Skispringen: Der Osten hebt ab

Am Wochenende gastiert die Elite der Skispringer in Engelberg. In den dicht bepackten Weltcup-Kalender drängen immer mehr Schanzen, auch in Regionen, die man nicht mit den Skiadlern in Verbindung bringt. Und die FIS liebäugelt mit St. Moritz und der neuen Anlage.

Erzurum bei Nacht: Die Kiremitlik-Tepe-Schanze in der Türkei gilt derzeit als die schönste ihrer Art. (Bild: rinder.at)

Am Wochenende gastiert die Elite der Skispringer in Engelberg. In den dicht bepackten Weltcup-Kalender drängen immer mehr Schanzen, auch in Regionen, die man nicht mit den Skiadlern in Verbindung bringt. Und die FIS liebäugelt mit St. Moritz und der neuen Anlage.

Wo steht die schönste Sprungschanze der Welt? In:

a) Norwegen

b) in Deutschland oder

c) in der Türkei?

Die Antwort ist einfach. Wer die architektonisch schönste Schanzenanlage der Gegenwart sehen will, der muss in ein Land fahren, das man mit vielem verbindet, nur nicht mit Skispringen.

Ostanatolien, Russland, Kasachstan…

In Erzurum in Ostanatolien steht dieses sehenswerte Schmuckstück und geht es nach dem Internationalen Skiverband dann werden in absehbarer Zeit auf der Kiremitlik-Tepe-Schanze die Superstars der Adlerszene abheben. Die Universiade hat 2011 bereits in der Türkei stattgefunden.

Erzurum ist nur eines von vielen neuen Schanzenprojekten, die auf die Aufnahme in den Weltcupkalender hoffen. Vor allem in Russland wurden in den vergangenen Jahren hunderte Millionen Franken in neue Sprungschanzen investiert. Sotschi, Tschaikowski, Nishny Tagil, Moskau und dazu noch Almaty in Kasachstan – die Zukunft des Skispringens liegt im Osten. Das ist auch FIS-Direktor Walter Hofer bewusst, der mittlerweile deutlich mehr potenzielle Veranstaltungsorte hat, als Plätze im Weltcupkalender. «Wir haben zum Glück ein Luxusproblem», erklärt der Österreicher.

…alle drängen in den Kalender

Ausgeschlossen ist für den Renndirektor, dass auf Grund der grossen Nachfrage die Saison verlängert wird. Schon jetzt absolvieren die Skispringer in diesem Winter 28 Bewerbe, Olympische Spiele und Teamspringen noch gar nicht eingerechnet. Weit wahrscheinlicher ist es deshalb, dass so mancher etablierte Weltcup-Ort künftig nicht mehr von den Skispringern angeflogen wird.

«Keine Angst, achtzig Prozent der klassischen Orte sind unantastbar», versichert Walter Hofer, «aber wir haben jetzt natürlich die Chance, die Veranstalter ein bisschen unter Druck zu setzen.»

Engelberg scheint sicher, St. Moritz ist die Zukunft

Das einzige Springen, das auf Schweizer Boden stattfindet, scheint vorerst nicht in Gefahr. Selbst dann nicht, wenn mit Simon Ammann der Zugvogel nach dieser Saison die Karriere beendet und auf dem Boden bleiben wird. Engelberg, wo an diesem Wochenende, 21./ 22. Dezember wieder die traditionelle Generalprobe für die Vierschanzentournee stattfindet, hat den Status eines Klassikers und ist bei den Athleten äusserst beliebt. «Wir haben auch den Finnen nicht die Veranstaltungen weggenommen, nur weil sie im Moment sportlich nicht die Rolle spielen wie früher», sagt Hofer.

Dem FIS-Renndirektor schwebt ein ganz anderer Plan vor. Ein Plan, in dem die Schweiz eine zentrale Rolle spielt. In Hofers Zukunftsvision soll der Weltcup-Winter in St.Moritz starten. «Wir wollen, dass der Weltcupauftakt immer in Mitteleuropa stattfindet. St.Moritz wäre da auf Grund seiner Höhenlage ein idealer Ort.» Da allerdings die neue Schanze erst noch errichtet werden muss, «wird das», so Hofer, «erst eine Option für 2017 oder 2018».

Dann, wenn vielleicht auch schon in Erzurum um Weltcup-Punkte gesprungen wird.

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