Sternstunden und Rückschläge – die 46 Spiele des FC Basel in der Champions League

Am Dienstag startet der FC Basel gegen Ludogorets Razgrad in seine siebte Champions-League-Saison (20.45 Uhr). Die Basler wurden in bisher 46 Spielen zum Schrecken der englischen Teams, mühten sich mehrmals mit Rumänen ab, erlebten bittere Niederlagen im nahen Ausland und boten dem Publikum im St.-Jakob-Park immer wieder das, wofür es ins Stadion kommt: Spektakel und grosse Emotionen.

Basel's Marco Streller, left, and Basel's Alexander "Alex" Frei, right, celebrate after the UEFA Champions League Group C soccer match between Switzerland's FC Basel and England's Manchester United FC at the St. Jakob-Park stadium in Basel, Switzerland, W

(Bild: Keystone/LAURENT GILLIERON)

Am Dienstag startet der FC Basel gegen Ludogorets Razgrad in seine siebte Champions-League-Saison (20.45 Uhr). Die Basler wurden in bisher 46 Spielen zum Schrecken der englischen Teams, mühten sich mehrmals mit Rumänen ab, erlebten bittere Niederlagen im nahen Ausland und boten dem Publikum im St.-Jakob-Park immer wieder das, wofür es ins Stadion kommt: Spektakel und grosse Emotionen.

Urs Fischer hat es geschafft. Doch noch. Nachdem er letzte Saison in der Qualifikation an Maccabi Tel Aviv scheiterte, steht er als Trainer des Meisters erstmals in der Gruppenphase der Champions League. Dort trifft der FC Basel am Dienstag um 20.45 Uhr im St.-Jakob-Park auf den bulgarischen Champion Ludogorets Razgrad.

Fischer ist der zweite Zürcher Trainer an der Basler Seitenlinie im wichtigsten Clubwettbewerb Europas. Mit dem ersten haben die vielen emotionsgeladenen Nächte in der Königsklasse vor 14 Jahren begonnen:

Saison 2002/03 – die Premiere und erste Sternstunden gegen Liverpool

Bernard Thurnheer konnte in der Nachspielzeit «nur noch Vokale absondern», wie er es nannte. In den letzten Sekunden gegen Celtic Glasgow, im letzten Spiel der Qualifikation. Am Ende dieser Nachspielzeit fand der Kommentator die Worte wieder und sendete in die fussballinteressierten Stuben der Fussballschweiz: «Hallo Champions League, darf ich mich vorstellen: Ich bin der Neue, ich bin der FC Basel.»

» Die Höhepunkte der Partie in der Zusammenfassung, Zitat Thurnheer inklusive

Zum ersten Mal in der Geschichte qualifizierten sich die Basler für die Champions League. Unter Trainer Christian Gross, der in den 1990er-Jahren mit den Grasshoppers bereits zweimal in den Wettbewerb aller Wettbewerbe vorgestossen war. Und wie mit den Zürchern, die gegen die Glasgow Rangers den ersten Sieg einer Schweizer Mannschaft in der Champions League realisiert und das grosse Ajax Amsterdam bezwungen hatten, erlebte Gross auch in Basel die ersten Sternstunden.

Zweimal gewann der FCB in der Gruppenphase gegen Spartak Moskau. Die herausragendste Leistung aber bot der Schweizer Meister im Heimspiel gegen die vermeintliche Übermacht aus Liverpool: Nach der 2., der 22. und der 29. Minute führten die Basler durch die Tore von Rossi, Gimenez und Atouba mit 3:0, am Ende stand es 3:3.

Die Höhepunkte einer unvergessenen Partie:

Der FCB stiess in die Zwischenrunde vor. Dort besiegte er Deportiva la Coruna, trennte sich von Manchester United unentschieden und gewann im letzten Spiel der ersten Champions-League-Saison gegen Juventus Turin mit 2:1. Leistungen, die in Basel Hunger machten auf mehr – doch dieser Hunger wurde ganze fünf Jahre nicht mehr gestillt, weil der FCB in der Qualifikation an den Hürden Inter Mailand (2004) und Werder Bremen (2005) scheiterte.

Saison 2008/09 – ein einziger Punkt und das Ende der Ära Christian Gross

Eren Derdiyok stand seit etwas mehr als einem Jahr im Kader der ersten Mannschaft, zwei Jahre zuvor hatte er noch bei den Old Boys auf der Schützenmatte gespielt. Und dann erlebte der damals 20-jährige Schweizer mit türkischen Wurzeln im Camp Nou gegen den FC Barcelona den grössten Moment in seiner noch jungen Karriere: Er wurde in der 69. Minute für Marco Streller eingewechselt und schoss zwölf Minuten später sein erstes Tor in der Champions League.

