Vor dem Heimspiel gegen den FC Sion (Samstag, 17.45 Uhr) herrscht in Basel weniger Rätselraten als auch schon, wenn es um die mögliche Aufstellung geht. Paulo Sousa hat sein Grundgerüst gefunden. Und Davide Calla befindet, der FCB wähle seine Spieler halt so gut aus, dass es nun unter den derzeitigen Bankdrückern zu keiner Revolte komme.
Es gab einmal eine Zeit, noch gar nicht all zu lange her, da herrschte am Tag vor einem Spiel des FC Basel unter den Sportjournalisten Heulen und Zähneklappern. Welche voraussichtliche Aufstellung sollten sie bloss in ihre Zeitung drucken? Manchmal schien es, mit Würfeln sei eine bessere Trefferquote zu erreichen denn mit eigenen Überlegungen, die sich kaum einmal mit den Gedanken von Trainer Paulo Sousa und seinen Schlafüberwachungs-Erkentnissen deckten.
Tempi passati! Sousa scheint seine Pappenheimer inzwischen so gut zu kennen, dass er sich mit seinen Assistenten – und sicher auch den Überwachungsdaten – auf ein eigentliches Teamgerüst geeinigt zu haben scheint. Zwar wissen die Spieler am Tag vor dem Spiel noch immer nicht mit Gewissheit, ob sie auf dem Feld stehen werden. Aber die ganz grossen Überraschungen gibt es nicht mehr.
Auf die Spannung folgt das Grundgerüst
Zwar sagt Davide Calla am Tag vor der Begegnung mit dem FC Sion noch über die Aufstellungsgeheimnisse seines Trainers: «Unter Sousa ist es spannender als unter anderen Trainern, weil viele Spieler im Ungewissen sind. Das gibt eine positive Anspannung.»
Doch zugleich stellt der Flügelspieler auch fest, dass Sousa inzwischen «ein Grundgerüst» gefunden hat, wie er das nennt. Nach einer Anfangsphase des Pröbelns, in der der Trainer gemäss Calla «wohl auch schauen musste, dass alle Spieler ruhig gehalten werden», sind die Fronten klarer.
Mit Marcelo Diaz und Geoffroy Serey Die haben zwei Spieler, die mit ihrer Position im Team nicht zufrieden waren, die Konsequenzen gezogen und sind nach Deutschland abgewandert. Andere, wie Calla, Matias Delgado oder auch der junge Stürmerstern am Basler Firmament, Breel Embolo, müssen sich vorerst gedulden. Es spricht für das Feingefühl des Captains, dass sich Marco Streller nach dem 4:2 bei den Grasshoppers zum Rückrundenstart betont glücklich darüber zeigte, dass es ausgerechnet die Einwechselspieler waren, die das Spiel für die Basler entschieden.
Der FCB verpflichtet den Menschen, nicht bloss den Fussballer
Vorerst aber muss sich Sousa keine Sorgen machen. Einerseits überdeckt nichts mögliche Spannungen in einer Fussballmannschaft besser als anhaltender sportlicher Erfolg. Und davon haben die Basler mit nun sechs Liga-Siegen in Serie derzeit genug. Und andererseits besteht Calla auf der Feststellung, Stellers Ode an die Ergänzungsspieler seien keine Floskeln gewesen: «Der Kitt in der Mannschaft besteht wirklich.» Und Calla weiss auch, warum das so ist: «Der FCB holt halt nicht einfach gute Fussballer, er achtet auch darauf, welche Menschen er unter Vertrag nimmt.»
So sieht es danach aus, als ob Sousa auch für das Spiel gegen den FC Sion nicht all zu viele Wechsel anstreben wird. Und das, obwohl es durchaus Grund gäbe, eine andere als die Stammverteidigung auflaufen zu lassen. Am Mittwoch gegen den FC Porto nämlich wird Fabian Schär mit einer Gelbsperre fehlen.
Trotzdem scheint Sousa seine Innenverteidigung nicht bereits mit Blick auf das Porto-Spiel umbauen zu wollen. «Ich habe nur die Partie gegen Sion im Kopf», sagt der FCB-Trainer. Und was wie eine Floskel klingt, wird durch Mittelfeldspieler Luca Zuffi bestätigt. Der erzählt, dass Porto in der gesamten Vorbereitung noch kein einziges Mal ein Thema gewesen sei.
Salatic? Was soll ein einzelner Salatic ausrichten?
Gar keinen Einfluss auf die Basler Aufstellung wird Veroljub Salatic haben. Jener Mittelfeldspieler, der mit 30 Jahren seinen Wechsel von den Grasshoppers zum FC Sion durchgetrötzelt hat. Wieso auch? Schliesslich hat sich seit dem letzten Spiel gegen die Sittener (1:1 in Basel) noch manch anderes geändert im Wallis. Zum Beispiel auf der Trainerbank, wo dem einen ehemaligen FCB-Idol Admir Smajic ein anderer ex-Liebling der rotblauen Fans folgte: Didier Tholot.
Salatic sei schon ein guter Spieler, sagt Sousa. Einer, der den Sittener Trainer durch seine Klasse im Spielaufbau vielleicht zu einem etwas mutigeren Auftritt inspirieren könnte als zu dem von den Sittenern sonst im Joggeli praktizierten Konterspiel. «Aber», meint Sousa auch, «im modernen Fussball ist es für einen einzelnen Spieler praktisch unmöglich, ein Spiel alleine zu verändern.»
Also dürften die abstiegsbedrohten Walliser im St.-Jakob-Park mit ihrer bekannten Defensivtaktik auflaufen. Und dort auf jene Basler treffen, die inzwischen als Liverpool-Elf bekannt sind, zumal alle Angeschlagenen und Kranken wie Fabian Schär, Fabian Frei, Behrang Safari und Tomas Vaclik wieder an Bord sind.
Und wenn Sousa doch wieder das Überraschungs-Ei auspackt? Dann müssen sich die Journalisten vor den kommenden FCB-Spielen wieder etwas mehr anstrengen, wollen sie die FCB-Aufstellung voraussagen.