Sorgenlose Basler gegen selbstbewusste Luzerner

Neue Spannung oder ein Basler Monolog? Am Sonntag (16.00 Uhr, St.-Jakob-Park) wird der Spitzenkampf der Super League zwischen dem FC Basel und dem FC Luzern Antworten liefern.

Mit der guten Laune eines sorgenfreien und in zehn Spielen ungeschlagenen Trainers: Heiko Vogel. (Bild: Keystone/Georgios Kefalas)

Neue Spannung oder ein Basler Monolog? Am Sonntag (16.00 Uhr, St.-Jakob-Park) wird der Spitzenkampf der Super League zwischen dem FC Basel und dem FC Luzern Antworten liefern.

Man muss es so sehen wie Heiko Vogel: Nichts wird entschieden am Sonntag zwischen dem FC Basel und dem FC Luzern, und die Meisterschaft bleibt so lange offen, wie sie rechnerisch nicht eine Endgültigkeit erlangt hat.

Und dennoch wird man Sonntagabend etwas mehr wissen. Das Gipfeltreffen zwischen dem Ersten und dem sechs Punkte zurückliegenden Zweiten der Tabelle, wird Auskunft darüber geben, wieviel Spannung der Super League wenigstens in der Spitze erhalten bleibt. Jetzt, wo im Moment einiges darauf hindeutet, dass es nicht einmal zu einer Barrage kommen wird.

Zu dem, was im fernen Genf passiert, wollte sich FCB-Trainer Vogel am Freitag «aus 250 Kilometer Entfernung kein Urteil erlauben». Es sei jedoch «kein Tag der Freude und für den Schweizer Fussball keine Sternstunde». Er würde sich freuen darüber, «wenn mal wieder positive Schlagzeilen» entstehen würden.

Wider den Basler Monolog

Die nach einem Basler Sieg über Luzern dürfte man sich so vorstellen: «Die Chaos-Liga versinkt in Langeweile», oder: «FCB schüttelt letzten Verfolger ab». Die Meisterschaft wäre – nach menschlichem Ermessen – entschieden. Oder, wie es Murat Yakin sagt: «Die Basler können sich nur selber schlagen. Im Normalfall ziehen sie im Meisterrennen durch.»

Man könnte noch einwenden: Was ist in dieser Saison in der Schweiz schon normal? Immerhin hat Yakin angekündigt, einem Basler Monolog etwas entgegensetzen zu wollen. Im Interview mit «20 Minuten» kündigt der Trainer der Luzerner an: «Gegen den FCB wird die Post abgehen.»

Die Innerschweizer, auf bestem Weg, das Saisonziel Europacup-Platz zu festigen, haben dem FCB bereits zweimal schwer zugesetzt. In der letzten Basler Schaffenskrise fügten sie den Rotblauen die letzte Niederlage bei (1:3). Das war am 20. August 2011, also vor mehr als sechs Monaten. Im Dezember, vier Tage vor dem Champions-League-Clash gegen Manchester, waren die Innerschweizer dem FCB ebenbürtig, aber nicht gut genug.

Marco Strellers Tor (70.) entschied damals eine Partie, nach der Murat Yakin durchaus zu Recht einen Elfmeter für seine Mannschaft beim Stand von 0:0 reklamierte. Und der Ex-Basler gab sich erst gar keine Mühe, seinen Unmut über die Niederlage, den Schiedsrichter (Alain Bieri) und das Basler Publikum und die Pfiffe gegen seinen Bruder Hakan zu verbergen.

Beste Abwehr gegen beste Offensive

Der FC Luzern kann am Sonntag zeigen, dass er es noch besser kann als im Dezember. Es trifft die beste Sturmreihe (FCB mit 41 Toren aus 21 Spielen) auf die beste Abwehrreihe (FCL mit 17 Gegentoren in 22 Spielen). Und es stehen keinerlei Verpflichtungen an, die eine der beiden Mannschaften nicht allein auf diesen Spitzenkampf fokussieren würden.

