Torlos in Sofia – Entscheidung vertagt und ein Fazit bleibt bestehen: Das gewisse Etwas fehlt dem FCB

In einer Auseinandersetzung auf bescheidenem Champions-League-Niveau kommt der FC Basel bei Ludogorets Razgrad trotz Chancenplus nicht über ein 0:0 hinaus. Damit behalten die Bulgaren im Rennen um Platz 3 die Nase vorne, und der FCB wird in der letzten Runde gegen Arsenal punkten müssen, um in der Europa League zu überwintern.

Das tut weh: Mohamed Elyounoussi, in dieser Szene gefoult, vergibt die grösste Chance für den FC Basel beim 0:0 in Sofia gegen Ludogorets Razgrad.

(Bild: Keystone/TagesWoche)

In einer Auseinandersetzung auf bescheidenem Champions-League-Niveau kommt der FC Basel bei Ludogorets Razgrad trotz Chancenplus nicht über ein 0:0 hinaus. Damit behalten die Bulgaren im Rennen um Platz 3 die Nase vorne, und der FCB wird in der letzten Runde gegen Arsenal punkten müssen, um in der Europa League zu überwintern.

Wenn sich der FC Basel die Fortsetzung in der Europa League doch noch sichert, dann wird er am 6. Dezember daheim gegen Arsenal mindestens ein Unentschieden erreicht haben. Ein Achtungsergebnis also, das ihm im bisherigen Verlauf dieser Champions-League-Kampagne nicht geglückt ist.

Auch in Sofia wollte dem Schweizer Meister der erste Sieg nicht gelingen, der ihm vorzeitig das Überwintern beschert hätte. In einem mühsamen Abnützungskampf, der in keiner Kategorie gehobeneres Champions-League-Niveau bot, besass der FCB ein leichtes Chancenplus. Er kontrollierte mit seiner eher vorsichtigen 4-1-4-1-Grundordnung die konterstarken Gastgeber zwar weitgehend, die Ausstrahlung, dieses Spiel gewinnen zu können, ging aber nur bedingt von ihm aus.

Elyounoussi lässt beste Chancen liegen

Nachdem Luca Zuffi in der ersten Halbzeit drei Mal an Vladislav Stoyanov im Tor von Ludogorets gescheitert war, eröffnete sich nach einer zweiten Halbzeit ohne nennenswerte Strafraumszenen Mohamed Elyounoussi in der 76. Minute die grösste Chance zum Siegtreffer: Von ihm selbst eingeleitet gelangte der Ball über den weiter auf sein erstes Champions-League-Tor für den FCB wartenden Seydou Doumbia erneut zum Norweger, der seinen Schuss aus 14 Metern von Stoyanov mit der rechten Hand pariert sah.

«Im Training macht er neun von zehn solcher Chancen rein», sagte Urs Fischer nach dem Spiel zu Elyounoussis Chance. Ansonsten klang die Einschätzung des FCB-Trainers wie schon das Lamento nach den vorangegangenen Partien: «Wir belohnen uns nicht  für den Aufwand. Chancen wären da gewesen, viel mehr als beim 1:1 in Basel.» 



epa05644564 Basel's Taulant Xhaka (2-R) fails to score against Razgrad's goalkeeper Vladislav Stoyanov (L) during the UEFA Champions League group A soccer match between PFC Ludogorets Razgrad and FC Basel at Vasil Levski Stadium in Sofia, Bulgaria, 23 November 2016. The match ended 0-0. EPA/VASSIL DONEV

Mit der rechten Hand wischt Vladislav Stoyanov den chuss von Mohamed Elyounoussi weg. (Bild: Keystone/VASSIL DONEV)

Effizienz ist das eine, was dem FCB ein weiteres Mal auf europäischer Ebene abging. Er fand gegen den auf Verteidigung ausgerichteten, giftig störenden bulgarischen Meister jedoch auch zu selten Ruhe im Spielaufbau. Resultat waren viele weite Bälle und ein weitgehend zerfahrenes Spiel mit vielen engen Zweikämpfen, vielen kleinen Fouls (30 davon vom FCB, der Höchstwert in dieser Saison) und sieben gelben Karten (vier für den FCB), die der souveräne englische Schiedsrichter Martin Atkinson zückte.

So blieb der FCB auch in seinem fünften Gruppenspiel unter den hochgesteckten Erwartungen. Er lief zwar enorm viel, war defensiv stabil, er blieb aber kreativ den Nachweis höherer Klasse schuldig. Bei beiden Teams spielte vor offiziell 20’821 im Vasil-Levski-Nationalstadion die Angst mit: Angst, einen Fehler zu machen, die Angst, die Partie zu verlieren und damit auszuscheiden.

