Nach der 1:3-Niederlage des FC Basel gegen die Young Boys hat ein ehemaliger Berner ein unerwartetes Rencontre. Zuvor ging ihm irgendwann die Luft aus, ganz anders als dem jüngsten Mann auf dem Platz, der allerdings eine unschöne Premiere erleben musste.
Tomas Vaclik | Torhüter
Musste zum ersten Mal in der laufenden Meisterschaft dreimal den Ball aus dem eigenen Tor holen. Beim 1:0, nachdem er den Querpass von Lecjaks noch abgelenkt hatte und danach gegen den Schuss von Hoarau chancenlos war; beim 2:0, nachdem die Abstimmung mit Marek Suchy nicht gestimmt hatte; und beim 3:1, als er den Kopfball Mbabus nicht mehr erreichte. Zeigte abgesehen davon eine starke Parade gegen Schick, der nach einer Viertelstunde alleine auf den Tschechen zulief.
Michael Lang | rechter Aussenverteidiger
Sass nach Abpfiff eine, vielleicht zwei Minuten auf der Spielfläche des Stade de Suisse. Enttäuscht über die erste Niederlage in der Meisterschaft. Enttäuscht aber wohl auch über die eigene Leistung. Vergab in der Startphase eine Kopfballmöglichkeit und hatte nicht den offensiven Einfluss, der ihn sonst auszeichnet, weil kaum eine Flanke zur Mitte kam. Ausnahme war der Ball in der Schlussphase auf den eingewechselten Davide Calla.
Marek Suchy | rechter Innenverteidiger
Stand vor dem zweiten Gegentreffer seinem Landsmann im Basler Tor auf den Füssen und verhinderte so, dass die beiden den Ball dem Gegner überliessen anstatt zu klären. Alles in allem nicht der Abend des 28-Jährigen, der gegen das schnelle YB mehr als sonst in der Meisterschaft gefordert war – was sich am Dienstag gegen Arsenal kaum ändern wird.
Marek Suchy (rechts) im Duell mit Guillaume Hoarau, dem zweifachen Torschützen der Young Boys. (Bild: Keystone/PETER SCHNEIDER)
Eder Balanta | linker Innenverteidiger
Bildete zusammen mit Suchy die unsichere Innenverteidigung, die insbesondere mit der bemerkenswerten Vertikalität im Spiel der Young Boys Mühe hatte. Beispielsweise vor dem ersten Gegentreffer, beim Ball von Nuhu auf Lecjaks. Erfreulich war das Zusammenspiel mit Blas Riveros auf der linken Aussenbahn: ein südamerikanisches Duett, das dereinst ganz gut funktionieren könnte.
Blas Riveros | linker Aussenverteidiger
Stand in der Liga zum dritten Mal auf dem Platz, zum dritten Mal in der Startaufstellung. Erlebte dabei zum ersten Mal, wie sich ein Gegentreffer im Basler Dress gegen eine Super-League-Mannschaft anfühlt. Dass es gleich drei waren, wird das Trainerteam kaum dem mit 18 Jahren jüngsten Mann auf dem Platz anlasten, denn die Young Boys waren vor allem über die andere Seite gefährlich. Baute, nachdem er zu Beginn grossen Einfluss auf die Basler Offensive hatte, in Halbzeit zwei etwas ab.
Taulant Xhaka | defensives Mittelfeld
Erlebte einen Abend des ungleichen Duells, da er als einziger defensiver Mittelfeldspieler auf Guillaume Hoarau zugeteilt war, wenn die Berner mit langen Bällen auslösten. Gewann, vielleicht auch zu seiner eigenen Überraschung, mit rund 20 Zentimeter weniger an Körperlänge einige dieser Kopfballprüfungen gegen den zweifachen Torschützen. Hatte ansonsten immer mal wieder Mühe mit der rutschigen Unterlage und liess es sich nach Abpfiff nicht nehmen, sich mit der Berner Haupttribüne anzulegen. Wurde deswegen vom gegnerischen Trainer Adi Hütter liebevoll in den Arm genommen, was sein hitziges Gemüt etwas zu beruhigen schien.
