Bis auf den sich schonenden Marco Streller war beim FC Basel zwei Tage vor dem kapitalen Rückspiel gegen Tottenham alles auf dem Trainingsplatz. Bei den Spurs sorgt ein Turbo-Heilungsverfahren für Aufregung um Gareth Bale – für Basel wird es dem im Hinspiel verletzt ausgeschiedenen Torjäger aber nicht reichen.
Die einzige Sorge, die beim FC Basel am Dienstag bestand, war, dass die Spieler beim morgendlichen Training ertrinken könnten. Im strömenden April-Regen absolvierten 21 Akteure (Salvi, Ajeti, Adili und Jevtic sind bei der U21) ihre Einheit, manche, die am Sonntag in St. Gallen durchgespielt haben, waren kürzer auf dem Platz, andere länger. Wie Alex Frei, der am Wochenende andere Dinge zu erledigen hatte und die aufgesparte Energie in einem lustvollen Torschusstraining einsetzte.
Auf dem Platz war auch Marcelo Diaz, der für St. Gallen wegen muskulären Problemen gepasst hatte. In der Kabine blieb dafür Marco Streller, was aber für den Donnerstag und das Rückspiel gegen Tottenham (St.-Jakob-Park, 21.05 Uhr, SRF info) nichts heissen muss. Der Captain braucht hin und wieder eine etwas längere Regenerationszeit nach einem Volleinsatz, zumal auf tiefem Boden wie in St. Gallen. Der 31-Jährige war schon in London frühzeitig vom Platz gegangen, weil er eine Muskelverhärtung im Oberschenkel spürte.
Strellers Tore in den Heimspielen
Strellers Präsenz im Rückspiel wird schon rein aus statistischen Gründen willkommen sein: Mit fünf (von insgesamt 23) Toren ist er in dieser Saison der beste Torschütze der internationalen Kampagne des FCB, und diese fünf Tore erzielte Streller allesamt in den Heimspielen. Für das Heimspiel gegen Tottenham, ein Spiel des Jahres für den FCB mit der «einmaligen Chance» (FCB-Trainer Murat Yakin), erstmals die Halbfinals eines Europacup-Wettbewerbs zu erreichen, für diese Gelegenheit wird Streller sämtliche Wehwehchen ausblenden, um im ausverkauften St.-Jakob-Park aufzulaufen.
Im Gegensatz dazu dürfte sich die Aufregung beim Gegner um Gareth Bale und eine Wunderheilung seiner Knöchelverletzung aus dem Hinspiel gegen Basel rasch relativieren. Am Dienstag drang in den englischen Medien durch, das sich der Waliser einem sogenannten Blut-Spinning unterziehen will, einer bei Anti-Doping-Experten nicht unumstrittenen Behandlung. Doch genauso wie in den Fällen der angeschlagen aus dem Hinspiel gegangenen Aaron Lennon und William Gallas richtet sich der Heilungshorizont auch bei Bale auf den 21. April und das Heimspiel gegen Manchester City.
Villas-Boas: Halbfinal wäre ein Segen für den Club
Dann geht es für Tottenham um den dritten Platz in der Premier League und die direkte Qualifikation zur Champions League – ein Ziel, dass das Erreichen der Halbfinals in der Europa League in den Schatten stellt. Da kann Spurs-Trainer Andre Villas-Boas noch so auf die intakten Chancen für das Rückspiel am Donnerstag pochen. Entgegen kommt ihm, dass das Spiel der Spurs am kommenden Wochenende gegen Chelsea verschoben wurde, weil der Semifinal im FA-Cup zwischen Chelsea und Manchester City auf Samstag terminiert wurde. Dadurch gewinnt Tottenham neun Tage ohne Pflichteinsatz.
Deshalb argumentiert Villas-Boas: «Diese Pause erlaubt es, uns voll und ganz auf das Spiel in Basel zu fokussieren. Das Spiel ist sehr wichtig und könnte zu einem Segen für den Club werden.» Der Portugiese weiss, wovon er redet, schliesslich hat er mit dem FC Porto die Europa League bereits einmal gewonnen, 2011 mit einem 1:0 gegen Braga – ein Erfolg, der ihm persönlich den Weg in die Premier League und zu einem Engagement beim FC Chelsea geebnet hat.
Bales Genesung dürfte nicht für Basel erzwungen werden
Aber es ist nicht anzunehmen, dass der Heilungsprozess bei Bale, der sich vergangenen Donnerstag in der Nachspielzeit bei einem Tackling gegen David Degen im rechten Sprunggelenk die Bänder überdehnt hatte, schon für den Match in Basel beschleunigt wird. Die Blut-Spinning-Methode – dem Sportler wird Blut entnommen und durch Zentrifugation der Anteil körpereigener Wachstumshormone erhöht – wird zwar nachgesagt, die Heilungszeit extrem beschleunigen zu können. Und bei Jermain Defoe gingen die Spurs-Ärzte bereits erfolgreich mit diesem Verfahren vor. Doch dass Torgarant Bale schon mit aller Macht reisefertig für die Schweiz gemacht wird, erscheint unwahrscheinlich.
Eher wird Villas-Boas auf seine gesunden Kräfte bauen, auf Verteidiger Jan Vertonghen, der gerade zum Spieler des Monats März in der Premier League gekürt wurde, auf Gylfi Sigurdsson, der zuletzt zweimal für den 2:2-Ausgleich besorgt war, oder auf Emmanuel Adebayor, der in den letzten beiden Partien gegen Basel und Everton traf und damit auf 50 Prozent der Quote kam, die er zuvor in 25 nationalen und internationalen Spielen dieser Saison erreicht hatte. «Er war beeindruckend und ist auf dem Weg zurück zu seinen Torjägerqualitäten», sagt Villas-Boas.
Comeback von Verteidiger Kaboul
Nicht ausgeschlossen ist es, dass Tottenham mit einem anderen Hoffnungsträger in Basel aufkreuzt. Younes Kaboul, französischer Nationalspieler marokkanischer Abstammung, gab am Montagabend in der U21 sein Comeback nach monatelanger Absenz. Der 1,90 Meter Hüne war ein sicherer Wert in der Verteidigung, ehe er sich im ersten Saisonspiel einen Kreuzbandriss zuzog.