Siege allein reichen diesem FC Basel nicht mehr

Paulo Sousa will mit dem FC Basel die Resultate nicht nur einfahren, sondern auch fühlen. Und Sportdirektor Georg Heitz stellt schon mal fest, dass der Club seinem neuen Trainer ein Kader zur Verfügung stellt, von dessen Qualitäten er sehr überzeugt ist.

Trainer Paulo Sousa laechelt an einer Medienkonferenz des FC Basel 1893 im Medienzentrum des Stadions St. Jakob-Park in Basel, am Mittwoch, 16. Juli 2014. (KEYSTONE/Georgios Kefalas) (Bild: Keystone/Georgios Kefalas)

Paulo Sousa will mit dem FC Basel die Resultate nicht nur einfahren, sondern auch fühlen. Und Sportdirektor Georg Heitz stellt schon mal fest, dass der Club seinem neuen Trainer ein Kader zur Verfügung stellt, von dessen Qualitäten er sehr überzeugt ist.

Gewinnen, klar. Das will der FC Basel auch in dieser neuen Saison, die für ihn am Samstag in Aarau beginnt, nicht einmal eine Woche nach dem Final der Weltmeisterschaft. Aber gewinnen alleine, das reicht in der heutigen Zeit in Basel nicht mehr. Das musste zuletzt Murat Yakin am eigenen Leib erleben. Ganz nach dem Motto: Zwei Meistertitel in Serie? Naja, ganz nett – aber besonders aufregend war das nicht, oder?

Aber jetzt, da Yakin weg ist, soll alles anders werden. Das heisst, die Resultate, die dürfen natürlich bleiben. Aber die Art und Weise, wie sie eingefahren werden, die soll sich ändern. Der oft doch eher nüchterne Resultatfussball aus Yakins Tagen sollen einem offensiven Spektakel weichen. Anders sind die Ankündigungen nicht zu deuten, die von Paulo Sousa und Georg Heitz an der Vorsaison-Pressekonferenz zu hören waren.

Die Defizite in der Offensive

Der neue Cheftrainer Sousa nimmt keine kleinen Worte in den Mund, wenn er sagt: «Ich will mehr als bloss Resultate. Ich will die Resultate fühlen.» Soll heissen: Im Joggeli werden künftig die richtig grossen Emotionen bedient.

«Natürlich erwarten wir, dass die Leute ihren Spass haben», sagt denn auch Sportdirektor Heitz und verweist auf die Transferpolitik des FCB im Sommer: «Die neuen Spieler sind fast alle offensiv ausgerichtet. Da kann man sehen, wo wir in der letzten Saison Defizite ausgemacht haben.»

Über zwölf Millionen Franken haben die Basler für ihre Neuzugänge ausgegeben. Das sind für Schweizer Verhältnisse beispiellose Zahlen. Aber der FCB kann sich so einen Sommereinkauf leisten, nachdem er in diesem Jahr über 30 Millionen Franken durch die Transfers von Mohamed Salah, Valentin Stocker und Yann Sommer eingenommen hat.

Salahs Fehlen machte sich schon im Frühjahr bemerkbar, als der Spektakelfaktor der Basler Spiele abnahm. Und mit Sommer und Stocker verlor der FCB – wieder einmal – Führungsspieler, die gerade auch mannschaftsintern eine wichtige Funktion inne hatten.

Eine Elf mit lauter Nationalspielern

Kleinere Brötchen backen mögen die Basler deswegen allerdings nicht. Dazu sieht Heitz auch gar keinen Grund, wenn er feststellt, der FCB habe «trotz der Abgänge Qualität im Kader. Man muss nur mal die Nationalspieler zählen, die bei uns unter Vertrag sind. Das sind nicht so wenige.» Elf aktuelle A-Nationalspieler sind es, um genau zu sein, mit Fabian Frei als zwölftem Mann auf dem Sprung. Basel könnte also eine Mannschaft aufs Feld stellen, die nur aus Nationalspielern besteht. Von den Neuzugängen Gashi, González, Kakitani, Vaclik und Zuffi spielt nur Letzterer in keiner Landesauswahl.

