Stocker rettet dem FC Basel in der 90. Minute mehr als einen Punkt

Es bleibt dabei: Christian Gross kann als Trainer der Berner Young Boys gegen seinen ehemaligen Verein nicht gewinnen. Bis zur 90. Minute führte YB am Donnerstagabend zwar 2:1. Aber dann gelang Valentin Stocker noch das 2:2.

Riesige Freude – Valentin Stocker jubelt über sein 2:2. (Bild: Reuters)

Es bleibt dabei: Christian Gross kann als Trainer der Berner Young Boys gegen seinen ehemaligen Verein nicht gewinnen. Bis zur 90. Minute führte YB am Donnerstagabend zwar 2:1. Aber dann gelang Valentin Stocker noch das 2:2.

Obwohl die Young Boys dem FC Basel ein weiteres Mal eine knifflige Aufgabe gestellt haben, müssen sich die Berner mit einem Punkt zufrieden geben. In der 90. Minute rettete Valentin Stocker dem FCB das 2:2. Damit bleibt es bei sechs Punkten Unterschied zwischen den Baslern und den Bernern an der Tabellenspitze. Und Christian Gross kann gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber einfach nicht gewinnen.

Die Vergleiche zwischen FCB und YB hatten in den letzten Jahren stets einen hohen Unterhaltungswert. Seit Christian Gross in Bern Trainer ist, haben die Duelle noch zusätzlich an Brisanz gewonnen. Und der ehmalige FCB-Trainer schafft es immer wieder, die Basler vor Probleme zu stellen. Nur können sich die Basler jeweils doch noch aus der Berner Umklammerung befreien. 

So war es auch an diesem Abend im Stade de Suisse. Es war ein guter, intensiver Spitzenkampf in der 21. Runde auf schwierigen Platzverhältnissen und vor der enttäuschenden Kulisse von nur 20‘000 Zuschauern. Und die beiden Trainer waren sich nicht einig darüber, ob die Punkteteilung in Ordnung geht. «Zum Schluss haben wir physisch dominiert und sind verdient zum Ausgleich gekommen», sagte FCB-Coach Heiko Vogel, der auch im neunten Super-League-Spiel ungeschlagen bleibt. «Über 90 Minuten gesehen», reklamierte dagegen Christian Gross, «hätten wir den Sieg verdient gehabt.»

Der FCB hält sich YB vom Leib

Wie auch immer: Die Kräfteverhältnisse, die sich herausgeschält haben, bleiben bewahrt. Der FCB kann sich auf seine Lebensversicherung in der Offensive verlassen, und er zeichnete sich auch am Mittwoch in Bern dadurch aus, dass er zweimal in Rückstand liegend nicht in Panik geriet.

FCB-Präsident Bernhard Heusler («Ich hatte einen grausam hohen Puls») ging es in der Schlussphase gar nicht so sehr um die Serie seines Cheftrainers: «Für uns war es wichtig, nicht zu verlieren.» Die Tendenz in der Öffentlichkeit vor diesem Gipfeltreffen hatte gelautet: Mit einem Sieg der Young Boys sollte dem Meisterschaftsrennen noch einmal Spannung verliehen werden – «was ich auch begreife», wie Heusler einräumt, «und deshalb war es ein ganz wichtiger Match für uns.» Oder anders ausgedrückt: Stockers später Ausgleich ist mehr wert als bloss den einen Punkt.

Der Lackmustest im Stade de Suisse hat aufgezeigt: Der FCB kann sich den grössten Widersacher der näheren Zukunft vom Leib halten, er scheint auch gerüstet für die Champions League nächste Woche gegen Bayern München. Und YB hat durch die Investitionen in der Winterpause zwar an offensiver Qualität dazugewonnen. Aber wer den FC Basel bedrängen will, muss in seinen beiden Heimspielen mehr als zwei der möglichen sechs Punkte herausholen.

Seit Herbst 2009 haben die Young Boys nicht mehr gegen den FCB gewonnen. Fünf Basler Siege und vier Remis sind es seither. «Wir hatten Chancen, um den Sack zuzumachen», sagte Christoph Spycher zur verpassten Gelegenheit, die Serie zu brechen und ein Zeichen zu setzen. «Es war nicht viel, aber etwas hat uns gefehlt», räumte der Routinier ein. 

Spycher, der sichere Wert am Elfmeterpunkt

Wie in den ersten beiden Spielen der Saison (1:1, 1:0 für Basel) machte YB dem FCB das Leben zu Beginn mit einem aggressiven Pressing schwer. Der Unterschied zu den ersten beiden Partien lag allerdings darin, dass Bern mit den Wintertransfers Raul Bobadilla und Matias Vitkieviez deutlich mehr direkten Zug aufs gegnerische Tor bewies.

Und das zahlte sich bis zur Pause aus. Nachdem Aleksandar Dragovic der Ball eher unabsichtlich im eigenen Strafraum an die Hand gesprungen war, entschied Schiedsrichter Sascha Kever auf Elfmeter. Den verwandelte Spycher, der bereits letztes Wochenende beim 1:0-Sieg im Wallis vom Penaltypunkt aus erfolgreich gewesen war.

Der FCB hatte ebenfalls Chancen, doch Alex Frei scheiterte in der 24. Minute alleine vor dem glänzend reagierenden Marco Wölfli. Und Marco Streller verzog kurze Zeit später mit seinem linken Aussenrist.

Insgesamt war es allerdings YB, das mehr vom Spiel hatte und die grösseren Chancen besass. In der 22. Minute rettete Joo Ho Park im Basler Fünfmeterraum gegen Bobadilla und Alexander Farnerud. In der 37. Minute gelang es David Degen, aus drei Metern über das Tor zu schiessen. Und in der 41. schnibbelte Bobadilla den Ball an die Basler Latte.

