Sommer hält Penalty in der 92. Minute und der FCB ist weiter

Die Champions League hing an einem seidenen Faden – Yann Sommer sorgte dafür, dass der FCB im Wettbewerb bleibt. In der 92. Minute hielt der FCB-Goalie einen Penalty, und das 1:1 im Rückspiel gegen Molde FK reichte dem FC Basel, um in die Playoffs einzuziehen.

Der entscheidende Moment: Yann Sommer pariert den Elfmeter von Magne Hoseth in der 92. Minute. (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

Die Champions League hing an einem seidenen Faden – Yann Sommer sorgte dafür, dass der FCB im Wettbewerb bleibt. In der 92. Minute hielt der FCB-Goalie einen Penalty, und das 1:1 im Rückspiel gegen Molde FK reichte dem FC Basel, um in die Playoffs einzuziehen.

«Das ist das Leben, das ist Fussball.» Ole Gunnar Solskjaer erwies sich als grosser Sportsmann in einem aufwühlenden Moment. Der Mann, der es mit seinem Siegtor für Manchester United in der Nachspielzeit des Champion-League-Finals 1999 in Barcelona gegen Bayern München zur weltweiten Berühmtheit gebracht hat, war schon wieder sehr gefasst, als er die ganze Dramatik der 92. Minute im St.-Jakob-Park zusammenfasste.

Magne Hoseth trat zum Penalty an, der Molde in der Champions League eine Runde hätte weiterbringen können und Basel in tiefe Tristesse gestürzt hätte. Routinier Hoseth, als junger Mann schon bei Molde FK dabei, als man – auch 1999 – erstmals die Gruppenphase der Champions League erreicht hatte, ist in seiner ganzen Laufbahn ein sicherer Elfmeterschütze gewesen. 50 von 52 Penaltys, so versuchte sich Solskjaer zu erinnern, hat Hoseth verwandelt. «Es ist ein grosser Moment in der Karriere eines Spielers, und die Differenz ist: Trifft er, ist er der Held, hält Sommer, ist er es.»

Der Held ist – wie schon im Cupfinal vor knapp drei Monaten – Yann Sommer. Er tauchte gegen den nicht gut und flach getretenen Schuss aus elf Metern in die rechte Ecke und löste einen Urschrei der knapp 19‘000 Zuschauer im St.-Jakob-Park aus. Und grosse Erleichterung darüber, nicht schon in einem Stadium der Qualifikation gescheitert zu sein, das für den FC Basel schon nicht mehr der Massstab sein kann.

Die miserable erste Halbzeit

Der FC Basel spielte gegen den norwegischen Meister eine miserable erste Halbzeit, und er geriet verdientermassen in Rückstand. Jo Inge Berget traf in der 33. Minute, damit war das Ergebnis aus dem Hinspiel egalisiert und ein ungenügender FC Basel noch mehr verunsichert. Der Schweizer Meister konnte froh sein, nicht höher in Rückstand zu liegen, denn Mattias Moström liess zwei grosse Chancen liegen.

In seinen drei bisherigen Spielen in der Qualifikation zur Champions League war der FC Basel ohne Gegentor geblieben, diesmal verriet er gegen quirlige, aufsässige und spielerisch starke Norweger erhebliche Schwächen. So liess er sich auch beim Gegentor erst sehr einfach den Ball abnehmen, Sommer liess den Schuss des früh für den verletzten Hovland eingewechselten Simonsen abprallen, und Berget, der Molde im Hinspiel noch gefehlt hatte, verwertete den offerierten Ball kühl.

Der FCB, auf dem Weg zum dritten Mal hintereinander die Gruppenphase der Champions League zu erreichen, kam kaum einmal in den Abschluss. Gilles Yapi, ansonsten im ersten Durchgang sehr fehlerhaft, lancierte David Degen, der mit seinem schwächeren linken Fuss daneben schoss.

Vogels Körpersprache

In der Coachingzone verriet die Körpersprache von Heiko Vogel alles: Der FCB-Trainer versank immer tiefer in seinem Pkw-Sessel auf der Fahrt in die Hölle. Ein Ausscheiden in der dritten Quallfikationsrunde ist für den FC Basel zwar nicht unvorstellbar, entspricht aber nicht den Anstrengungen, die dieser Club unternimmt. Schon gar nicht, wenn man sich gegen einen redlichen, aber keineswegs unüberwindbar erscheinenden Gegner eine blendende Ausgangslage mit einem 1:0-Auswärtssieg im Hinspiel geschaffen hat.