Nur einer ragte heraus: Vladislav Stoyanov, der 29-jährige Keeper der Gastgeber, der schon zwei Mal mit Sheriff Tiraspol und nun zum sechsten Mal mit Ludogorets in einem europäischen Kräftemessen dem FC Basel gegenüberstand und der hinterher behaupten durfte: «Es war wohl mein bestes Spiel gegen Basel.» Er hielt den Punkt für sein Team fest, das nun noch in Paris anzutreten hat und darauf hoffen darf, dass Arsenal London in Basel Vollgas geben wird, um die minime Chance auf den Gruppensieg aufrecht zu erhalten.

Fazit bleibt bestehen: Dem FCB fehlt das gewisse Extra

Urs Fischer sagt, dass seine Mannschaft in Sofia eine «gute Mischung» gefunden habe, sie sei dominant und vorsichtig gewesen. Unter dem Strich bleibt jedoch festzuhalten, was an dieser Stelle schon vor zwei Monaten nach dem 1:1 gegen Razgrad geschrieben wurde: Dieser Mannschaft des FC Basel fehlt auf internationalem Niveau der spezielle Moment, das gewisse Etwas, um einen Gegner von überschaubarer Qualität zu schlagen.

* Durchschnitt der 5 Champions-League-Gruppenspiele | Quelle: uefa.com
FCB gegen Ludogorets – die Statistik
 

Ludogorets–FCB 0:0

FCB-Ludogorets 1:1

FCB Ø*

  Ludogorets FCB FCB Ludogorets  
Ballbesitz in Prozent 55 45 57 43 k.A.
Pässe gespielt 498 453 560 432 426
Pässe angekommen 374 315 498 386 346
Passquote in Prozent 75 70 89 89 81
gelaufene Kilometer 105,7 112,3 107,4 105,8 109,5
Schüsse 3 5 13 4 10
Schüsse aufs Tor 0 5 5 2 3,2
Schüsse neben das Tor 2 3 4 1 4,4
Gehaltene Schüsse 5 0 1 4 3,2
Pfosten/Latte 0 0 0 0 0,6
Balleroberungen 57 53 43 50 k.A.
Fouls 12 30 26 17 20
Abseits 6 1 5 1 2,2
Eckbälle 3 5 1 0 4,2

«Es tut weh», sagte FCB-Verteidiger Michhael Lang nach der verpassten Chance von Sofia, «die letzte Überzeugung hat uns gefehlt.» Und Luca Zuffi stellte nüchtern fest: «Wenn man so wenig Tore schiesst, ist es es schwierig, Punkte zu holen und weiterzukommen.»

Vielleicht, sagt Urs Fischer, «haben wir uns für Arsenal noch etwas aufgehoben». Unter dem Eindruck der bisherigen Kampagne beider Teams müsste da am 6. Dezember im St.-Jakob-Park allerdings schon ziemlich viel zusammen kommen, um doch noch einen Exploit zu schaffen und auf den letzten Drücker in die Sechzehntelfinals der Europa League einzuziehen.

 

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Vor dem Spiel:

Der Präsident sorgt sich nicht: Verliert der FC Basel heute Abend, überwintert der Schweizer Meister erstmals seit sieben Jahren nicht europäisch. Für Präsident Bernhard Heusler gibt es Wichtigeres. Denn die Zugkraft eines Europa-League-Sechzehntelfinals ist gering. Diese Situation hat sich der FCB selbst geschaffen – mit den erstaunlichen Erfolgen der letzten Jahre. » Stimmungslage beim Schweizer Meister

Der belagerte Trainer und seine Gedanken zur Glücksverteilung: Vor allem vor der Konterstärke der Bulgaren muss sich der FC Basel in Acht nehmen, will er am Mittwoch das europäische Überwintern sichern. Trainer Urs Fischer beklagt vor dem Spiel eine ungerechte Glücksverteilung, und Michael Lang ordnet das Spiel ganz oben in seiner Karriere ein. » Fakten vor dem Spiel in Sofia

Ein Wandervogel, den der FC Basel auf der Rechnung haben sollte: Ludogorets Razgrad, am Mittwoch der Gegner des FC Basel in der Champions League, leistet sich einen hochbezahlten Torjäger, den er für das kapitale Spiel in Sofia in der Hinterhand hat. In der laufenden Saison kommt der bald 30-jährige Claudiu Keserü schon wieder auf 13 Treffer. » Claudio Keserü, Razgrads Offensivmann

Die möglichen Szenarien für die letzten zwei Spiele: » Wie sich der FC Basel das europäische Geschäft sichern kann


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