Spielvorbereitung beim FCB vor hundert Jahren: «Vor dem Matche wird NICHT geübt»

Andere Zeiten, andere Sitten. Ein Blick auf die Vorgaben des Captains des FC Basel im Jahr 1908 an die Spieler der ersten Mannschaft.

Anweisungen des Captains des FC Basel im Jahre 1908 (l.). Verzichtserklärung für Alkohol und Tabak 1909.

Andere Zeiten, andere Sitten. Ein Blick auf die Vorgaben des Captains des FC Basel im Jahr 1908 an die Spieler der ersten Mannschaft.

Als Emil Hasler 1908 als Captain des FC Basel ein paar Regeln für die Spieler der ersten Mannschaft des Football Club aufstellt, macht er das in einer Welt, die mit der unseren einiges gemein hat – und doch ganz anders ist.

Fussballgeschichten aus der Region

Zum 75. Geburtstag des Fussballverbandes Nordwestschweiz kommt es zu einer ­Kooperation mit der Tages­Woche. Das Ziel: Online soll eine interaktive Geschichte des Fussballs in der Region entstehen, auf der die wichtigsten Ereignisse des regionalen Fussballs, Anekdoten und Erinnerungen auf einer Zeitleiste dargestellt werden. ­

Gewisse Dinge, die 1908 brandneu sind, haben sich bis in unsere Zeit gehalten. Maggi bringt in diesem Jahr den Bouillon-Würfel auf den Markt, die Toblerone wird erfunden und in Basel Kleinhüningen eingemeindet. Andere Sachen sind heute überholt. Das Absinthverbot, 1908 durch eine Volksinitiative eingeführt, ist inzwischen wieder aufgehoben, China und Deutschland haben keine Kaiser mehr, das Osmanische Reich ist Vergangenheit.

So verwundert es nicht, dass auch der Fussball von damals nicht zu hundert Prozent mit dem heutigen Spiel deckungsgleich ist, wie Haslers Schreiben an seine Teamkollegen beweist:

  • Art. 1: Das Betreten des Platzes vor dem Spiel soll möglichst vermieden werden.
  • Art. 2: Die Spieler haben in corpore auf dem Spielfeld zu erscheinen und sofort ihre Plätze einzunehmen.
  • Art. 3: Vor dem Matche wird nicht geübt.
  • Art. 4:Die Spieler haben nur in blau-roten Hemden und in dunkelblauen oder schwarzen Hosen anzutreten. Helle Strümpfe sind tunlichst zu vermeiden.
  • Art. 5:Kritiken sind erst nach dem Matche anzubringen und soll während dem Spiele alles unnötige Reden gänzlich vermieden werden.

Wir lernen: Gemotzt und dumm geredet wurde auf dem Fussballplatz schon vor über 100 Jahren. Dass man sich aber nicht einspielen darf, erscheint in heutiger Zeit doch etwas merkwürdig.

Durchaus unserem Verständnis entspricht dagegen das Dokument aus dem Jahr 1909, in dem sich die Spieler der ersten FCB-Mannschaft verpflichten, im Vorfeld der Spiele keinen Alkohol zu trinken – und sogar während der gesamten Saison nicht zu rauchen.

Und sogar die Passage «Ausnahmen können durch den Captain bewilligt werden» könnte heute noch so gehalten werden, wie dieses kleine Schmankerl aus dem Jahr 2012 beweist.

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