Man kann es wie der Trainer des FC Basel halten und ein paar kleine Abstriche machen – aber ansonsten einen runden Auftritt des Meisters beim 5:1 in Vaduz würdigen, bei dem Matias Delgado erneut herausragte, Marc Janko sich zurückmeldete und Mohamed Elyounoussi sich anmeldete für die Kategorie Publikumsliebling.
Tomas Vaclik | Torhüter
Das übliche Schicksal für einen FCB-Goalie: Viel zu tun hatte er nicht. Einen Schuss bekam er aufs Tor – und der war dann auch drin. Stand bei Simone Grippos entschlossenem Nachsetzen und etwas glückhaftem Heber den entscheidenden Meter zu weit vorne. Bei ein, zwei hohen Bällen in seinen engsten Arbeitskreis wirkte Vaclik nicht so stilsicher wie gewohnt.
Michael Lang | rechter Aussenverteidiger
Erster Einsatz für ihn und gleich dort präsent, wo Aussenverteidiger heutzutage gebraucht werden – in der Offensive. War beteiligt am Führungstreffer, hatte seine Seite weitgehend im Griff und kann im Vorwärtsgang noch mehr bewegen, als das in Vaduz der Fall war.
Marek Suchy | rechter Innenverteidiger
Eine solide Vorstellung gegen jederzeit aufsässige und hoch attackierende Vaduzer. Beim Gegentor sieht er schlussendlich nicht gut aus, weil er es (und Balanta ebenso) zwei Mal verpasst, die Situation zupackend zu klären. So übertölpelt ihn Grippo mit einem langen Bein aus dem Hinterhalt. Der erste Gegentreffer der Saison war einer, der den Tschechen ärgern wird.
Eder Balanta | linker Innenverteidiger
Eigentlich hatte der FCB den dritten Corner der Vaduzer schon geklärt, dann stellt sich Balanta beim Rebound ungeschickt an, will den Ball im Fallen klären, bringt die Kugel aber nur bis zur Strafraumgrenze und Debütant Strohmaier – und dann nimmt der Gegentreffer seinen Lauf. Der neue Verteidiger aus Kolumbien sah zuvor schon mit seinem Stellungsspiel nicht vorteilhaft aus, als ihm Ali Messaoud entwischt, aus der besten Vaduzer Chance aber nichts macht (9.). Dann holte sich Balanta noch seine erste gelbe Karte in der Super League ab für ein Nachtreten und man darf festhalten, das sich da jemand – gute Szenen hin und her wie etwa bei seinem auslösenden langen Ball vor dem 0:1 – noch in der Akklimatisierungsphase befindet.
Adama Traoré | linker Aussenverteidiger
Ein beherzter, ein konzentrierter, ein quasi fehlerfreier Auftritt des 26-Jährigen, dem man anmerkt, dass er zu jenen Spielern gehört, die in sämtlichen Vorbereitungsspielen Praxis und Rhythmus getankt haben. Er wirkte präsent, hatte gute Szenen im Vorwärtsgang, demonstrierte seine technischen Fertigkeiten und stand obendrein Balanta hilfreich zur Seite, wenn es eng wurde.
Taulant Xhaka | zentral-defensiver Mittelfeldspieler
Wie von einem kleinen Motörchen angetrieben spult er seine Meter ab und ist immer bereit für die Extra-Meile und einen Extra-Zweikampf. Das war gefordert, weil gegen hoch pressende Vaduzer die Passwege für die Spieleröffnung freigelaufen werden mussten. Im Räderwerk des FCB bildet er mit Zuffi die störungsfrei funktionierende Relaisstation.
Luca Zuffi | zentral-defensiver Mittelfeldspieler
Wie Xhaka ein Transmissionsriemen im Zentrum des Basler Spiels, macht das im Vergleich mit seinem Nebenmann mit manchmal schon fast lässig wirkender Übersicht, immer anspielbereit und sich nie für einen unprätentiösen, aber wirksamen Pass zu schade. Und dann war Zuffi an den beiden Toren in der Schlussphase beteiligt: erst der Pass auf Vorlagengeber Bjarnason vor dem 1:4, dann ein messerscharfer tiefer Ball auf Doumbia vor dem 1:5.