Die Basler bekundeten Mühe mit dem schwierigen, weichen und zugleich stumpfen Terrain, speziell Spieler wie der sehr kleine Xherdan Shaqiri oder der grosse, schwere Benjamin Huggel. «Das ist vielleicht was für Kunstturner», kommentierte FCB-Co-Trainer Marco Walker den neuen Naturrasen im Stade de Suisse, der vor Weihnachten einfach über dem Kunstrasen verlegt worden war.   

YB gibt nach der Pause ab

Trotz der rumpligen Spielunterlage blieb das Spiel auch nach der Pause intensiv. Die Berner vermochten allerdings wie in den ersten zwei Begegnungen der Saison das Tempo nicht über 90 Minuten hoch zu halten. Und der FCB fand sich nach 45 Minuten Akklimatisierungszeit besser zurecht. 

Profitieren konnte der FCB davon allerdings erst zwanzig Minuten vor dem Spielende. Lange Zeit war Alex Frei nahezu unsichtbar gewesen. Doch dann entwischte er, haarscharf an der Abseitsgrenze startend, mit einem langen Ball Granit Xhakas. Seine perfekte Flanke verwertete Marco Streller aus wenigen Metern. «Es sind halt zwei abolute Klassestürmer», so Gross, «die die kleinste Unaufmerksamkeit ausnutzen.»

Das war der Moment, in dem die Partie zugunsten des FCB zu kippen schien. Doch Xherdan Shaqiri, insgesamt blass, verpasste im Konter den Querpass auf Frei. Und das wurde praktisch im Gegenzug cash bezahlt: Der eben eingewechselte Moreno Costanzo nickte in der 76. Minute zum 2:1 ein.

Farneruds vergebener Matchball

YB war wieder zurück auf der Siegerstrasse. Und die Berner hatten die Chance, das Spiel zu entscheiden. Aber Alexander Farnerud vergab nicht zum ersten Mal in dieser Saison eine riesengrosse Chance gegen den FCB. Sein Schuss aus 14 Metern berührte zwar das Netz – aber bloss von aussen. «Das rächt sich halt», kommentierte Christian Gross mit süss-saurer Miene, den Auftritt von YB wertete er dennoch als «Schritt vorwärts».

Und so durfte Valentin Stocker zu seinem grossen Auftritt kommen. Es lief die 90. Minute, als der 22-Jährige eine Steinhöfer-Flanke im Berner Fünfmeterraum mit der Brust stoppte und sofort mit links im Tor unterbrachte. Danach war Stocker vor allem «extrem dankbar». Dankbar, dass sein Körper wieder so weit ist, um professionellen Fussball zu spielen. Nach überstandenem Kreuzbandriss hatte er sich in der Vorbereitung einen Muskelfaserriss zugezogen.

Streller: «Eine gelungene Hauptprobe»

Dank Stockers spätem Ausgleich können die Basler einen Schub an positiver Energie mit in das grosse Spiel vom kommenden Mittwoch nehmen. Dann kommt der FC Bayern München in den St.-Jakob-Park. Es ist der erste Achtelfinal, den der Schweizer FCB in der Champions League spielen darf.

Marco Streller meinte mit Blick auf das packende 2:2 in Bern zwar: «Es würde dieser Partie nicht gerecht, wenn wir sie einfach als Test bezeichneten.» Aber der Basler Stürmer konnte dann doch nichts anderes als zuzugeben: «Doch, das war eine gute Hauptprobe.» Die Bayern können kommen.

Tore:
32. Minute Spycher 1:0. Der Berner verwandelt einen Handspenalty, nachdem Dragovic der Ball im Sechzehner an die Hand gegangen ist.
71. Minute Streller 1:1. Er verwertet eine Flanke von Alex Frei, der knapp an der Offsidegrenze von Granit Xhaka lanciert worden ist.
76. Minute Costanzo 2:1. Zverotic flankt von rechts, Costanzo kann aus vier Metern einnicken.
90. Stocker 2:2. Steinhöfer flankt von rechts, Stocker setzt sich gegen Nef durch und trifft aus fünf Metern.

BSC Young Boys–FC Basel 2:2 (1:0)
Stade de Suisse. – SR Kever. – Tore: 32. Spycher 1:0 (Handspenalty). 71. Streller 1:1. 76. Costanzo 2:1. 90. Stocker 2:2.
YB: Wölfli; Zverotic, Nef, Veskovac, Spycher; Vitkieviez, Farnerud, Silberbauer, David Degen (75. Costanzo); Martinez (60. Simpson), Bobadilla.
FCB: Sommer; Steinhöfer, Abraham, Dragovic, Park; Shaqiri, Huggel (65. Yapi), G. Xhaka, F. Frei (65. Yapi); A. Frei (92. Cabral), Streller.
Verwarnungen: 15. Steinhöfer (Reklamieren). 35. Alex Frei (Unsportlichkeit). 35. Wölfli (Reklamieren). 57. Shaqiri (Foul/gegen FCZ gesperrt). 81. Spycher (Reklamieren). 93. Xhaka (Zeitspiel).
Bemerkungen: YB ohne Doubaï (gesperrt) und Mayuka (geschont nach Sieg am Afrika Cup). FCB ohne Kusunga, P. Degen, Voser und Chipperfield (alle verletzt). – 41. Lattenschuss Bobadilla.

Super League, 21. Runde

Do: Young Boys–FC Basel 2:2 (1:0). Sa, 17.45 Uhr: FC Zürich–FC Thun. So, 16.00 Uhr: Lausanne-Sport–FC Luzern, Servette–Grasshoppers.


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