Die Tür zur Champions League schien für den FC Basel einladend offen zu stehen, doch nach billigen Gegentreffern und rätselhaften Ausfällen beim 2:2 gegen Maccabi gibt es beim FC Basel einige Knackpunkte, die Trainer Urs Fischer vor der Nagelprobe in Tel Aviv zu bearbeiten hat.
Als einer der ersten stand der Jüngste hin und sagte: «Wir sind enttäuscht. Aber wir wissen, dass es ein Rückspiel gibt, das wird schwer, aber wir sind fähig, auch in Tel Aviv ein Tor zu erzielen.» Ein bisschen Trotz klingt durch bei Breel Embolo, nachdem sich der FC Basel ein 2:2-Unentschieden für den nächsten Dienstag in Israel aufgeladen hat. Ein Tor in Israel – das würde dem FCB theoretisch reichen ums ins gelobte Land der Champions League einzuziehen, das schon so nah schien. Doch nun, mit diesem unbefriedigenden Ergebnis, liegt ein Scheitern am ersten Saisonziel im Bereich des Vorstellbaren.
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Die Situation erinnert ein wenig an das letztmalige Ausscheiden in den Playoffs 2012 gegen Cluj. Auch damals spielte der FCB überlegen, zumindest eine Stunde lang, er führte im Heimspiel und kassierte dann zwei Kontertore. Diese Hypothek konnte er im Rückspiel nicht mehr abtragen, auch in Rumänien verlor man (0:1), und damit war auch das Ende von Trainer Heiko Vogel eingeläutet.
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Der erste heikle Moment für Urs Fischer beim FCB
So schlimm steht es drei Jahre später natürlich nicht, aber Urs Fischer erlebt den ersten Moment seiner Trainerzeit beim FCB, in dem nicht mehr eitel Sonnenschein herrscht. Sämtliche der ersten acht Wettbewerbsspiele hat Fischer mit seiner Mannschaft gewonnen, im neunten war ebenfalls ein Sieg kalkuliert, aber nun muss er bis zum kapitalen Rückspiel, in dem es um Millionen geht, mit diesem 2:2 umgehen.
Fischer tut das sehr sachlich und ruhig. «Wenn man 90 Minuten die dominierende Mannschaft war, dann ist das auch auswärts in Tel Aviv möglich», lautet seine Losung. Die beiden billigen Gegentore passen ihm jedoch nicht, «solche Fehler werden auf diesem Niveau eiskalt ausgenützt, dann darf man sich über das Resultat nicht wundern», sagt Fischer. Dem Unentschieden kann er allerdings auch etwas abgewinnen: «Jetzt wissen wir, was wir im Rückspiel zu tun haben. Vielleicht ist das gar nicht so schlecht.»
Quelle: uefa.com | ||
Die Fakten zum 2:2 des FC Basel gegen Maccabi Tel Aviv | ||
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FCB |
Maccabi |
|
Ballbesitz | 68% | 32% |
Angriffe | 63 | 14 |
Gelaufene Meter | 110’145 | 108’577 |
Schüsse | 16 | 5 |
Schüsse auf das Tor | 6 | 2 |
Schüsse daneben | 6 | 1 |
Schüsse abgeblockt | 4 | 2 |
Torhüter-Paraden | 2 | 9 |
Passversuche | 741 | 254 |
Pässe angekommen | 666 | 178 |
Passgenauigkeit | 90% | 70% |
Eckbälle | 10 | 1 |
Fouls | 8 | 11 |
Gelbe Karten | 2 | 2 |
Abseits | 5 | 8 |
Der FCB wird gewinnen müssen – oder ein 3:3-Unentschieden benötigen, so wie vor zwei Jahren, als die Rotblauen nach einem mageren Heim-1:0 in Tel Aviv schnell 3:0 vorne lagen. Genauso schnell glich Maccabi damals jedoch auch aus und machte dem FCB die letzte halbe Stunde im Bloomfield Stadium zur Hölle. Und genauso wird es kommenden Dienstag sein. Und zu welcher physischen Gangart dieser Gegner aktuell in der Lage ist, demonstrierte er im St.-Jakob-Park, wo alle Indikatoren für den FCB sprachen – bloss das Resultat nicht.
Jokanovic sieht noch keinen Vorteil für Maccabi
Fischers Kontrahent Slavisa Jokanovic ist zwar erst seit diesem Sommer im Amt und für Maccabi beginnt die Meisterschaft erst an diesem Wochenende. Doch der Serbe scheint schon zu ahnen, was sich bis zum Rückspiel gegen Basel aufbauen wird in Tel Aviv: eine Stadt und ihre Fussballfans im Rausch des Traums von der Champions League. Jokanovic, selbst ein erfahrener Profi in Spanien und England, schlug denn auch nach dem späten Glück des 2:2 durch den Doppeltorschützen Eran Zahavi ganz bedachte Töne an.
