Nach der 1:2-Niederlage gegen Paris Saint-Germain droht dem FC Basel das europäische Aus. In drei Wochen kommt es zur Direktbegegnung mit Ludogorets Razgrad, dem Gegner um Platz 3. Für Georg Heitz ist das keine kapitale Partie. Vielmehr unterstreicht der Sportdirektor im Kurzinterview die erste Halbzeit, in der der FCB Paris «einigermassen gut kontrolliert hat».
Georg Heitz, was sagen Sie mit ein paar Stunden Abstand zur 1:2-Niederlage des FC Basel gegen Paris?
Gegen solche Gegner sagt man immer das Gleiche: Es mag keine Fehler leiden, schon die kleinsten können den Unterschied machen. Insgesamt haben wir aber eine ordentliche Leistung gezeigt. Man muss einfach auch anerkennen, über welche Klasse diese Pariser Mannschaft verfügt. Wie sie den Ball zirkulieren lässt, das war schon beeindruckend.
Beeindruckender als im Hinspiel im Prinzenpark?
Paris hatte den stärkeren Auftritt als vor zwei Wochen. Sie haben ihre Lehren gezogen aus dem Hinspiel, ich würde das Resultat auch darauf zurückführen. Sie liessen sich nicht mehr überraschen, wie in den ersten 20, vielleicht 30 Minuten des Hinspiels.
Hat sich denn der FCB überraschen lassen nach dem Hinspiel?
Überhaupt nicht. Es war ja auch nicht so, dass der Gegner in der Startphase gleich sieben Grosschancen gehabt hätte. In der ersten Halbzeit haben wir Paris einigermassen gut kontrolliert, wie ich finde, wir liessen wenig zu. Im zweiten Durchgang haben wir dann aber Fehler gemacht, die das Spiel bereits früher hätten entscheiden können. Schon vor dem Ausgleichstreffer. Da muss man auch ehrlich sein.
Die beeindruckenden Zahlen zum Spiel: Paris spielt doppelt so viele Pässe wie der FCB, ist bei der Passquote erfolgreicher, hat den Ball doppelt so lange in seinen eigenen Reihen und muss weniger laufen als die Basler. Kurz: Die Franzosen lassen Ball und Gegner laufen.
* Durchschnitt der 4 Champions-League-Gruppenspiele | Quelle: uefa.com FCB gegen den PSG – die Statistik FCB–PSG 1:2
PSG–FCB 3:0
FCB Ø*
FCB PSG PSG FCB Ballbesitz in Prozent 36 64 64 36 k.A. Pässe gespielt 353 716 771 355 420 Pässe angekommen 281 658 647 290 353 Passquote in Prozent 80 92 90 81 84 gelaufene Kilometer 106,6 104,9 108,8 111,1 108,9 Schüsse 9 17 13 10 10 Schüsse aufs Tor 2 8 6 1 2,75 Schüsse neben das Tor 5 7 5 7 4,75 Gehaltene Schüsse 7 1 2 2 4 Pfosten/Latte 0 0 1 3 0,75 Balleroberungen 45 60 35 35 k.A. Fouls 14 8 14 18 17,5 Abseits 1 8 3 2 2,5 Eckbälle 3 10 3 5 4
Als Gründe für die Niederlage wurde am Dienstagabend immer wieder die fehlende Klasse oder die fehlende Erfahrung genannt, Letzteres auch von Trainer Urs Fischer. Was sagen Sie als Sportdirektor dazu?
Fehlende Klasse, damit bin ich nicht unbedingt einverstanden. Ich bin nach wie vor überzeugt, dass wir an einem super Abend auch gegen eine solche Mannschaft punkten können. Schliesslich hat gegen PSG nicht viel gefehlt. Natürlich muss man aber sagen, dass ein Punktgewinn ein glückhafter gewesen wäre. Trotzdem: Ich glaube nicht, dass Thomas Meunier beim Schuss zum Siegtreffer den Ball in 99 von 100 Fällen so trifft.
Das trifft für Ihre Spieler ebenfalls zu. Zumal Akteure wie beispielsweise Renato Steffen, Birkir Bjarnason, Marc Janko oder Seydou Doumbia momentan nicht zu ihrer Form finden.
Für Offensivspieler sind solche Partien gegen diese Gegner sehr schwierig. Klar kann es jeder der Genannten eigentlich besser. Aber wenn einer dieser Angreifer gleich zu Beginn ein Tor erzielt, dann ist die Wahrnehmung ihrer Leistung gleich eine andere.
Deutlich bessere Offensivleistung von Paris: Mehr als zwei Schüsse brachten die Basler nicht auf das Pariser Tor: Matias Delgado (Nummer 10) scheiterte am Torhüter, Luca Zuffi (Pfeil mit Ball) überlupfte diesen mit seinem Schuss, respektive seiner Flanke, wie er im Nachgang frank und frei zugab. Der Rest sind zwei geblockte Schüsse Geoffroy Serey Dies (gelb umrundet), und fünf Versuche, die das Ziel verfehlten.
Paris Saint-Germain versuchte es seltener aus der Distanz und ingesamt deutlich häufiger als Basel. Neun Versuche flogen neben und acht auf das Tor, zwei davon an Tomas Vaclik vorbei.
Die Offensivaktionen des FC Basel (links) und von Paris Saint-Germain (rechts). Tore: Ball. Schüsse auf das Tor: grüne Pfeile. Schüsse vorbei: rote Pfeile. Geblockte Schüsse: gelb umrundete Spieler. (Bild: Screenshot sueddeutsche.de)
In drei Wochen sind nicht zuletzt die Offensiven gefordert, wenn es gegen Ludogorets Razgrad um den dritten Platz geht. Ein kapitales Spiel für den FC Basel, der auch im Frühjahr 2017 europäisch vertreten sein will.
Für mich ist das kein kapitales Spiel. Ein kapitales Spiel ist eines, bei dem es um die Meisterschaft geht. Oder um die Qualifikation für die Champions League. Jetzt alles an den zwei Partien gegen Razgrad festzumachen, scheint mir falsch zu sein. Auch wenn es in dieser Gruppe A von Anfang an klar war, dass es schwierig werden würde und vermutlich der FCB und Razgrad den dritten Rang unter sich ausmachen werden.
Was würde es für den FC Basel bedeuten, wenn er sich aus dem internationalen Geschäft verabschieden müsste?
In erster Linie würde das heissen, dass wir ein Ziel verpasst haben. Nicht mehr. Aber auch nicht weniger. Die Geschichte des FC Basel würde aber genau gleich weitergehen. Wenn es so kommt, was ich nicht glaube, dann ist das kein kapitales Ausscheiden in der Vereinshistorie.
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