Thuner Turbulenzen und Basler Angst vor Genügsamkeit

Nach sechs Siegen in Serie warnt Murat Yakin seine Basler davor, bereits wieder in die Komfortzone zurückzufallen. Beim Gegner Thun dagegen durften die Profis über einen Trainerwechsel bestimmen. Und im Hintergrund herrschen Grabenkämpfe um die Vermarktung des Thuner Stadions.

ARCHIV --- ZUM TRAINERWECHSEL BEI THUN STELLEN WIR IHNEN AM DIENSTAG, 20. NOVEMBER 2012, FOLGENDES BILD ZUR VERFUEGUNG --- FC Thun Trainer Bernard Challandes, rechts, und sein Assitenstrainer Mauro Lustrinelli leiten eine Trainingseinheit, am Dienstag 12. (Bild: PETER SCHNEIDER)

Nach sechs Siegen in Serie warnt Murat Yakin seine Basler davor, bereits wieder in die Komfortzone zurückzufallen. Beim Gegner Thun dagegen durften die Profis über einen Trainerwechsel bestimmen. Und im Hintergrund herrschen Grabenkämpfe um die Vermarktung des Thuner Stadions.

So richtig zufrieden schienen beide kurz nach dem Schlusspfiff nicht zu sein, auch wenn ein 3:0-Heimsieg über den Sporting Clube de Portugal allen Grund dazu gegeben hätte. Doch Murat Yakin und Philipp Degen hatten etwas zu diskutieren. Es ging um eine Szene kurz vor Schluss, als der rechte Verteidiger des FC Basel etwas eigennützig den Abschluss einem Pass vorgezogen hatte.

«Ich habe ihm gesagt, dass ein Dani Alves in dieser Situation kaum geschossen hätte», führte Yakin den Säulenheiligen aller Rechtsverteidiger auf diesem Planeten ins Feld. Degen dagegen argumentierte, in der Mitte sei sowieso niemand frei gestanden. Und dem FCB-Trainer schwante, dass er noch einige Male ähnlich gelagerte Gespräche führen wird, solange er in Basel an der Seitenlinie steht.

Yakin will wenig wechseln

Die Beine könnten bei einigen Baslern schwer sein nach dem Spitzenspiel gegen die Grasshoppers vom letzten Sonntag und dem 3:0-Sieg über Sporting am Donnerstag. Aber Murat Yakin will sein Team in Thun nicht durcheinander wirbeln. «Es war richtig, dass wir zuletzt wenig gewechselt haben», sagt der FCB-Trainer mit Blick auf die gestiegene Stabilität seiner Mannschaft. An einem Wechsel wird er allerdings nicht vorbei kommen: Philipp Degen ist in Thun gelb-gesperrt, für ihn könnte Joo Ho Park beginnen. Zudem wird Captain Marco Streller sicher wieder ins Sturmzentrum rücken, was für Alex Frei wie bereits gegen GC einen Startplatz auf der Bank bedeuten könnte.

Super League, 17. Runde
FC Thun–FC Basel (So, 16 Uhr)
Arena Thun. – SR Studer.
Mögliche Aufstellung FCB (4-1-4-1):
Sommer; Steinhöfer, Schär, Dragovic, Park; Cabral; D. Degen, Yapi, F. Frei, Stocker; Streller.
Mögliche Aufstellung Thun (4-2-3-1):
Faivre; Horta, Reinmann, Ghezal, Schirinzi; Hediger, Bättig; Demiri, Ferreira, Wittwer; Ngamukol.
Bemerkungen: Thun ohne Bigler, Cassio, Steffen (verletzt) und Lüthi (gesperrt), Schneuwly fraglich (Lebensmittelvergiftung). FCB ohne Jevtic, Pak, Voser (alle verletzt) und Philipp Degen (gesperrt).

Ganz grundsätzlich aber dürfte die Stimmung im FC Basel nach dem sechsten Pflichtspielsieg unter Yakin ein erstes Saison-Höchst erreicht haben. Und genau das ist es, was den 38-Jährigen beunruhigt. «Das wird die schwierigste Partie, die wir bislang hatten», sagt Yakin vor der Abreise zum FC Thun.

Das könnte nun als allgemeines Trainergeschwurbel abgetan werden, laut dem das nächste Spiel ja sowieso immer das schwerste ist. Doch Yakin scheint ernsthafte Befürchtungen zu hegen, dass seine Spieler durch die jüngsten Erfolge bereits wieder mit einer Zufriedenheit auftreten könnten, die dem Erfolg abträglich wäre. Und ein selbstgenügsamer Auftritt, da ist sich Yakin sicher, wird den Baslern in Thun nicht reichen. Da macht es keinen Unterschied, dass die Berner Oberländer in der Tabelle bloss den zweitletzten Platz belegen.

Der Spätherbst in Thun ist turbulent

In Thun stehen die Zeichen derzeit auf Sturm. Und die Demissionierung von Bernard Challandes als Cheftrainer ist nur das augenfälligste Merkmal für die Turbulenzen im Berner Oberland. Dass Challandes die Spieler über seinen Verbleib abstimmen liess, dass sich die Profis danach gegen ihren bisherigen Trainer aussprachen, und dass das alles schliesslich auch noch öffentlich wurde – das liess den Club in einem schlechten Licht dastehen.

Bis zur Winterpause wird Mauro Lustrinelli die Thuner betreuen. Danach übernimmt Urs Fischer in Thun das Traineramt. Das darf als gesichert gelten, auch wenn die offizielle Einigung der beiden Parteien noch aussteht.

Daneben aber schwelt ein weiterer Machtkampf, der vor allem mit den Strukturen im neuen Stadion zu tun hat. Die Arena Thun gehört der Genossenschaft Fussballstadion Thun-Süd, die das Stadion durch eine Tochterfirma, die Arena Thun AG führen lässt. Diese wiederum vermarktet auch die Heimspiele des FC Thun, an dessen AG die Genossenschaft zu 25 Prozent beteiligt ist.

Streitpunkt ist das liebe Geld

Das klingt kompliziert. Und das Konstrukt scheint immer wieder zu Irritationen zu führen. Ein offener Konflikt zwischen der FC Thun AG und der Arena Thun AG hatte im Januar 2012 zum Rücktritt des Verwaltungsrats der Arena AG geführt. Seit Juli herrscht ein Burgfriede, der aber bereits wieder brüchig zu sein scheint. Gestritten wird um Geld. Besser gesagt: Um nicht vorhandenes Geld. Die Marketingabteilung soll in den Augen einiger Kritiker zu wenig Einnahmen generieren.

Auf die Leistung der Thuner Spieler dürften diese Richtungskämpfe im Hintergrund allerdings keinen Einfluss haben. Darum mahnt Yakin noch einmal eindringlich: «Du darfst nie zufrieden sein. Das werden wir am Sonntag zu sehen bekommen. Ich weiss, wie die da oben ticken.» Murat Yakin spricht aus Erfahrung:  Von 2009 bis 2011 war er selbst Cheftrainer bei denen «da oben» in Thun.

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