Still ruht der See

Nichts Neues – das ist das Einzige, was man vom FC Basel zur Trainerfrage erfährt. Der Club ist nicht bereit, in irgendeiner Form Stellung zu nehmen zum Tauziehen um Paulo Sousa. Es darf weiter gemutmasst, spekuliert und gewerweisst werden. Also tun wir dies.

(Bild: 4ever.eu)

Nichts Neues – das ist das Einzige, was man vom FC Basel zur Trainerfrage erfährt. Der Club ist nicht bereit, in irgendeiner Form Stellung zu nehmen zum Tauziehen um Paulo Sousa. Es darf weiter gemutmasst, spekuliert und gewerweisst werden. Also tun wir dies.

«Hängepartie» trifft den Zustand der Causa Sousa-Basel-Florenz nicht exakt. Denn der aus dem Schachsport entlehnte Begriff der Hängepartie beschreibt eine vorläufig abgebrochene, später fortzusetzende Partie. Nun darf man bei allem, was man nicht weiss, davon ausgehen, dass die beteiligten Parteien noch mitten im Spiel sind. Bildlich gesprochen sitzt man vor dem Brett und wartet auf den nächsten Zug des – sollen wir sagen: Gegners.

Eine Woche zieht sich die Angelegenheit nun schon hin. Und inzwischen nimmt es groteske Formen an. Fakten, zumindest offiziell bestätigte, gibt es eigentlich keine. Man geht – zumindest in Teilen der Städte Basel und Florenz – davon aus, dass Paulo Sousa der neue Trainer der Fiorentina wird. In der Toskana wird jedenfalls wahlweise schon leidenschaftlich über die Ankunft des Portugiesen debattiert, oder er wird als «Krüppel» tituliert, das Fiorentiner Schimpfwort für Fans von Juventus, für die Sousa einst spielte.

Begrüssung in der Toskana: Paulo Sousa wird als «gobbo» (Krüppel) bezeichnet, ein beliebtes Schimpfwort von Fiorentina-Fans für die Juve.

Der Serie-A-Verein AFC Fiorentina hat durch Generaldirektor Andrea Rogg einzig bestätigt, dass Paulo Sousa zu denen gehört, die sie sich in der Clubspitze sehr gut als neuen Trainer der «Viola» vorstellen können, «aber noch ist die Nachricht nicht eingetroffen, dass Basel ihn freigibt». Sagte Rogg in einem am Donnerstag auf der Website der Fiorentina veröffentlichten Video.

Die Interessen des FC Basel

Beim FC Basel sagt man zu der Angelegenheit: gar nichts. Seit Tagen nicht. Man müsse den Club schützen, meinte Präsident Bernhard Heusler am Sonntag lediglich gegenüber der «Basler Zeitung». Dass die Fans dieses Clubs langsam unruhig werden könnten, eine Woche vor dem am 22. Juni angesetzten Trainingsauftakt, wird in Kauf genommen. Die Interessen des Clubs stehen über den Interessen der Öffentlichkeit, wurde am Montag aus dem Führungszirkel des FCB tapfer bekräftigt.

Ausrechnen, um was es geht, kann man sich auch ohne Fakten: Paulo Sousa ist willig, dem Lockruf der Fiorentina zu folgen. Er hat aber mit dem FC Basel einen bis Juni 2017 laufenden Vertrag, und aus dem muss ihn jemand herauslösen. Das macht man normalerweise mit Geld, oder auch mit der Abmachung eines je nach dem mehr oder weniger lukrativen Freundschaftsspiels. Mit Chianti oder einer Bistecca alla fiorentina wird es jedenfalls nicht getan sein. Es kam auch schon vor, dass Trainer (oder auch Spieler) selbst in die Tasche gegriffen haben, um sich bei einem Clubwechsel freizukaufen.

Der Markt beginnt sich zu leeren

Wann wieder Bewegung in die Sache kommt, darüber ist auch nichts bekannt. Beim FCB stellt sich parallel zum Ablösepoker – wenn es denn einer ist – die drängende Frage – wenn sie denn drängend ist –, wer anstelle von Sousa künftig das Training leiten wird. Wenn man mal davon ausgeht, dass nach dem kommunikativ eher schleppenden Prozess mit Paulo Sousa ein neuer Trainer vom deutschsprachigen Markt kommen könnte, hat sich dieser Marktplatz übers Wochenende zu leeren begonnen. 

André Breitenreiter, der sich als Trainer des SC Paderborn Sporen und Sympathien dem Abstieg aus der Bundesliga zum Trotz erworben hat, tut sich Schalke 04 an. Und Armin Veh, ein ebenso umgänglicher wie zynischer Vertreter seiner Branche, kehrt nach Frankfurt zurück. Blieben, wenn man nur die Liste der in der jüngsten Saison auf das Karussell beförderten Trainer durchgeht, noch Namen wie: Mirko Slomka (gefeuert in Hamburg), Huub Stevens (im Frieden von Stuttgart geschieden), Jens Keller (im Unfrieden von Schalke verjagt), Jos Luhukay (dito in Berlin), Kasper Hjulmand (dito in Mainz) oder Tayfun Korkut (beurlaubt in Hannover).

Ein weiterer nicht uninteressanter Name ist Sascha Lewandowski, der seit vergangenem Sommer bei Bayer Leverkusen als Nachwuchs-Cheftrainer wieder ins zweite Glied zugetreten ist und unlängst bekundet hat, dass er eigentlich wieder Lust auf was Grösseres hätte.

Meist kommt es anders, als man denkt

Der Schweizer Markt gibt nicht die reiche Auswahl her. Urs Fischer wäre kraft seiner höchst respektablen Arbeit in Thun ein natürlicher Kandidat, bei dem man aber nicht so recht abschätzen kann, ob er genügend  Flair und das Händchen für eine Truppe wie den FCB besitzt. Marcel Koller ist mit Österreich gerade damit beschäftigt, Europa zu erobern, und Ciriaco Sforza (auf Clubsuche) oder René Weiler (Nürnberg) sind es wohl eher oder ganz sicher nicht.

Meistens kommt es dann beim FC Basel sowieso anders, als man denkt. Nur dass Paulo Sousa in Basel bleibt, dass kann man sich – Nachrichtenlage hin oder her – nicht mehr vorstellen.
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Wenn es dann irgendwann einmal etwas Handfestes geben sollte, wird man es vermutlich am schnellsten hier erfahren:

Und das Gleiche in violett:

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