden war, spielten die beiden wettbewerbsübergreifend 31 Partien Seite an Seite. Dabei kassierte der FCB 23 Tore – durchschnittlich 0,7 pro Spiel (alle Angaben jeweils ohne Treffer in Elfmeterschiessen).
16 Mal zu null gespielt – in 31 Begegnungen
In den 13 Spielen, bei denen einer der beiden oder beide fehlten (letzteres war nur einmal der Fall, als in der zweiten Cuprunde gegen den FC Chiasso Gaston Sauro und Arlind Ajeti in der Innenverteidigung gespielt hatten), kassierte der FCB 18 Tore oder durchschnittlich 1,4 pro Spiel – also doppelt soviel, wie wenn Schär und Dragovic gemeinsam spielten.
Insgesamt blieb der FCB seit der Eingliederung von Schär in 16 Partien ohne Gegentor, wenn er mit Dragovic zusammen spielte. Das entspricht etwas mehr als 50 Prozent der Spiele, während der Wert mit anderen Innenverteidigerkonstellationen bei knapp 25 Prozent liegt. Das sind eindrückliche Zahlen, die zeigen, wie wichtig Konstanz in der Innenverteidigung ist.
Bald könnte ihm sein österreichischer Partner fehlen – und dem FCB die ausgewiesene Konstanz in der Verteidigung. Doch Schär gibt sich betont abgeklärt: «Wechsel gibt es im Fussball immer. Ich werde mich ganz einfach auf eine neue Situation einstellen, so diese denn eintrifft. Es wird auch dann funktionieren.»
Schär kann etwas besser als Dragovic
Schär gibt sich diplomatisch zuversichtlich, bestätigt aber auch, was von aussen betrachtet wahrzunehmen ist: «Drago und ich verstehen uns sehr gut, er gibt mir Sicherheit und ich kann viel von ihm profitieren.»
Fussballerisch versteht sich, doch es gibt Situationen, da liegt der Profit anders rum: «Das einzige, was ich vielleicht besser beherrsche als Drago, ist der Torjubel. Da kann er noch viel von mir lernen», sagt Schär, lacht und erinnert sich des Jubel-Malheurs in Genf, als Dragovic seine Tore etwas gar eigenwillig feierte.
Der Traum von Real Madrid
Das zweite Thema, das Schär ein Schmunzeln entlockt, sind seine fussballerischen Wünsche. Wenn er eine zweite Saison auf diesem Niveau spielt, wohin kann der Weg dann noch führen? «Klar träume ich von einer grossen Liga. Real Madrid, die habe ich schon als Bub gemocht. Das wäre etwas», sagt er und relativiert sofort: «Das sind Träume, zuerst möchte ich mich hier beim FCB weiter bewähren.»
Für seine Entwicklung beim FCB ist es ein Glücksfall, dass ihm mit Murat Yakin ein Trainer auf die Füsse schaut, der einst selbst ein erfolgreicher Innenverteidiger war. «Von Yakin profitiere ich enorm, zumal ich eine ähnliche Spielanlage habe, wie er sie damals hatte.»
Torgefahr als Trumpf
Fabian Schär steht heute für die Generation der Innenverteidiger, die auch im Spiel nach vorne viel leisten. Schär zeigte gegen Dortmund, dass er auch in der Vertikalen seine Qualitäten besitzt.
Da war diese eine Szene, als er in der Verteidigung den Ball erobert hatte und mit ihm gleich über das halbe Feld marschierte. Das war zwar mutig, vielleicht gar übermütig, und führte zu einem Ballverlust, zeigt aber auch die taktischen Ansprüche, die an einen Innenverteidiger heute gestellt werden.
Ein anderer Anspruch ist die Torgefahr. Mit seiner Körpergrösse und Athletik erfüllt Schär diesen – vor allem bei Standardsituationen. Letzte Saison kam er in 38 Spielen auf acht Treffer und belegte als torgefährlichster Verteidiger Platz fünf in der teaminternen Torschützenliste. Dragovic erzielte vier Treffer.
Allerdings gelangen Schär einige seiner Treffer auch vom Elfmeterpunkt. Die Ruhe und das Selbstvertrauen, das er dabei an den Tag legt, ist für einen 21-Jährigen erstaunlich. Nicht zuletzt sein Elfmetertreffer im Halbfinal der Europa-League gegen den FC Chelsea ist Beleg dafür.
Schär verzichtet bei seinen Elfmetern auf Schnick-Schnack und vermeidet es damit, sich wie beispielsweise Xavier Margairaz der Lächerlichkeit auszusetzen. Nein, Schärs Elfmeter sind scharf geschossen – wie einst seines Trainers Freistösse.