Spurs–FCB: Es ist angerichtet

David Degen ist der international am häufigsten eingesetzte Spieler aller Viertelfinalisten, Alex Frei der beste Torschütze, Fabian Schär der gefährlichste Verteidiger und so weiter und so fort: Ein paar Zahlen, Fakten und Stimmen zum Europa-League-Spiel Tottenham Hotspur gegen den FC Basel (21.05 Uhr).

The entrance of the White Hart Lane Stadium is pictured, in London, Great Britain, Wednesday, April 3, 2013. Switzerland's FC Basel will play the UEFA Europa League quarterfinal first leg soccer match against Britain's Tottenham Hotspur, on Thursday, Apri (Bild: Keystone/JEAN-CHRISTOPHE BOTT)

David Degen ist der international am häufigsten eingesetzte Spieler aller Viertelfinalisten, Alex Frei der beste Torschütze, Fabian Schär der gefährlichste Verteidiger und so weiter und so fort: Ein paar Zahlen, Fakten und Stimmen zum Europa-League-Spiel Tottenham Hotspur gegen den FC Basel (21.05 Uhr).

315 Tore in 184 Spielen

Für den FC Basel ist das Viertelfinal-Hinspiel in London nach der offiziellen Zählweise der Uefa der 185. Match in den europäischen Wettbewerben. Bis dato sind 81 Siege, 38 Unentschieden und 65 Niederlagen zusammengekommen. Das Torverhältnis dieser positiven Bilanz beträgt 315:271. Zum Vergleich: Tottenham Hotspur hat erst 161 Spiele absolviert, davon aber mehr gewonnen und mehr Tore erzielt (89-36-36; 325:164 Tore).

FCB – das Marathonteam

Seit dem Auftakt seiner internationalen Kampagne am 17. Juli in der estnischen Hauptstadt Tallin und dem 2:0-Auswärtssieg beim FC Flora hat der FC Basel 16 Spiele in der Champions-League-Qualifikation und in der Europa League bestritten – kein aktueller Europacup-Teilnehmer war öfter im Einsatz. Das Programm ist quasi eine halbe Saison zusätzlich, die der FCB zu bewältigen hat. Auswärts hat der FCB nach Tallin auch noch in Molde gewonnen (1:0); ansonsten kamen drei Niederlagen und drei Remis dazu.

FCB – der letzte Meister

Der FC Basel ist der letzte verbliebene nationale Meister in den Viertelfinals, die Spurs der einzige im Wettbewerb verbliebene Club, der die Europa League, das heisst deren Vorläufer, den Uefa-Cup schon gewonnen hat. Gleich zweimal sogar, dafür liegt das schon eine Zeit lang zurück: 1972 und 1984.

Die vier Paarungen gab es noch nie

Erstmals seit der Umwidmung in die Europa League (2008/09) kommen die acht Viertelfinalisten aus sechs Ländern (bisher jeweils aus fünf). England ist als einziger Verband mit drei Clubs vertreten. Ausser Benfica Lissabon stand noch keiner der anderen sieben Clubs im Viertelfinal des neuen Wettbewerbs, die Portugiesen erreichten die Runde der letzten Acht dafür bereits zum dritten Mal. Was sehr aussergewöhnlich ist: Keine der vier Paarungen gab es zuvor schon einmal im Europacup:

Auslosung Halbfinals: 12. April in Nyon
Halbfinals: 25. April/2. Mai
Final: 15. Mai in der Amsterdam ArenA
Europa League, Viertelfinals
    4. April 11. April
Tottenham Hotspur FC BASEL    
Chelsea FC Rubin Kasan    
Fenerbahce Istanbul Lazio Rom    
Benfica Lissabon Newcastle United    

Der ewige Degen

David Degen, man kann es kaum glauben, ist unter allen Spielern der acht Viertelfinalisten derjenige mit den meisten Europacup-Einsätzen: 44 hat der 30-jährige Lampenberger bestritten. Dahinter folgt Luisao von Benfica mit 43. In Degens Sammlung ist auch der Viertelfinal 2006 in Middlesbrough, als der FCB nach einem 2:0-Hinspielerfolg und einer 1:0-Führung im Riverside-Stadium noch 1:4 unterging und es verpasste, die Halbfinals eines Europacup-Wettbewerbs zu erreichen. Nun bietet sich dem FCB zum zweiten Mal die Chance.

Degen: «Wir sind unberechenbar»

«Wir haben viele Spieler mit internationaler Erfahrung», sagt David Degen und traut einer unter Murat Yakin gefestigten und stabilen Mannschaft einiges zu: «Wir sind unberechenbar, können uns zurückziehen oder umschalten auf Pressing. Wir sind soweit, dass wir selbst wissen, wie wir auf Platz agieren müssen. Der Trainer gibt etwas vor, und die Mannschaft setzt es um – das macht ein starkes Team aus.»

