Und dann packt ER den Zauberfuss aus – die Einzelkritik zum FCB

Ein wirbliger Philipp Degen und ein Serey Die mit nicht mehr für möglich gehaltenem Torriecher werden beim Meisterstück de FC Basel in Aarau nur noch übertroffen von einem hinreissenden Matias Delgado und Valentin Stocker, der aus einem Fehlpass eine Torchance und daraus ein Tor macht. Vielleicht sein letztes im FCB-Dress, wer weiss.

Überragende Partie: Matias Delgado (links, daneben Alain Schultz) erzielte den Führungstreffer zum 2:1 in Aarau – eine grosse Befriedigung für ihn zum Abschluss einer schweren ersten Saison nach der Rückkehr zum FCB. (Bild: Keystone/PATRICK B. KRAEMER)

Ein wirbliger Philipp Degen und ein Serey Die mit nicht mehr für möglich gehaltenem Torriecher werden beim Meisterstück de FC Basel in Aarau nur noch übertroffen von einem hinreissenden Matias Delgado und Valentin Stocker, der aus einem Fehlpass eine Torchance und daraus ein Tor macht. Vielleicht sein letztes im FCB-Dress, wer weiss.

Yann Sommer | 5
Es brauchte ein paar gute Paraden von ihm, um die motivierten Aarauer in Schach zu halten. Beim Gegentor, als der Ball durch seinen Torraum irrlichterte, sah er wie die gesamte Hintermannschaft nicht sonderlich gut aus.

Fabian Schär | 4,5
Mal drosch er den Ball unkoordiniert auf die Tribüne, mal tankte er sich brasilianisch an den Aarauern vorbei. Musste sich den Sengers und Ionitas erwehren, wurde einmal quasi abgeschossen, als er sich Kopf voraus in einen Weitschuss warf. Mehr war nicht gefordert von ihm.

Marek Suchy | 4,5
Wenn die Aarauer zu ihren Standards kamen, war auch der FCB-Abwehrpatron nicht über alle Zweifel erhaben – aber gegen die Mannschaft mit den meisten Toren aus ruhenden Bällen verwunderte das auch nicht gross. Ansonsten die Ruhe in Person.

Fabian Frei | 5
Der Agent im Dienst seiner Mannschaft: War quasi als Libero vor den beiden zentralen Verteidigern eingeteilt und hielt sich strikt an den offenbar defensiven, absichernden Auftrag, während von den Aussenverteidigern vor allem Philipp Degen sehr hoch stand.

Philipp Degen | 5,5
Ein ganz starkes Spiel von ihm. Ackerte seinen Flügel rauf und runter und spielte eigentlich eher einen Rechtsaussen. War an etlichen Angriffen beteiligt, besass selbst Chancen, bereitete den Ausgleich vor und hätte sich die gelbe Karte (die erste in der Liga nebst vieren in Schweizer Cup und Europacup) sparen können, als er selbst gefoult wurde und reklamierte.

Behrang Safari | 4,5
Der Schwede tauchte auch mal am gegnerischen Strafraum auf, ja, aber ansonsten gehörte er zu den fünf Spielern, die grundsätzlich nach hinten absicherten, während der Rest sich vorne austoben durfte. Ein grundsolider Match von ihm.

Geoffroy Serey Die | 5,5
Noch einmal hochkonzentriert und kampfeslustig, und dazu kommen ein Assist zum 3:1 – und sein erster Saisontreffer! Ein Weitschuss! Man glaubte schon nicht mehr daran, was Serey Die mal erzählt hat, dass er nämlich einst gefürchtet gewesen sei für seine Weitschüsse. Dieser in der 28. Minute aus rund 22 Metern setzte fies auf, Aarau-Keeper Unnerstall fiel wie eine Bahnschranke –und drin war der Ball.

Mohamed Elneny | 4,5
Viel unterwegs, eher der Mann für die unspektakulären Bälle in diesem Spiel, einer, der auch immer ein Auge dafür hatte, wenn vor allem Degen am Flügel vorpreschte und Elneny entsprechend den Raum dahinter absicherte.

Matias Delgado | 6
Und dann, im 40. Einsatz, der ganz grosse Auftritt von IHM, fast noch besser als das Valencia-Spiel mit der Tor-Doublette. 45 brillante Minuten, in denen er an jeder gefährlichen Aktion beteiligt war, dann gute 15 Minuten nach dem Seitenwechsel, dann die Auswechslung gegen Marcelo Diaz in der 73. Minute. Hatte zunächst keine Fortune, die erste Grosschance vergab er, und dann wurde er rund 25 Meter vor dem Tor gefoult, legte sich den Ball zurecht, packte seinen rechten Zauberfuss aus und traf mit einem perfekten Schuss über die Mauer hinweg zum 2:1. Tusch! Das ist der Delgado, der Fantasista, wie ihn sich die Fans bei der Rückkehr gewünscht hatten – und auf den sie ein bisschen warten mussten.

Marco Streller | 4,5
Allein seine Präsenz auf dem Platz macht sehr viel aus. Gerade aus einer Verletzung zurückgekommen schonte er sich nicht, kam einem Treffer – es wäre sein 100. in der Super League gewesen – einige Male nahe. Verschenkte nach dem Spiel nicht das letzte Hemd, dafür aber seine Hose an einen Fan und sagt über seinen siebten Meistertitel mit dem FCB: «Das besitzt einen sehr hohen Stellenwert für mich.»

Valentin Stocker at his best: Antreiber, Torschütze und zum sechsten Mal Meister mit dem FC Basel.

Valentin Stocker at his best: Antreiber, Torschütze und zum sechsten Mal Meister mit dem FC Basel. (Bild: Keystone/PATRICK B. KRAEMER)

Valentin Stocker | 6
Zum Schluss – wenn man mal davon ausgeht, dass es dann Berlin oder Stuttgart wird, wo sie um ihn buhlen – zum guten Schluss also noch mal der Stocker, wie man ihn in Basel liebgewonnen hat: Giftig, von Beginn an unter Strom, besass die ersten Chancen, vergab sie, erarbeitete sich weitere, knallte sich in die Zweikämpfe und erzielte schliesslich das 3:1, sein 13. Saisontor. Auf diese unvergleichliche Art. Eigentlich war der Pass von Serey Die in die Füsse von Kim Jaggy gar keine Torchance, aber Stocker machte eine daraus und traf mit einem knackigen Linksschuss aus 12 Metern. Grosses Kino mit allem drum und dran, auch den den Tränen nach Spielende im Kabinengang.

Marcelo Diaz | 4,5
Löste Delgado in der 73. Minute ab, erreichte nicht dessen Brillanz, aber das war zu diesem Zeitpunkt auch nicht mehr nötig. Solide Einwechselarbeit.

Gaston Sauro | –
Was macht Murat Yakin, wenn es zehn Minuten vor der Meisterschaft 3:1 steht? Richtig: Er wechselt einen dritten Innenverteidiger ein. Sauro – in der 81. Minute für Serey Die gekommen – war aber zu kurz im Einsatz, um bewertet werden zu können.

Kay Voser | –
Wie man es noch auf die Spitze treiben kann? Mit der Einwechslung eines weiteren Verteidigers. Im Fall von Voser immerhin ein 1:1-Wechsel von der Position her mit Safari spät in der 82. Minute. Daher zu kurz im Einsatz, um bewertet werden zu können.

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Notendurchschnitt: 5
Beim FCB nicht eingesetzt: Vailati (T), D. Degen, Sio, Embolo.

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