Deshalb wurde Heiko Vogel in der Pause auch lauter gegenüber seiner Mannschaft. «Die erste Halbzeit war maximal unzufriedenstellend. Es war eine Frage des Investments, die Mannschaft hatte wohl das Gefühl, dass weniger auch genügend ist. Aber das kann man sich auf diesem Level nicht leisten», kritisierte der FCB-Trainer. Zweikämpfe wurden ungenügend geführt, Pässe unpräzise gespielt, und der Gegner konnte sich frei entfalten – es war ein Bild des Jammers, das der FCB in Durchgang 1 abgab.

FCB legt zu und David Degen trifft

Solskjaer durfte zurecht «sehr stolz» sein auf die Vorstellung seiner Mannschaft. Er attestierte ihr allerdings auch: «In den letzten 20, 25 Minuten hatten wir nicht mehr genügend Energie.» Das Pressing der ersten 45 Minuten war kräftezehrend, und es wiederholte sich, was in Spielen mit Beteiligung des FC Basel sehr oft passiert: Die FCB-Mannschaft raffte sich von schlecht zu genügend auf und hatte nach dem Seitenwechsel physisch und im Zuge dessen auch spielerisch mehr zuzusetzen.

Es häuften sich die brenzligen Situation im Molde-Strafraum, Stocker verfehlte eine Flanke des nach dem Seitenwechsel offensiv stark verbesserten Steinhöfer, Degen scheiterte knapp und Streller kam mit einem Kopfball erstmals in den Abschluss. Es dauerte bis zur 75. Minute, ehe sich der zunehmende Druck des FCB auszahlte. Wieder war es eine Steinhöfer-Hereingabe, Streller legte mit dem Kopf ab und David Degen traf aus kurzer Distanz mit einem technisch feinen Aussenristschuss.

Salahs Debüt, Sauros Elfmeterfoul

Mit dem 1:1 war der FCB eine Runde weiter. Eine Minute vor dem Treffer hatte Vogel unter grossem Beifall Mohamed Salah eingewechselt, und der kleine Ägypter mit der grossen Endgeschwindigkeit hatte in der Folge bei seinem Pflichtspieldebüt im FCB-Dress gleich eine ganze Reihe grossartiger Szenen, vergab aber auch einige gute Chancen, oder wurde – wie in der 79. Minute – von einem prächtigen Reflex von Molde-Keeper Espen Bugge Pettersen gestoppt.

In den letzten Minuten deutete eigentlich wenig darauf hin, dass sich die Norweger noch einmal aufraffen könnten zu einer Schlussoffensive. Scheinbar kontrollierte der FCB die Partie, doch dieser Schein trügte. Gaston Sauro, der eine höchst fahrige Partie bot, leistete sich in der 86. Minute einen Fehler, bügelte diesen aber gegen den einschussbereiten Chukwu mit einem riskanten Tackling wieder aus.

Kein Pardon kannte dann der gute russische Schiedsrichter in der 91. Minute: Bei einer weiten Freistoss-Hereingabe aus dem Halbfeld auf die Höhe des zweiten Pfostens klammerte sich Sauro an seinen Gegenspieler, Innenverteidiger Vegard Forren. Die Quittung war der Elfmeterpfiff. Der Rest der Geschichte die unfassbare Nervenstärke von Yann Sommer.

Sommers grosse Tat ist 2,5 Millionen Franken wert

Der FCB-Goalie allein hielt den FCB auf Kurs, er allein sorgte dafür, dass der Name des FC Basel am Freitag um 12.00 Uhr in Nyon in den Lostöpfen der Playoffs zur Champions League liegt (siehe unten)  – und nicht anderthalb Stunden später bei der Auslosung der Europa League. In Rappen und Franken macht allein dieses Playoff schon einen grossen Unterschied: Umgerechnet 2,5 Millionen Franken Prämie der Uefa ist diese letzte Stufe vor der Gruppenphase wert.