«Meine Mannschaft hat nicht brillant gespielt, aber sie hat hart gearbeitet. Es gibt jedoch keinen Grund, sich auf diesem Ergebnis auszuruhen», mahnt Jokanovic, «es ist erst eine Halbzeit gespielt und noch sehe ich keinen Vorteil für uns.»
Der Trainer von Maccabi, das zum dritten Mal hintereinander Meister geworden ist und zweimal in der Qualifikation zur Champions League gescheitert ist, spürt die grosse Sehnsucht und den Hunger, die in Tel Aviv herrschen: «Das Stadion wird voll sein und die Fans werden uns unterstützen, um etwas Grosses zu erreichen. Aber wir müssen mit kühlem Kopf auf den Platz gehen.» Es scheint fast so, als ob Jokanovic dies seiner Mannschaft dringend zu vermitteln sucht.
Die Häufung der muskulären Probleme bei den FCB-Spielern
In Basel haben sie bis dahin noch die Auswärtspartie am Samstag beim Aufsteiger Lugano zu erledigen, und das Maccabi-Spiel aufzuarbeiten. Leichte Zerrung im rechten Oberschenkel und zehn Tage Pause – so lauten Diagnose und Prognose für den früh ausgeschiedenen Marc Janko.
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Dass auch Matias Delgado und Behrang Safari früh mit muskulären Problemen – Krampferscheinungen bei beiden – aus dem Spiel genommen werden mussten, will Fischer nicht dramatisieren; genauso wenig wie die zurückliegenden Muskelverletzungen von Zdravko Kuzmanovic, Yoichiro Kakitani oder von Jean-Paul Boëtius, dem Debütanten am Mittwoch. «Verletzungen gehören zum Fussball«, so Fischer, «manchmal geht die Rechnung nicht auf, und man kann natürlich jetzt anfangen, das zu hinterfragen.» Will der Trainer aber nicht.
Tolle Werte: Mohamed Elneny (rechts, gegen Eden Ben Basat) gehörte zu den wirkungsvollsten Spielern des FCB gegen Maccabi und war auf internationalem Niveau auf der Höhe. (Bild: Reuters/ARND WIEGMANN)
Seinen taktischen Zug, nach Jankos Ausfall Embolo ins Zentrum zu schieben, obwohl der junge Mann doch über den rechten Flügel in der Anfangsphase furios gewirbelt hatte, verteidigt Fischer ebenfalls in aller Offenheit: «Schwierig zu sagen: Ich denke nicht, dass die Entscheidung falsch war. Wir hatten nach wie vor das Spiel im Griff und haben uns Chancen erarbeitet.» Klare Strukturen hatte das Basler Anrennen jedoch nur in der Anfangsviertelstunde. Danach war es eher die Brechstange, mit der der israelische Beton bearbeitet wurde.
Lehrgeld auf gehobenem Anforderungslevel
Es gibt aber auch noch ein paar andere Baustellen, die am Mittwoch deutlicher zutage traten. Shkelzen Gashi etwa, der Toptorschütze der vergangenen beiden Jahre, kann der Mannschaft im Moment nicht helfen und scheint in einem mentalen Loch zu stecken. Ausser Form geraten ist auch Birkir Bjarnason, der gegen Maccabi völlig wirkungslos blieb, am linken Flügel überhaupt nicht eingebunden war ins Spiel und in den wenigen Situation, in denen er in die gefährliche Zone kam, stumpf wirkte.
Und Daniel Hoegh zahlte bitteres Lehrgeld auf gehobenem Anforderungslevel. Der Däne verursachte den Freistoss zum 0:1, leitete mit einem seiner Fehlpässe das zweite Tor ein und stand dann – wie auch Marek Suchy – schlecht beim zweiten Gegentreffer. Zweimal reüssierte Eran Zahavi, der sich in Anlehnung an Cristiano Ronaldo EZ7 abkürzt und mit seiner Effizienz Klasse bewies. «Er ist momentan unser wichtigster Spieler», sagt Slavisa Jokanovic. «Wir hatten ihn eigentlich gut im Griff», findet Urs Fischer.
Immerhin zeigt sich Daniel Hoegh einsichtig und darf sich obendrein grämen darüber, dass ihm der Schiedsrichter sein erstes Tor im FCB-Trikot aus nicht nachvollziehbaren Gründen aberkannte. Aber das war nur eines von etlichen Ärgernissen des Mittwochabends im St.-Jakob-Park. Die meisten waren hausgemacht. «Wir haben in der zweiten Halbzeit den Faden verloren», sagt Fischer. Nach den Ursachen muss er nun forschen.
Zwei Hauptdarsteller: Der beklagenswerte FCB-Innenverteidiger Daniel Hoegh und Eran Zahavi (rechts), beide an den zwei Maccabi-Toren massgeblich beteiligt. (Bild: Andy Mueller/freshfocus)