Und nach der Unruhe am Fussballplatz Luzern, nach einer Privatfehde zwischen Lokalblatt und Trainer, der Dauerdiskussion um Fans und Pyros, hinterliess der FCL beim 2:0 gegen die Young Boys einen sehr guten Eindruck: Defensiv kompakt, das Markenzeichen Yakinschen Fussballs, und vorne markierte Dario Lezcano mit seinen beiden Treffern die neue Luzerner Torgefährlichkeit.

Mit dem Mann aus Paraguay, der seit vier Jahren in der Schweiz spielt (zuvor Wil und Thun) und es in 112 Spielen in Challenge- und Super League auf 20 Tore gebracht hat, haben die Luzerner einen neuen Hoffnungsträger. Murat Yakin weist auf der Club-Webseite auf das Selbstbewusstsein seiner im neuen Jahr noch ungeschlagenen Mannschaft hin (drei Unentschieden, ein Sieg) und erlaubt sich in Erinnerung an den Luzerner Absturz vor einem Jahr den Hinweis: «Ein Spitzenspiel gegen Basel – wer hätte das gedacht?»

Heiko Vogels Serie

Heiko Vogel kann es sich leisten, jegliche Diskussion über die Auswirkungen des Resultats am Sonntag an sich abperlen zu lassen. «Glauben sie mir», sagte er in die freitägliche Journalistenrunde, «bei uns macht sich keiner Gedanken darüber. Es gibt keinen Platz für Rechenspiele.»

Er ist ja auch ein quasi sorgenfreier Trainer, der im Training die frühlingshaften Temperaturen geniesst – was sich bis zum Anpfiff am Sonntag jedoch ändern soll. In der Meisterschaft ist Vogel immer noch ungeschlagen, und von den 15 Spielen ohne Niederlage seit August (11 Siege, vier Unentschieden) gehen zehn (sieben Siege, drei Remis) auf sein Konto.

Verletzungen von Schlüsselspielern muss der Trainer derzeit auch nicht verwalten, und lediglich der gesperrte Aleksandar Dragovic steht am Sonntag nicht zur Verfügung. Den Österreicher, am Mittwoch ein guter Innenverteidiger im Nationalteam beim 3:1 gegen Finnland, mag man sich zwar gar nicht mehr aus der FCB-Abwehr wegdenken, andererseits rückt angesicht seiner Leistungskonstanz der Tag näher, an dem ihm ein verlockendes Angebot auf den Tisch flattert mit jedem überzeugenden Einsatz in Rotblau. Insofern kann eine (Zwangs-)Pause gar nicht schaden.

Kovac oder Kusunga
Wie immer lässt sich Heiko Vogel kein bisschen in die Aufstellungskarten schauen. Zum einen steht die routinierte Variante (Radoslav Kovac) oder die jugendliche (Genséric Kusunga) zur Verfügung, um den gesperrten Dragovic zu ersetzen. Zuletzt gegen Sion spielte Kovac für Abraham, da auch Kusunga gesperrt war. Zum anderen will der FCB-Trainer in die Nationalspieler hineinhorchen und herausfinden, wer womöglich eine Pause benötigt. Jacques Zoua war erst am Freitagmorgen vom Länderspiel mit Kamerun zurück in Basel, ein müder Xherdan Shaqiri setzte mit dem Freitagstraining aus, und Granit Xhaka beendete die Einheit früher als die anderen.

Mögliche Aufstellungen
FCB: Sommer; Steinhöfer, Abraham, Kovac (Kusunga), Park; Shaqiri, Huggel, Xhaka, F. Frei; A. Frei, Streller.
Luzern: Zibung; Thiesson, Puljic, Sarr, Lustenberger; Wiss, Renggli, Kukeli; Gygax, Lezcano, Ferreira.
Bemerkungen: FCB ohne Dragovic (gesperrt), Chipperfield (verletzt), Voser (Aufbau). Luzern ohne Stahel (verletzt).

 

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