Roger Federer gewinnt in der zweiten Runde der Swiss Indoors gegen Philipp Kohlschreiber mit 6:4, 4:6, 6:4. Den Unterschied macht eine aussergewöhnliche Steigerung der Servicequote im dritten Satz. Im Viertelfinal wartet der Vorjahresfinalist David Goffin.
Wer am Donnerstag an den Swiss Indoors die ganz grosse Spannung erleben wollte, der wartete besser nicht bis zum Spiel zwischen Roger Federer und Philipp Kohlschreiber. Die Liebhaber richtig enger Affichen waren besser beraten, sich beispielsweise das Doppel mit Rafael Nadals Beteiligung anzusehen, das der Spanier zusammen mit Marc Lopez im Tiebreak des zweiten Satzes verlor.
Allerdings will das Schweizer Publikum ohnehin vor allem eines: Roger Federer sehen. Ob der nun klar, knapp oder gar nicht gewinnt. Gegen den Deutschen Kohlschreiber überstand Federer die zweite Runde schliesslich in drei Sätzen, die kaum von den Sitzen zu reissen vermochten.
Und weil der 32-jährige Gegner am Ende des dritten Satzes zwischen den Ballwechseln Dehnübungen machte und Schwierigkeiten hatte, sich richtig zu bewegen, endete die Partie standesgemäss mit 6:4, 4:6, 6:4 für Federer. Der Baselbieter ist nach diesen 99 gespielten Minuten auch nach elf Duellen mit dem Augsburger ungeschlagen.
In der Startrunde gewann Roger Federer in 54 Minuten. In Runde zwei dauerte es 99. (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)
«Ich hatte vielleicht meinen besten Tag»
Jeder Satz wurde durch ein Break entschieden. Im ersten Durchgang nahm Federer Kohlschreiber den Service zum 3:2 ab, den zweiten Satz gewann der Deutsche dank eines Rückhandfehlers von Federer. «Ich bin nicht gut in seine Aufschlagspiele hineingekommen», sagt der 34-Jährige, schreibt dies aber auch den Qualitäten des Deutschen zu.
Der dritte Satz ging deswegen klar an Federer, weil er seine Servicequote von unter 50 Prozent aus den ersten beiden Durchgängen steigerte. «Ich hatte heute vielleicht nicht meinen besten Tag und war einfach ein bisschen müde», begründet Federer die unterdurchschnittliche Leistung in Satz eins und zwei. Die knapp 90 Prozent in Satz drei waren dafür umso bemerkenswerter. Kohlschreiber, die Nummer 32 der Welt, gewann gerade mal noch vier Punkte, wenn Federer servierte.
Die Zahlen zu Roger Federer 6:4, 4:6, 6:4-Sieg gegen Philipp Kohlschreiber. (Bild: Screenshot swissindoorsbasel.ch)
Am Ende dankte die Nummer 3 der Welt dem Publikum, ihrem Publikum, das den «Ausschlag gegeben hat». Federer sagte das einerseits deshalb, weil er nach 17 Berufsjahren auf der Tour weiss, was das Publikum von ihm nach den Spielen verlangt. Andererseits, weil er die Atmosphäre in der ausverkauften Halle genossen habe und das Publikum vielleicht tatsächlich mitentscheidend war.
Im Viertelfinal kommt es zur Neuauflage des Finals von 2014
Am Freitag (nicht vor 20 Uhr) trifft der 17-fache Grand-Slam-Sieger im Viertelfinal auf den Belgier David Goffin (ATP 17), seinen Finalgegner aus dem Vorjahr. Damals gewann Federer in einem Match ohne Spannung mit 6:2, 6:2.
Es war das letzte von bisher zwei Aufeinandertreffen, die Federer beide gewann. «Das wird eine enge Angelegenheit», schaut Federer auf das Spiel, das gleich im Anschluss an Nadals Viertelfinal gegen Marin Cilic stattfindet.
Goffin «hat viel Power» und wenn er einen Lauf habe, retourniere er sehr gut. Serviert Federer aber so, wie er es im dritten Satz gegen Kohlschreiber tat, dann läuft der 87-fache Turniersieger kaum Gefahr, den Halbfinal an seinem Heimturnier zu verpassen – es wäre der zehnte in Serie.
(Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)