Und dann klingelte die Polizei beim Präsidenten des FCB-Gegners durch

Zehn Minuten dauerte die Freude über das grosse Los beim Präsidenten des CS Italien, der den FC Basel am Samstag im Schweizer Cup empfängt. Dann hatte Marco Longo die Polizei am Ohr.

Der CS Italien feiert seinen Sieg im Genfer Cup.

Zehn Minuten dauerte die Freude über das grosse Los beim Präsidenten des CS Italien, der den FC Basel am Samstag im Schweizer Cup empfängt. Dann hatte Marco Longo die Polizei am Ohr.

Als Marco Longo davon erfuhr, dass sein CS Italien in der ersten Runde des Schweizer Cup das grosse Los gezogen hatte, erntete er erstaunte Blicke. Der Präsident des regionalen Genfer Zweitligisten weilte gerade in Brüssel, wo seine Freudensprünge nur bedingt verstanden wurden.

«Zehn Minuten lang habe ich gelärmt und mich gefreut», erinnert sich Longo. Dann klingelte sein Telefon. Am anderen Ende nicht etwa die ersten Journalisten, sondern die Genfer Polizei: «Guten Tag, Sie haben im Cup den FC Basel gezogen. Bitte melden Sie sich umgehend bei unseren Spezialkräften, um das Sicherheitsdispositiv zu besprechen.» Und da, sagt Longo, «bin ich ganz schnell auf dem Boden der Realität gelandet.»

Die Cupspiele im Livestream

Die 1. Hauptrunde des Schweizer Cup kann wie schon letzte Saison live im Internet gratis angeschaut werden. Diese Website des Schweizerischen Fussballverbandes macht es möglich.

Doch nun, kurz vor dem Anpfiff des grössten Spiels in der 70-jährigen Geschichte des CS Italien ist bei Longo die gute Stimmung zurück. Zusammen mit einem Freund, der auf die Organisation von Events spezialisiert ist, hat er zwei Monate lang gearbeitet. «Bislang habe ich bloss etwas nicht rechtzeitig organisiert», erzählt der 36-Jährige, «und das waren die Gläser für den VIP-Bereich.» Aber auch die sind inzwischen vor Ort. Also, befindet Longo, sei entweder hervorragend gearbeitet worden: «Oder ich habe nicht an alles gedacht.»

17’000 Franken – für den einen der beiden Clubs ist das viel Geld

Das grösste Problem, das Longo und sein Club zu lösen hatte, war tatsächlich die Sicherheitsfrage. Und als dieses gelöst war, musste das Geld gefunden werden, um die Sicherheitsvorkehrungen auch bezahlen zu können. Beides hat Longo hinbekommen. Also blickt er dem Samstag ruhig entgegen. Auch wenn er sagt, die rund 17’000 Franken an Fixkosten seien «ein grosses Budget». Und fügt sogleich lachend mit Blick auf den Gegner aus Basel, der mit einem 80-Millionen-Budget unterwegs ist, an: «Also für uns.»

Bislang sind zwar bloss rund 900 Tickets im Vorverkauf abgesetzt worden, 500 davon gingen an den FCB. Doch Longo geht davon aus, dass die meisten Leute die Tageskasse benutzen werden: «So hätte ich selbst es auch gemacht.»

Es wird so oder so eine unglaubliche Kulisse sein für die Spieler des einst von Immigranten gegründeten Clubs. «Wenn wir sonst an einem Spiel 100 Franken einnehmen, war das ein guter Tag», sagt Longo. Die Tickets des CS Italien kosten in der Meisterschaft fünf Franken.

Vorbereitung im Fünfsterne-Hotel

Damit sich die Amateurkicker richtig auf das Abenteuer gegen den fünf Ligen höher spielenden FC Basel vorbereiten können, hat Longo etwas Spezielles einfallen lassen. Die Mannschaft des CS Italien wird den Tag und die Nacht Nacht vor dem Cupspiel in einem Fünfsterne-Resort gleich auf der anderen Seite der Grenze in Frankreich verbringen. 24 Stunden lang sollen sie also wie Profis leben dürfen.

Womit sich die Genfer Amateure um einiges kostspieliger vorbereiten als die Basler Profis. Der FCB nämlich wird erst am Samstagmorgen mit dem Bus nach Meyrin reisen. «Früh am Morgen», wie FCB-Trainer Paulo Sousa betont, «um den Stau zu umgehen.»

Sousa erinnert an das Spiel gegen die Old Boys

In der Tat scheint mit Blick auf die sportliche Ausgangslage nur das totale Verkehrschaos einen (hohen) Basler Sieg verhindern zu können. Auch wenn Sousa sich vor dem Cupspiel erneut als sattelfest im Fach neuere FCB-Geschichte präsentiert und daran erinnert, dass die erste Runde im letztjährigen Schweizer Cup «auch nicht gerade ermutigend war».

Tatsächlich musste der FCB damals gegen die Old Boys in die Verlängerung. Doch OB spielt immerhin zwei Ligen höher als der CS Italien, der sich als regionaler Zweitligist dank des Sieges im Genfer Cup für den Schweizer Cup qualifizieren konnte. Und die Genfer müssen mit einem weiteren Handicap umgehen: Für sie beginnt die Meisterschaft erst in einer Woche, sie haben also noch keinen einzigen Ernstkampf bestritten.



Bitte einmal in die nächste Runde! FCB-Trainer Paulo Sousa verlangt von seinem Team einen konzentrierten Auftritt.

Bitte einmal in die nächste Runde! FCB-Trainer Paulo Sousa verlangt von seinem Team einen konzentrierten Auftritt. (Bild: Keystone/Valentin Flauraud)

Und sportlich ist ist der CS Italien auch nicht übermässig ambitioniert unterwegs. Gut mitspielen solle seine Mannschaft in der 2. Liga, findet Longo. Ansonsten aber ist es mehr die Geschichte des aktuellen Trainers Raffaele Del Rosso, die Longo als gutes Beispiel für die Clubpolitik sieht: Del Rosso hatte einst mit Longo zusammen beim CSI mit Kinderfussball begonnen, spielte danach zehn Jahre lang in der 1. Liga. Danach ist er zurück gekommen, um sein Wissen weiter zu geben, das er als baldiger Besitzer des Instruktoren-Papiers erworben hat. «Wie der Lachs, der an den Ort zurückkehrt, an dem er auf die Welt gekommen ist», umschreibt Longo den idealen Kreislauf beim CS Italien.

Dieser soll den Club zwar längerfristig weiter nach vorne bringen. Um den grossen FC Basel zu ärgern, reicht das aber im Normalfall nicht. Kein Wunder, ist Ziel des CS Italien dann ganz dem Herkunftsland der Gründer entsprechend: Die Genfer wollten, sagt Marco Longo, vor allem etwas abgeben: «Una bella figura.»

liveticker

calendar

Nächster Artikel