Der Club ist von seinem Kader derart überzeugt, dass Heitz mit Blick auf die Spielerliste den Rückschluss auf den Erfolg auf dem Rasen wagt: «Von daher sollte es so schlecht nicht kommen.» Womit er seinen neuen Trainer schon mal zünftig in die Verantwortung nimmt. An Sousa ist es nun, die frisch zusammengestellte Mannschaft auf den richtigen Weg zu schicken.

Gut, ganz zu Beginn der Saison sollte man dann doch keine rotblauen Wunderdinge erwarten. Sousa ist ja schon froh, wenn er mal all seinen Spielern ein erstes Mal von Angesicht zu Angesicht begegnet ist. Der Chilene Marcelo Diaz wird nach der WM erst am Donnerstag zurück erwartet, der japanische Neuzugang Yoichiro Kakitani wird auch erst kurz vor dem Wochenende in Basel eintreffen.

Ägypter Mahmoudi auf dem FCB-Radar

Und dann besteht noch immer die Möglichkeit, dass es zu Änderungen im Kader kommt. Bis am 31. August haben Schweizer Spitzenvereine noch Zeit, einen Zugang aus dem Ausland zu tätigen. Und in den grossen Ligen Europas hat der Transfermarkt eben erst begonnen. Es wäre nicht das erste Mal, dass der FCB noch ganz kurzfristig reagieren müsste.

Ahmed Hamoudi wäre wohl so ein Mann, der im Falle eines Abgangs im zentralen Mittelfeld zum ernsthaften Thema werden könnte. Der Ägypter steht zwar nicht schon mit gepackten Koffern am Flughafen, wie das in seiner Heimat kolportiert wird. Aber Heitz sagt, der FCB habe Hamoudi «auf dem Radar».

Die neuen Spieler, die erst spät dazugestossenen WM-Fahrer, die neuen Ideen, die Sousa einbringen will – das alles wird dazu führen, dass der FCB wohl nicht schon zu Beginn so auftritt, wie sich das der portugiesische Trainer als Endprodukt vorstellt. «Wir werden am Anfang etwas stärker auf die Balance achten», sagt Sousa dazu, «wir müssen bei den Dingen beginnen, die wir schon können.»

Sousas hohe Anforderungen an die Spieler

Das Ziel aber, das hat der 43-Jährige fest im Blick. Es ist eines, das weniger mit dem System zu tun hat, in dem er seine Spieler aufs Feld schickt, da sind Sousa und sein Vorgänger Yakin gar nicht so weit auseinander. Es geht Sousa mehr um das Verständnis unter den Spielern. Sie sollen dereinst so zu einer Einheit werden, «dass jeder der elf Spieler weiss, wie er sich zu verhalten hat, wenn ein anderer auf dem Feld eine Entscheidung gefällt hat».

Das ist eine hohe Anforderung, die Sousa an seine Mannschaft stellt. Und es klingt danach, dass es Profis ohne eine gewisse Spielintelligenz in Basel künftig ziemlich schwer haben werden.

Und das alles im Dienste des bezahlenden Kunden. «Die Fans sollen am Ende des Spiels befriedigt nach Hause gehen», sagt Paulo Sousa, «und das werden wir erreichen. Da bin ich mir ganz sicher.»

Die Veränderungen im Kader des FC Basel (Stand: 16. Juli 2014):

Zuzüge: Sousa (Trainer), Gashi (Grasshoppers), González (Olimpia/Paraguay), Kakitani (Cerezo Osaka), Vaclik (Sparta Prag), Zuffi (FC Thun).

Abgänge: Yakin (Trainer/Spartak Moskau), David Degen (Rücktritt), Seferagic (Schaffhausen), Sommer (Mönchengladbach), Stocker (Hertha Berlin), Voser (Fulham).

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Artikelgeschichte

Am 17. Juli wurde ein Fehler korrigiert. In der ersten Variante stand, Murat Yakin sei zum ZSKA Moskau gewechselt. Richtig ist: Er ist zu Spartak Moskau.

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