Wenn es heiss zu und her geht, dann ist Taulant Xhaka (Zweiter von rechts) mittendrin: Kasim Adams Nuhu (links) wird in dieser Szene mit Rot vom Platz gestellt. (Bild: Keystone/PETER SCHNEIDER)
Birkir Bjarnason | rechtes Mittelfeld
Vergab die beste basler Möglichkeit, haderte mit dieser Szene, mit sich selbst, und zu unrecht auch mit seinen Mitspielern, die den augenscheinlichen Frust des Isländers abkriegten. Da war beispielsweise Riveros, der paraguayische Aussenmann, den Bjarnason mehrmals zurecht wies – warum, blieb für Aussenstehende unverständlich. War zudem vor dem ersten Gegentor von Lecjaks Geschwindigkeit überfordert und verliess das Feld in der 64. Minute für Mohamed Elyounoussi.
Matias Delgado | zentrales Mittelfeld
Scheiterte mit einem Freistoss am starken Yvon Mvogo, erzielte den einzigen Basler Treffer aber doch noch: vom Elfmeterpunkt, und gewohnt sicher. Steht damit als neunfacher Torschütze teamintern mit Seydou Doumbia an erster Stelle, was den Captain kaum über die Niederlage hinwegtrösten wird. Hat nach einer laufintensiven Partie, auf die er überschaubaren Einfluss hatte, ohnehin andere Sorgen, da er wegen der spielverlaufbedingten Wechsel 90 Minuten durchhalten musste. Den 33-Jährigen wird es gegen Arsenal in einer anderen Verfassung brauchen, will der FCB doch noch europäisch überwintern.
Die übliche Sicherheit vom Punkt: Matias Delgado schiebt den Ball in eine Ecke, Yvon Mvogo springt in die andere. (Bild: Keystone/MANUEL LOPEZ)
Luca Zuffi | zentrales Mittelfeld
War zuständig für die Eckstösse von rechts, die sich von seinem linken Fuss abgehend auf das Tor zudrehten. Mehr als diese stehenden Bälle war im Spiel des zentralen Mittelfeldspielers nicht auszumachen. Er verliess aus taktischen Gründen in der 59. Minute das Feld für Andraz Sporar.
Renato Steffen | linkes Mittelfeld
Ein Spiel wie gemacht für Renato Steffen, den Mann, der das Bad in den emotionalen Momenten liebt. Wurde von seinen einstigen Anhängern bei jeder Ballberührung ausgepfiffen und revanchierte sich dafür kurz vor den Pause: Ging im Mittelkreis an der Grenze des Erlaubten Kasim Adams Nuhu an, der Steffen im Davonfliegen einen Fusstritt verpassen wollte. Nuhu traf ihn nicht, den Basler Flügel, der damit am Ursprung der Basler Überzahl stand. Überliess seinen Platz in der 77. Minute Davide Callà.
Seydou Doumbia | Angriffsspitze
Nahm sich nach der Partie eines Betrunkenen an, der das Feld betrat und das Gespräch mit dem ehemaligen YB-Torschützenkönig suchte. Zeigte offenbar Verständnis für die Worte des Berner Anhängers, dessen Ausflug auf das Feld in den Händen der Sicherheitskräfte ein unliebsames Ende auf dem Betonboten der Katakomben nahm. Auf der Plastikunterlage war Doumbia in den 90 Minuten zuvor kaum etwas gelungen. Die grosse Möglichkeit vergab er in der ersten Minute der YB-Viertelstunde – ziemlich genau zu dem Zeitpunkt, als dem Ivorer endgültig die Luft ausging.
Andraz Sporar | Angriffsspitze
Ersetzte in der 59. Minute Luca Zuffi und bildete zusammen mit Doumbia die Doppelspitze, die die erste Basler Niederlage in der Meisterschaft doch noch abwenden sollte. Hatte kaum Aktionen, seine Einwechslung verpuffte in der kühlen Berner Abendluft.
Mohamed Elyounoussi | linkes Mittelfeld
Übernahm in der 64. Minute Bjarnasons Position im linken Mittelfeld und brachte gehörig Schwung in den Basler Angriff. Wenige Sekunden stand er auf dem Platz, da holte er bereits den Elfmeter heraus. Verarbeitete danach einige Bälle mustergültig, und brachte viele davon zur Mitte. Feine Leistung des Norwegers, womit er sich für die Startaufstellung gegen Arsenal empfiehlt.
Davide Callà | rechter Flügel
Ersetzte in der 77. Minute Renato Steffen und wurde Sekunden später von Lecjaks an der Grundlinie schwindlig gespielt, was zur Flanke und dem 3:1 führte. Für eine Bewertung gleichwohl zu wenig lang im Einsatz.
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Bewertungsdurchschnitt: 3,7
Nicht eingesetzt: Vailati (ET), Gaber, Serey Dié, Hoegh