Teil 1 des Bayern-Spiels findet im Letzigrund statt

Die Grasshoppers geben auf dem Papier einen alles andere als furchterregenden Gegner ab. Doch beim FC Basel wird das Gastspiel vom Samstag (17.45 Uhr) in Zürich kurzerhand als erste Halbzeit des Champions-League-Knüllers gegen die Bayern deklariert. Marco Streller ist für die Partie fraglich.

Basels Marco Streller, links, gegen GCs Boris Smiljanic im Zürcher Letzigrund (Bild: Keystone / Samuel Trümpy)

Die Grasshoppers geben auf dem Papier einen alles andere als furchterregenden Gegner ab. Doch beim FC Basel wird das Gastspiel vom Samstag (17.45 Uhr) in Zürich kurzerhand als erste Halbzeit des Champions-League-Knüllers gegen die Bayern deklariert. Marco Streller ist für die Partie fraglich.

Die Hauptaufgabe des Trainers besteht in der Vorbereitung. Das muss Heiko Vogel niemand erklären. Und so sass der Trainer des FC Basel ganz besonders gut präpariert in der Pressekonferenz vor dem Auswärtsspiel bei den Grasshoppers. Drei Fragen lang musste er sich gedulden, dann konnte er endlich jene Antwort geben, die er sich «seit Donnerstag Abend» bereit gelegt hatte. Wie er verhindern wolle, dass die Spieler mit ihren Köpfen bereits beim Achtelfinal-Rückspiel in der Champions League gegen Bayern München sind? «Die Partie gegen GC ist die erste Hälfte des Bayern-Spiels», erklärte Vogel, «hier werden die Grundlagen gelegt.» Es gehe um Spielrhythmus und Selbstvertrauen.

Teil 1 des Bayern-Spiels soll also im Letzigrund stattfinden. Wobei die Welten kaum unterschiedlicher sein könnten, auf die der FCB innerhalb von vier Tagen treffen wird. Am Samstag in einem «wohl im überschaubaren Rahmen gefüllten Letzigrund» (Vogel) gegen einen Gegner, der in diesem Jahr in vier Spielen in der Super League einen ebenso überschaubaren Ertrag von einem Torerfolg und einem gewonnenen Punkt eingefahren hat. Und am Dienstag der sportlich derzeit zwar ebenfalls gebeutelte, aber höchst prominent besetzte FC Bayern in seiner mit 60’000 Zuschauern ausverkauften Allianz Arena.

Die selben Argumente, anders benutzt

Vor der Partie des Rekordmeisters GC mit dem derzeit dominierenden FCB klammern sich beide Gegner an die Vergangenheit. Wenn auch mit äusserst unterschiedlichen Vorzeichen. In Basel will Vogel mit dem Hinweis auf «die meist sehr guten Spiele, die GC gegen uns abgeliefert hat», die Konzentration bei den eigenen Angestellten hoch halten. Bei GC dagegen wirkt es schon fast wie das Pfeifen im Walde, wenn die Vorschau auf der Club-Homepage den Titel trägt: «Positive Bilanz ausbauen.»

Zwar haben die Grasshoppers in den letzten zehn Spielen gegen den FCB tatsächlich respektable vier Siege und drei Unentschieden erreicht. Und Vogel sagt zum meist aufsässigen Forechecking, das GC jeweils gegen den FCB praktiziert, ganz offen: «Das ist nervig.»

Aber der FCB-Trainer hat in den letzten Partien auch die Gewissheit gewonnen, «dass wir uns in solchen Spielen bis zur 60. Minute zurücklehnen können. Weil das Pressing des Gegners danach nicht mehr funktioniert.» Die Geduld wird da zur Kardinalstugend: «Die Mannschaft hat gelernt, auf diesen Moment zu warten, in dem beim Gegner die Kräfte schwinden.»

Park und Streller sind gegen GC fraglich

Es ist möglich, dass zwei Spieler dieses Warten auf den richtigen Moment nur von der Tribüne aus verfolgen werden: Marco Streller und Joo Ho Park sind angeschlagen. Der Südkoreaner spürt Verhärtungen in der Wade. Und Stürmer Streller hat beim Torschusstraining vom Donnerstag in den Boden getreten. Mit Blick auf die kapitale Partie in der Königsklasse vom Dienstag wird Vogel mit Garantie keinerlei Risiken eingehen.

Das gilt auch für einen Einsatz Valentin Stockers. Der ist laut Vogel noch nicht so weit, dass er innerhalb weniger Tage zwei Spiele von Beginn weg bestreiten könnte.

GC: irgendwo zwischen schwach und unansehnlich

Während der FCB am grössten Erfolg seiner Club-Geschichte zumindest schnuppert, ist es nicht klar ersichtlich, wo die Reise für die Grasshoppers hingeht. Die Darbietungen in diesem Jahr bewegten sich meist irgendwo zwischen schwach und unsansehnlich. Trotzdem konnte es Trainer Ciriaco Sforza «nicht verstehen», dass die 3000 treuen Seelen, die sich das 0:0 gegen Lausanne im Letzigrund antaten, die magere Darbietung mit Pfiffen quittierten.

Gleichzeitig scheint im Vorstand das Verständnis dafür zu sinken, dass die Mannschaft auch im dritten Jahr unter Sforza keine Fortschritte erkennen lässt. Enge Beobachter zweifeln daran, dass die Zusammenarbeit zwischen Sforza und GC den Sommer überdauern wird.

Zu den mageren sportlichen Auftritten kommt eine von aussen betrachtet merkwürdige Kommunikation, was den Umgang Sforzas mit seinen Spielern betrifft. So erklärte er Mitte Februar nach der Niederlage im Zürcher Derby (0:2), er lasse sich «nicht mehr auf der Nase herumtanzen» und drohte Konsequenzen an.

Als einzig sichtbare Folge wurde für die Partie bei Servette (1:3) aus Captain Boris Smiljanic ein Ex-Captain, der anschliessend öffentlich erklärte, Sforza habe ihm seine Absetzung nicht erklärt. Im nächsten Spiel gegen Lausanne (0:0) trug Smiljanic dann die Binde wieder.

Eine Rücktrittserklärung via NZZ

In dieser Woche nun wählte GC-Präsident Roland Leutwiler den Weg via «Neue Zürcher Zeitung», um seinen Rücktritt bis spätestens im November bekannt zu geben. Leutwiler hatte in Basel immerhin einmal für erhöhten Puls gesorgt: Als er wenig durchdacht mit seiner Forderung öffentlich vorpreschte, Fussballspiele beim Entzünden von Pyro auf den Stadionrängen sofort abzubrechen.

Wer Nachfolger werden soll, ist unklar. Fest steht nur, dass Vizepräsident Alain Sutter nicht zur Verfügung steht. Und dass Leutwilers Nachfolger kein einfaches Amt antreten wird. Egal, wie die Partie vom Samstag gegen den FC Basel ausgehen wird.

Grasshoppers–FC Basel (Samstag, 17.45 Uhr)

Mögliche Aufstellung FCB: Sommer; Degen, Abraham, Dragovic, Steinhöfer; Shaqiri, Huggel, Xhaka, F. Frei; A. Frei, Zoua.
Bemerkungen: Beim FCB fehlen Chipperfield und Voser verletzt, Streller und Park sind fraglich.

 

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