Und schon jetzt steht fest, dass Basel von der dritten September-Woche an in der Gruppenphase des Europacup spielen wird: im besseren Fall in der Champions League und als Verlierer der Playoffs in der Europa League.

«Ich habe mehrfach durchgeschnauft», sagte Heiko Vogel, der nach dem Abpfiff seinen Kollegen Solskjaer herzlich in den Arm genommen hatte, «man erlebt es ja nicht alle Tage, dass die Dramatik so auf die Höhe getrieben wird.» Adrenalin pur hatte der FCB-Tainer in seinem Körper brodeln gespürt, als der Elfmeter gepfiffen wurde: «Da steht man an der Aussenlinie und muss es akzeptieren. Es gab wenig Proteste meiner Spieler – also könnte es einer gewesen sein.»

Vogels leise Lust an der Dramatik

Der FC Basel hat dank der grossen Tat seines Torhüters den Kopf noch einmal aus der Schlinge gezogen. So knapp war es letztmals 2008 in den Playoffs gegen Guimares, als der FCB Glück hatte, dass die Schiedsrichter ein Tor der Portugiesen in letzter Minute wegen Abseits aberkannten, das sich anhand der Fernsehbilder als blitzsauber herausstellte.

«Es ist meistens das Schönste, wenn es so eng wird», meinte Vogel noch, so, als ob er leise Lust auf mehr Dramatik verspürt: «Das ist es doch, warum sich Trainer, Spieler und Zuschauer mit Fussball beschäftigen.» Leicht gesagt für den, der das bessere Ende für sich reklamieren kann.

Champions League, Qualifikation, 3. Runde, Rückspiel
FC Basel–Molde FK 1:1 (0:1)
St.-Jakob-Park. – 18‘567 Zuschauer. – Vladislav Bezborodov (RUS).

Tore: 33. Berget 0:1 (Sommer bekommt Simonsen-Schuss nicht zu fassen und Berget trifft aus kurzer Distanz), 75. David Degen 1:1 (Aussenristschuss mit rechts aus fünf Metern auf Kopfballvorlage Streller und Flanke Steinhöfer).
Verwarnungen: 92. Sauro (Foul), 92. Dragovic (Reklamieren), 93. D. Degen (Unsportlichkeit).

FC Basel: Sommer; Steinhöfer, Sauro, Dragovic, Park; Cabral; D. Degen (89. F. Frei), Yapi (74. Salah), Diaz, Stocker (83. Zoua); Streller. – Ersatz: Vailati (T), Voser, F. Frei, Salah, Kovac, Vuleta, Zoua.
Molde FK: Pettersen; Vatshaug, Hovland (26. Simonsen), Forren, Rindaröy (57. Hoseth); Eikrem (70. Stamnesströ), Hestad; Linnes, Moström, Chukwu; Berget.

Bemerkungen: FCB ohne Alex Frei , P. Degen, Ajeti (verletzt), Andrist, Grether, Schär, Pak, Jevtic, Salvi (ohne Aufgebot). Molde ohne Angan (gesperrt), Gatt (verletzt), Hussain (nicht spielberechtigt). – Linnes nach verletzungsbedingtem Ausscheiden von Hovland Rechtsverteidiger). – Salah nach Einwechslung zweite, hängende Spitze. – 92. Sommer pariert Foulelfmeter (Sauro an Forren) von Hoseth.

Alle Spiele der 3. Qualifikationsrunde im Überblick.

Am Freitag werden in Nyon (12.00 Uhr) die Playoffs zur Champions League ausgelost. Die Ergebnisse der möglichen fünf Gegner (fett) des FCB:

Helsingborg IF (Schweden)–Slask Wrozlaw (Polen) 3:1 (Hinspiel 3:0)
Neftci Baku (Aserbaidschan)–Hapoel Kirjat Schmona (Israel) 2:2 (0:4)
Slovan Liberec (Tschechien)–CFR Cluj (Rumänien) 1:2 (0:1)
Partizan Belgrad (Serbien)– AEL Limassol (Zypern) 0:1 (0:1)
F91 Dudelange (Luxemburg)–NK Maribor (Slowenien) 0:1 (1:4)

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