«Scott hat die perfekte Sinfonie gespielt»

Nach elf äusserst erfolgreichen Jahren trennen sich die Wege des FC Basel und Scott Chipperfield. Eine Überraschung ist dies nicht mehr, ein sentimentaler Moment aber allemal. Selbst Heiko Vogel tat sich schwer mit den richtigen Worten, fand letztlich aber den perfekten Vergleich für «einen der Allergrössten».

Basel's Scott Chipperfield cheers after scoring for the second time during the Super League soccer match between FC Basel and AC Bellinzona at the St. Jakob-Park stadium in Basel, Switzerland, Saturday, October 30, 2010. (KEYSTONE/Georgios Kefalas) (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

Der FC Basel hat mit einem Communiqué die Katze aus dem Sack gelassen: Nach elf äusserst erfolgreichen Jahren trennen sich die Wege des Vereins und von Scott Chipperfield. Eine Überraschung ist dies nicht mehr, ein sentimentaler Moment für den Basler Fussball aber allemal.

Der FC Basel hat mit einem Communiqué die Katze aus dem Sack gelassen: Der Club schreibt, dass es «einer der schwierigsten Personalentscheide der letzten Jahre» war: Die Vereinsleitung hat beschlossen, den Vertrag des 36-jährigen Australiers nicht noch einmal zu verlängern. Damit geht am kommenden Mittwoch mit dem letzten Heimspiel des Double-Gewinners gegen die Young Boys (20.15 Uhr, St.-Jakob-Park) eine unvergleichliche Ära zu Ende.

Den Verein verlassen muss einer der populärsten Spieler, den die Rotblauen in ihren Reihen hatten. 2001 kam Chipperfield von den Wollongong Wolves nach Basel und wurde zum erfolgreichsten Spieler der Clubgeschichte: sieben Meisterschaften und sechs Cupsiege fallen in die elf Jahre Chipperfields beim FC Basel, dazu sämtliche vier Champions-League-Teilnahmen. In 387 Wettbewerbesspielen trug der unverwüstliche Australier, der vor einigen Jahren auch die Schweizer Staatsbürgerschaft erhielt, das rotblaue Trikot; nur Massimo Ceccaroni und Benjamin Huggel haben mehr Spiele auf dem Buckel.

Der letzte grosse Moment von Lissabon

Die laufende, elfte Saison mit dem FCB war für Chipperfield eine frustierende, weil von Verletzungen geprägte. In der Super League kam er nur noch fünfmal zum Einsatz, davon viermal von der Bank aus. Und dennoch hatte er im Herbst noch einen grossen Moment: Im Champions-League-Auswärtsspiel bei Benfica Lissabon trug er mit einem epischen Rush über «seinen» linken Flügel und der Flanke zum Ausgleichstor von Benjamin Huggel massgeblich dazu bei, dass diese Champions-League-Kampagne überhaupt zu dem werden konnte, was sie wurde.

Danach warf ihn eine schwere Muskelverletzung aus der Bahn, die ihm bis zum heutigen Tag zu schaffen macht. Dennoch hofft Chipperfield, dass es ihm am Mittwoch in seinem Abschiedsspiel für einen kurzen Einsatz reicht: «Eine Minute, vielleicht zehn, ich weiss es nicht», sagte Chipperfield Mittwochnacht bei der Cupsieger-Feier gegenüber der TagesWoche.

Zukunft ungewiss

Wie es mit ihm weitergeht, ist offen. In den Gesprächen des FC Basel mit dem Spieler, das letzte am Donnerstag, wurde auch über einen Anschlussvertrag im Trainer- oder Betreuerstab nachgedacht. Und verworfen. Weil Chipperfield nicht abgeneigt ist, woanders zu spielen. Wenn er seine Gesundheit wiedererlangt habe, fühle er sich fit genug für eine weitere Saison, so Chipperfield. Nach einem verkorksten Jahr aufzuhören, widerspricht seiner Mentalität. Er kann sich, auch das hat er der TagesWoche gesagt, vorstellen bei einem anderen Schweizer Club zu spielen.

Heiko Vogel zierte sich an der Pressekonferenz am Nachmittag zunächst über den Australier zu sprechen. «Scott Chipperfield ist für mich einer der Allergrössten, mehr sage ich dazu nicht.» Er könne Chipperfield mit nichts, was er sage, gerecht werden.

Erste Geige und perfekter Blechbläser

Es war dem Trainer anzumerken, dass der Abschied vom Publikumsliebling ein ganz schwerer Entschluss war. Vogel hätte es gerne bei den wenigen Worten belassen, letztlich brach aber die offensichtliche Bewunderung für diesen Spieler doch noch aus dem Trainer aus. «Ich habe selten einen Spieler erlebt, der so viel Gefühl für Fussball hat. Das ist ein Gott gegebenes Talent, dass kann kein Trainer der Welt einem Spieler beibringen», holte Vogel zu einer wahren Ode an Chipperfield aus.

«Scott hat auf dem Feld eine perfekte Sinfonie abgeliefert. Er hat nicht einen Ton verpasst. Das ist unglaublich.» Er sei kein Dirigent, aber er habe jeden Ton getroffen. «Das schöne ist», schwärmte Vogel weiter, «Scott konnte auch unterschiedliche Instrumente spielen.» Er habe die erste Geige perfekt gespielt, sei ihm nächsten Spiel dann der Blechbläser oder auch Schlagzeuger gewesen. «Das macht Scott bewundernswert.»

Verabschiedung um 19.45 Uhr im Stadion

Der FC Basel möchte einen würdigen Abschied für Benjamin Huggel, Xherdan Shaqiri, Granit Xhaka und Scott Chipperfield. Der Club bittet die Fans am Mittwoch gegen YB (20.15 Uhr, St. Jakobs-Park) bereits um 19.45 Uhr im Stadion zu sein.

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