Renato Steffen | rechter Flügelspieler
Die Saison läuft und Renato Steffen ist da. Eine wahre Freude, ihm mit seiner Spielfreude und seinem Einsatz zuzuschauen. Grossartig sein Pass in die Tiefe auf Elyounoussi vor dem Führungstreffer. Vor dem dritten Tor am Ballgewinn beteiligt und dann setzte er sich noch ein Krönchen auf mit der direkt abgenommen Vorlage Bjarnasons zum 1:4. Das Wechselspiel mit Elyounoussi klappt schon bemerkenswert, das Verständnis (siehe oben) ist erstaunlich.
Mohamed Elyounoussi | linker Flügelspieler
Nach einem vielversprechenden Testspiel gegen Wolfsburg, nach den ersten 15 Minuten gegen Sion nun ein Elyounoussi von Anfang an. Keine vier Minuten dauerte es, bis er seinen ersten (famosen) Tor-Assist in der Super League in der Tasche hatte, in der 19. Minute hatte er seine Füsse bei der Entstehung des Foulpenaltys im Spiel und knapp 42 Minuten dauerte es, bis er sich in die Torschützenannalen des FCB eingetragen hatte. Wie hatte es von FCB-Seite geheissen bei der Verpflichtung des Norwegers: An dem wird man seine Freude haben. Das ist so.
Matias Delgado | zentral-offensiver Mittelfeldspieler
Was ein Förmchen: Er verzaubert die FCB-Fans mit seinen Streicheleinheiten für den Ball. Erst verwandelt er mit zur Gewohnheit gewordenen Souveränität vom Elfmeterpunkt aus. Damit ist er bei Nummer 21 angelangt – seit 2008 (noch in der türkischen Süper Lig) hat der Argentinier nicht mehr verschossen. Grosses Kino war auch sein Assist zum 3:1 – ein für seine Verhältnisse explosionsartiges Solo bis auf die Grundlinie und dann ein Chip, wie ihn fast nur ER spielen kann. Irgendwann, als die Partie so gut wie gelaufen war, schaltete er zurück und machte Platz für Bjarnason.
Marc Janko | Angriffsspitze
Servus, da bin ich wieder. Janko, vergangene Saison drittbester Torschütze der Super League, grüsst mit dem ersten Treffer. Schwer war der nicht mehr zu erzielen, weil zuvor blendend herausgespielt, aber dort steht eben einer mit Torriecher. Daneben darf der an Janko mit einem Trikotzupfer verursachte Elfmeter als Assist durchgehen, und ausserdem hätte dem FCB noch ein zweiter Penalty zugesprochen werden können, als Janko mit einem tiefen Ball allein auf Jehle zustrebt, den Ball am Vaduzer Gloalie vorbeilegt – und von den Beinen geholt wird.
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Birkir Bjarnason
Kam nach etwas mehr als einer Stunde für Delgado und übernahm dessen Position. 14 Tage ist der Isländer nach dem Huh-Erlebnis in Frankreich erst wieder beim FCB im Training, die Mähne scheint noch ein bisschen länger geworden zu sein und der Tatendrang mitnichten erlahmt. Mit einem Schuss von der Strafraumgrenze scheiterte er noch an Jehle, dann entsann er sich einer anderen Qualität – der des Vorbereiters – und legte nach Vorstoss auf die Grundlinie Steffen den Ball mundgerecht zum 1:4 auf. Das war in einer halben Stunde schon wieder reichlich Bjarnason.
Seydou Doumbia
Löste in der 68. Minute Janko ab und trat zunächst nur mit einer gelben Karte in Erscheinung. Dann schickte ihn Zuffi steil, und Doumbia schien gar nicht so richtig etwas anfangen zu können mit dieser massgeschneiderten Vorlage. Wählte eigentlich die falsche Richtung, hatte Glück, dass sein Abschluss Jehle unter dem Bauch durchrutschte und Borgmann mit dem Ball über die Torlinie. Egal: zweites Spiel, zweiter Treffer. Was will man von einem Torjäger mehr?
Davide Callà
Wurde in der 83. Minute für Premierenkönig Elyounoussi eingewechselt und legte Bjarnason einmal den Ball schön auf. Ansonsten zu kurz im Einsatz, um bewertet werden zu können.
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Bewertungsdurschnitt: 4,7
Nicht eingesetzt beim FCB: Vailati (Tor), Gaber, Hoegh, Boetius