David Degen stand übrigens in den Reihen der Young Boys, die in den Europa-League-Playoffs 2010/11 auf Tottenham trafen, in Bern nach einer halben Stunde 3:0 führten, aber noch die Anschlusstreffer zum 3:2 hinnehmen mussten. Eine Woche später fasste YB an der White Hart Lane ein diskussionsloses 0:4 – durch drei Tore von Peter Crouch, jeweils auf Vorlage von Gareth Bale.

Keiner traf öfter als Alex Frei

Noch ein Rekordhalter in Reihen des FCB: Kein Spieler unter den Viertelfinalisten hat mehr Tore auf europäischem Niveau erzielt als Alex Frei – 32 in 59 Spielen. Maximal zwei Einsätze können noch dazukommen, bevor Frei am 14. April seine Fussballschuhe an den Nagel hängt und Sportdirektor beim FC Luzern wird.

Der gefährlichste Verteidiger: Fabian Schär

Der FCB hat noch einen weiteren bemerkenswerten Spieler aufzuweisen: Fabian Schär hat die meisten Tore als Abwehrspieler aller acht Viertelfinalisten erzielt. Mit vier Assists ist Mohamed Salah hinter Jose Barkero (UD Levante) der zweitbeste Vorlagengeber. Salah ist auch der Spieler, der mit am häufigsten aus dem Abseits zurückgepfiffen wurde (elf Mal, Spitzenwert: Moussa Sow von Fenerbahce mit 17 Abseitsstellungen). Mehr Fouls als FCB-Mittelfeldspieler Cabral (23) hat nur noch Marco Donadel (Napoli) begangen.

Die aktuelle Torschütenliste der Europa League:

*Nicht mehr im Wettbewerb
**Nicht mehr spielberechtigt nach Wechsel zum FC Basel
***Weitere Spieler mit 4 Toren

Libor Kozak Lazio Rom 8
Edinson Cavani* Napoli 7
Rodrigo Palacio* Inter Mailand 6
José Rondon Rubin Kazan 5
Raul Bobadilla** Young Boys 5
Jermain Defoe Tottenham 4***
Marco Streller FC Basel 4
Gareth Bale Tottenham 3
Fabian Schär FC Basel 3

Der späte FCB

Ausserdem herausstechend: Zehn seiner zwölf Tore hat der FCB seit Einstieg in die Gruppenphase nach Anbruch der 60. Spielminute erzielt.

Teure White Hart Lane

1800 Tickets bekam der FC Basel für das rund 36’000 Zuschauer fassende Stadion an der White Hart Lane entsprechend der üblichen Kontingentierung zugesprochen. Bis zu 54 Pfund Sterling (77 Franken) kosteten die besseren Tickets, was im Vergleich zur Premier-League-Preispolitik ein Schnäppchen ist. Da liegt Tottenham, das Saisontickets bis zu 1895 Pfund (2717 Franken) anbietet, mit einem Eintrittspreis von 81 Pfund (116 Franken) in der Spitzengruppe. Das teuerste Pflaster in England ist das Emirates Stadium, wo der Arsenal FC nach einer Erhebung 126 Pfund (180 Franken) abkassiert.

Parker: «Machen uns keine Illusionen»

Scott Parker, der Mittelfeld-Puncher der Tottenham Hotspur, ahnt, was die Fans über die Partie denken: «Die Schweizer Liga wird nicht als die stärkste angesehen. Aber ich erinnere daran, wie Basel vergangenes Jahr Manchester United aus der Champions League rausgeworfen hat. Es wird ein schweres Spiel, da machen wir uns keine Illusionen.»

Der ewige Friedel

Im Tor der Nordlondoner wird wohl erneut Brad Friedel stehen, obwohl sich Hugo Lloris, der französische Nationalkeeper, aus einer Knieverletzung zurückgemeldet hat. Der aus Ohio stammende Friedel ist mit 41 Jahren der älteste Spieler im Wettbewerb, drei Jahre älter auch als FCB-Trainer Murat Yakin und sogar sechs Jahre älter als sein eigener Coach, Andre Villas-Boas. Friedel hat in seiner Karriere fast 800 Spiele bestritten, darunter 82 Länderspiele für die USA. Im Europacup sind es überschaubare 32 Einsätze, darunter das Uefa-Cup-Gruppenspiel am 2. November 2006 mit den Blackburn Rovers gegen den FC Basel (3:0).

FCB ohne Sieg in England

Überhaupt die Bilanz des FCB gegen englische Mannschaften: drei Siege, fünf Remis und acht Niederlagen. Auswärts hat es in acht Anläufen noch zu keinem Sieg gereicht: drei Remis und fünf Niederlagen stehen zu Buche. In London gab es im Oktober 2009 ein (sehr unglückliches) 0:1 beim FC Fulham. Tottenham bringt es gegen Teams aus der Schweiz auf drei Siege und zwei Niederlagen. Es waren stets sehr torreiche Begegnungen – was als Versprechen wie Bedrohung zugleich verstanden werden kann.

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