Eren Derdiyoks 1:1 im Camp Nou:

Es blieb Derdiyoks einziges Tor im Basler Dress. Und das 1:1 gegen Lionel Messis Barcelona blieb Basels einziger Punkt. Nach fünf Jahren ohne Sternenliga hatte der FCB zwar gegen Göteborg und Vitoria Guimaraes die Qualifikation für die Gruppenphase überstanden. In dieser erzielte er aber gerade mal zwei Tore und verlor gleich fünfmal: gegen Shaktar Donezk, Sporting Lissabon und zu Hause gegen Barcelona gleich mit 0:5.

Zudem war der dritte Platz in der Liga hinter dem Meister FC Zürich und den Young Boys eine Enttäuschung. Christian Gross wurde als Trainer entlassen und durch Thorsten Fink ersetzt. Und unter dem Deutschen sollte der FCB nach einem Jahr Absenz in die Königsklasse zurückkehren.

Saison 2010/11 – verpasster Start und glücklose Schlussminuten gegen die Bayern

Wer weiss, was möglich gewesen wäre, hätte der FC Basel die erste Viertelstunde in der Gruppenphase nicht verschlafen. Auswärts in Rumänien lagen die Schweizer nach zwölf Minuten gegen Cluj bereits 0:2 in Rückstand. Valentin Stocker brachte die Hoffnung mit seinem Tor zwar nochmals zurück. Aber am Ende stand eine Niederlage zu Buche, die ein Weiterkommen in der Gruppe mit Bayern München und der AS Roma beinahe unmöglich machte.

Dazu kam, dass die Überraschung gegen die Bayern in Spiel zwei in Reichweite lag, aber am Ende eben doch ausblieb. Alex Frei erzielte die Führung gegen die Münchner des Louis van Gaal, dieses Prachtstor nach Marco Strellers Vorarbeit mit der Hacke. Die Führung hielt, bis Bastian Schweinsteiger in der 56. Minute den Ausgleich erzielte – vom Elfmeterpunkt, an dem er nach Benjamin Huggels Foul an Thomas Müller stand.

Und ausgerechnet an diesem Abend musste Schweinsteiger zum ersten Mal in seiner Karriere zwei Tore in der Champions League erzielen. In der 89. Minute beendete er im ausverkauften St.-Jakob-Park die Hoffnung aller Basler auf einen Punkt gegen den deutschen Überverein.

Alex Freis Prachtstreffer und Bastian Schweinsteigers Tor in letzter Sekunde:

Saison 2011/12 – erster Einzug in die K.o-Phase und die höchste Niederlage in der Königsklasse

Am Ende musste gar Manchester United dran glauben. Marco Streller mit einem Aufsetzer per Direktabnahme und Alex Frei mit dem Kopf nach Xherdan Shaqiris Präzisionsflake erzielten im letzten Gruppenspiel die Treffer gegen David de Gea. Und nach dem 3:3 im ersten Spiel gegen das Team Sir Alex Fergusons war spätestens mit diesem Sieg klar, dass dem FC Basel englische Mannschaften liegen. Manchester, eine der grössten von ihnen, schied nach dieser Basler Nacht der Träume aus der Champions League aus – und der FCB stand im Achtelfinal.

Der Sieg gegen Manchester United:

Mit diesem Sieg ging es in die Weihnachtsferien. Die Geschenke im Achtelfinal blieben später aus, an diesem Abend des 13. März in München. Das Rückspiel wurde zum Debakel.

Allein Mario Gomez traf in der Allianz-Arena viermal. Und weil sich auch Arjen Robben mit zwei Treffern und Thomas Müller mit einem nicht zurückhalten konnten, stand am Ende mit 0:7 die höchste Basler Niederlage in der Champions League fest – im ersten Spiel des FCB in einer K.o.-Phase des Wettbewerbs.

Dieses 0:7 bleibt in Erinnerung. Und eben nicht der 1:0-Sieg im Hinspiel. 

