Gerade mal 14 einheimische Spieler kamen bei den bisherigen zwölf Champions-League-Partien der englischen Teams zum Einsatz. Die Premier League ist von einer Talentschmiede zu einem Business geworden, in dem aufstrebende Nachwuchsspieler keinen Platz haben.
Manchester United darf sich einer Bestmarke rühmen, die der Club stetig höher schraubt. Der Grundstein dafür liegt so weit im vergangenen Jahrtausend zurück, dass er kaum noch Erwähnung findet: Der englische Rekordmeister hatte seit Oktober 1937 in jedem seiner Pflichtspiele mindestens einen Spieler aus der eigenen Jugendakademie in seinem Kaderaufgebot. 78 Jahre – das sind in der Sprache des Fussballs 3759 Partien in Folge.
Wer sich von Beginn an noch einmal im Schnellverfahren durch die Zeitleiste dribbelt, begegnet zunächst dem Gesicht des Iren Johnny Carey. Dann hält die Geschichte einen Moment inne, weil Bobby Charlton und George Best auftauchen, zwei der grössten Fussballer, die ManUnited je hervorgebracht hat. Mark Hughes stellt in den 80er-Jahren die Brücke her zur class of 92, der goldenen Generation um Ryan Giggs, Paul Scholes und David Beckham.
Der deutschsprachige Raum ist mit Torwart Ron-Robert Zieler vertreten, ehe die Liste in der Gegenwart ankommt beim Engländer Jesse Lingard, der im Grossraum von Manchester aufgewachsen ist.
Die glorreiche Vergangenheit
Lingard, 22, hat am Mittwochabend sein Debüt für Manchester United in der Champions League gegeben. Beim 1:1 gegen ZSKA Moskau sorgte der Aussenbahnspieler dafür, dass die Flamme des Fackelstabs, entzündet von Carey, nicht erlischt. Vor achteinhalb Jahren war der Funke noch ein loderndes Feuer. Damals reiste United ebenfalls nach Moskau. Die Augen Europas blickten auf den Branchengiganten, als sich die Mannschaft von Sir Alex Ferguson gegen den Ligarivalen FC Chelsea im Finale 2008 den Gewinn der Champions League sicherte.
5 | Spanien | ||
4 | Frankreich, Portugal | ||
3 | Deutschland | ||
2 | Niederlande | ||
1 | Weissrussland, Kroatien, Serbien, Ukraine, Belgien, Norwegen, Rumänien, Russland, Argentinien, Bulgarien, Türkei, Italien, Chile | ||
0 | England, Nordirland, Schottland, Wales |
Mehr denn je setzt die Premier League auf die Karte Unterhaltung. In jedem Transferfenster werden neue Fussballartisten für Rekordsummen eingekauft. Die meisten Spieler sehen ihren Wechsel auf die Insel als finanzielle Karriereausfahrt an. Ihre Gegenleistung hält sich in Grenzen.
Eine Zeit lang hat der eigentliche Nachwuchsfreund Louis van Gaal Manchester United selbst mit der Schablone des Geldwahns geführt. Der Niederländer hatte grosse Namen für wenig Erfolg in den Nordwesten Englands gekarrt. Seit geraumer Zeit schaufelt er jetzt seinen Club wieder frei von diesen überhöhten Spielerpersönlichkeiten – auch um weiterhin eine Nische im Kader für aufstrebende Nachwuchsprofis gewährleisten zu können.
Van Gaals Trainerkollege Arsène Wenger verzichtete beim FC Arsenal zuletzt gar auf einen Spielertransfer und José Mourinho fängt ebenfalls an, Akteure aus Chelseas Jugendakademie verstärkt bei den Profis zu platzieren. Es sind die ersten zarten Regungen im englischen Fussball, das verlorengegangene Spiel wieder zurückzugewinnen.