Die Kuh ist vom Eis: Der FC Basel verlängert den Vertrag mit seinem Trainer Murat Yakin bis 2015 inklusive Option für ein weiteres Jahr und setzt damit den wochenlangen Spekulationen ein Ende. Der Trainer sagt, er sei bereit, täglich um Vertrauen zu kämpfen – das lässt einigermassen tief blicken in die Gemengelage beim Branchenleader.
Euphorie kam keine auf, als Bernhard Heusler am späten Samstagnachmittag die Vertragsverlängerung mit Murat Yakin verkündete. Das lag schon an der Sitzordnung. Rechts auf dem Podium des Mediencenters im St.-Jakob-Park sass der FCB-Präsident, dazwischen die Mediensprecherin des Vereins und links der Trainer. Da fällt es von der Distanz her schwer, sich spontan um den Hals zu fallen.
Eher geschäftsmässig nüchtern fiel auch die Formulierung im Communiqué des Clubs aus. Von einer «vorzeitigen Vertragsanpassung» ist die Rede. Gestrichen wurde die Option, wonach sich die Zusammenarbeit bei Erreichen bestimmter – und nie näher benannten – sportlicher Ziele automatisch um ein Jahr verlängert. Neu läuft Yakins Vertrag bis zum 30. Juni 2015, und darin enthalten ist eine Option bis 30. Juni 2016.
Das ist, gemessen an den Aufregungen, die die Personalie Yakin vor Weihnachten auf dem nationalen Markt ausgelöst hatte, ein klares Signal des FC Basel. Es war das Ergebnis von mehreren Gesprächen um die Feiertage, «Gespräche, die es gebraucht hat», wie Murat Yakin sagt, «bei denen wir auf einen gemeinsamen Nenner gekommen sind und bei denen ich gespürt habe, dass wir weiter zusammenarbeiten wollen.»
Der Trainer will für Vertrauen kämpfen
Zu etlichen Spekulationen, die auf dem internationalen Markt aufgekommen waren und ihn mit Tottenham, Lazio Rom und Hannover in Verbindung gebracht hatten, wollte Yakin nicht Stellung nehmen. Er nahm regungslos Bernhard Heuslers Verkündung zu Kenntnis. «Wir freuen uns», sagte der FCB-Präsident kurz und knapp. Und der Trainer sprach von «Vertrauen untereinander». Für dieses Vertrauen, so der 39-Jährige, «bin ich bereit, jeden Tag zu kämpfen.»
Das alles klingt weniger wie eine feurige Liebeserklärung und eher nach einer Zweckehe. Es ist im Spätjahr einiges Porzellan, wenn nicht zerschlagen worden, so doch im Regal bis an die Kante verrutscht. Und die Störgeräusche auf der Erfolgsspur des FC Basel waren keine reine Erfindung der Medien. Dem Vernehmen nach gibt es jetzt Anzeichen dafür, dass Yakin die Signale aus der Mannschaft und der Clubleitung verstanden hat, dass er ein Stück näher an die Spieler gerückt ist, dass er bereit ist, Defizite zu beheben.
Mit Yakin zum fünften Titel in Serie
Dass es soweit gekommen war, dass landauf, landab über eine Ablösung des Trainers beim Tabellenersten wild gemutmasst werden konnte, hatte auch mit der sturen FCB-Clubspitze zu tun: Sie stellte sich früh auf den Standpunkt, sich von nichts und niemandem die Agenda diktieren lassen zu wollen, auch nicht, als die Spekulationen ins Kraut schossen. «Die Diskussionen sind auf ein Niveau abgedriftet, wo wir dachten: Das lassen wir jetzt einfach laufen», verdeutlichte Heusler am Samstag die trotzige Haltung beim FCB.
Laut Yakin hat es seitens der Clubleitung «keinen Vertrauensbeweis gebraucht». Als entscheidend bezeichnete Heusler nach mehreren Gesprächen mit Yakin, «dass man ein gemeinsames Fundament hat, auf dem man aufbauen kann.» Zu diesem Fundament gehört das Erfolgsstreben des FC Basel. Das grosse Ziel, das verdeutlichte der Präsident noch einmal, ist der fünfte Titel in Serie: «Das hat noch kein Verein geschafft, damit können wir ein weiteres Mal Geschichte schreiben.»
Streller: «Bin froh, dass das Thema erledigt ist»
Damit verbunden wäre die direkte Qualifikation zur Champions League und damit garantierte Einnahmen von über 20 Millionen Franken. Neben dem Schweizer Cup ist die Europa League, wo der FCB im Februar auf Maccabi Tel Aviv trifft, die dritte grosse Ambition. Mit Blick auf die Positionierung des FCB unter den 25 besten europäischen Clubs sagt Heusler: «Es ist beeindruckend, was die Mannschaft, was der FCB als Gesamtes international erreicht hat in den vergangenen zehn Jahren.»
In dieser Hochphase des sportlichen und wirtschaftlichen Erfolgs wäre ein Trainerwechsel nicht einfach zu vermitteln gewesen. Diese Kuh ist vom Eis, und für Mannschaftscaptain Marco Streller ist das auch gut so: «Ich bin froh, dass Murat verlängert hat, froh, dass das Thema erledigt ist und wir uns auf das Sportliche konzentrieren können.» Auch das klingt nicht euphorisch, aber wie sollte es auch nach dem wochenlangen Geraune.