Achtung an alle Basler, die sich den Start in die Woche nicht verderben lassen wollen:

Saison 2013/14 – Chelsea muss dran glauben

Vielleicht waren es die Nachwehen des 0:7 in München. Oder vielleicht liegen die Rumänen aus Cluj dem FCB einfach nicht. Sie machten den Schweizern in der Qualifikation der Saison 2012/13 einen Strich durch die Rechnung, die nächste Teilnahme an der Königsklasse wurde um ein Jahr verschoben. Dann aber erreichte der FCB die Gruppenphase nach Siegen gegen Maccabi Tel Aviv und Ludogorets Razgrad, den ersten Gegner in der Gruppenphase 2016/17.

Unter Murat Yakin stärkten die Basler ihre Stellung als Schreck der englischen Mannschaften. Die vermeintliche Übermacht Chelsea wartete in der Gruppe mit Schalke und Steaua Bukarest. Und die Londoner mussten sich dem Schweizer Meister gleich zweimal geschlagen geben.

Dabei ging der Stern des Mohamed Salah auf, des ersten Ägypters beim FC Basel. Er erzielte beim 2:1-Auswärtssieg den Ausgleich und beim 1:0-Erfolg im St.-Jakob-Park das einzige Tor. Das beeindruckte Chelsea derart, dass sie sich wenige Wochen darauf die Dienste Salahs sicherten.

Mohamed Salahs Tor gegen Chelsea und die Ekstase des ägyptischen Kommentators:

Die K.o.-Phase erreichten die Basler trotz der Erfolge gegen Chelsea nicht. Aber nach dem Halbfinal aus der Vorsaison stiess der FCB in der Europa League bis in den Viertelfinal vor und scheiterte dort mit 0:5 im Rückspiel an Valencia.

Wenig später endete die Zeit unter Trainer Murat Yakin, in der die Erfolge gegen Chelsea und der Halb- und Viertelfinal in der Europa League den FCB in die nächsthöhere Liga des europäischen Clubfussballs hob.

Saison 2014/15 – Die nächsten Sternstunden gegen Liverpool

Auf Murat Yakin folgte der portugiesische Übungsleiter Paulo Sousa, unter dem die Arbeit in Basel den nächsten Schritt in Sachen Technologisierung machte. Die Daten der Spieler wurden zuweilen auch in der Nacht erfasst, ein Datenanalyst stand auf der Gehaltsliste und die Trainings wurden zumeist unter Ausschluss der Öffentlichkeit abgehalten. Kein Wunder, galt es für die Champions League doch unter anderem die Spiele gegen Real Madrid vorzubereiten.

Gegen das Weisse Ballett startet der Schweizer Meister auswärts in Santiago Estadio Bernabeu. Und dort ging alles etwas zu schnell für den FCB, auch wenn Derlis Gonzalez schliesslich doch noch ein Tor gelang. Behrang Safari bewunderte Karim Benzemas Zaubertor, Marek Suchy überlistete den eigenen Torhüter gleich selbst und Walter Samuel brauchte nach diesem Spiel eine Weile, bis er den Stempel des hüftsteifen Innenverteidigers wieder los wurde.

Die Höhepunkte der Partie in Madrid:

Doch zwei Wochen, nachdem der FC Basel auf dem Boden der Realität angekommen war, hebelte er die Hierarchien des europäischen Clubfussballs einmal mehr aus. Im St.-Jakob-Park bezwang Sousas Mannschaft den FC Liverpool mit 1:0. Marco Streller vollendete die Vorarbeit von Fabian Frei, der Wochen später an der Anfield Road im Dezember für den nächsten Höhepunkt sorgte.

Liverpool brauchte im letzten Spiel gegen den FC Basel einen Sieg, um sich für den Achtelfinal zu qualifizieren. Den Baslern reichte ein Unentschieden. Und dieses holte er sich, weil er durch Frei in Führung ging und nicht mehr zuliess als Steven Gerrards späten Treffer zum 1:1.

Nach elend langer Dopingprobe erschienen Frei und Fabian Schär in der windigen Open-Air-Mixed-Zone an der Anfield Road, gaben überglücklich Auskunft und verschwanden in einem Kleinbus in die schwarze Liverpooler Nacht – nach einem weiteren grossen Basler Abend in der Champions League.

Fabian Freis 1:0 und Steven Gerrards 1:1

Im Achtelfinal war der FC Porto schliesslich eine Nummer zu gross für den FCB. Nach einem 1:1 im Hinspiel unterlagen die Basler auswärts mit 0:4.

Es ist das bisher letzte Spiel des FCB in der Champions League. Dort soll es am Dienstag weitergehen mit den bezaubernden Nächten im glitzerndsten aller europäischen Fussballwettbewerbe.

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