Der Cup-Viertelfinal zwischen dem FC Basel und dem FC Zürich geht auch am siegreichen Präsidenten Bernhard Heusler nicht spurlos vorbei. Ganz im Gegenteil.
Bernhard Heusler steht wenige Minuten nach dem Spiel in der Interviewzone und fragt: «Ist es für Sie in Ordnung, wenn wir uns zuerst die Höhepunkte anschauen?» Der Blick des Präsidenten geht hoch zu einem kleinen Bildschirm im Bauch der Muttenzerkurve, und dort sieht Heusler noch einmal, wie der FC Zürich in Führung geht, wie Marc Janko diesen Cup-Viertelfinal ausgleicht, wie Michael Lang die Führung für den Meister erzielt. Und wie Renato Steffen mit einem Schlenzer der Extraklasse die Entscheidung herbeiführt.
Dann dürfen dem Präsidenten Fragen gestellt werden. Und Heusler sagt nach dem 3:1-Sieg des FC Basel: «Ich bin total leer. Aber unglaublich glücklich und wahnsinnig stolz auf diese Mannschaft. Wenn ich das Tor von Renato Steffen sehe, dann geht mir nochmals alles durch den Kopf, was in den letzten eineinhalb Jahren abgegangen ist.»
Strittige Szenen und kalter Kaffee
Seit etwas mehr als eineinhalb Jahren ist Urs Fischer Trainer dieser Mannschaft. Er ist der wichtigste letzte Personalentscheid Heuslers, der nach dieser Saison das Amt des Präsidenten abgeben wird. Die beiden verliessen den Rasen nach Abpfiff des Klassikers, schritten durch die Senftube in Richtung Kabine. Gemeinsam, wie so oft in letzter Zeit: «Wir sitzen nach den Spielen meistens rasch zusammen, manchmal noch mit Sportdirektor Georg Heitz, und besprechen uns, bevor es an die Pressekonferenz geht.»
Thema dabei: Was sagt man in der Medienrunde, was sagt man nicht. Und das Spiel gegen den Challenge-Ligisten gab einigen Gesprächsstoff: allem voran die gelbrote Karte gegen Taulant Xhaka für dessen übermotiviertes Einsteigen gegen Adrian Winter. Wäre der Meister ausgeschieden, die Szene wäre zum Schlüsselmoment erkoren worden. Mit dem Sieg verkommt sie zur Randnotiz, diese zweite Verwarnung, über die sich in Basel manche zu unrecht ärgern mögen. Berechtigt ist vielmehr der Ärger wegen der Zürcher Abseitsposition vor dem 0:1, zu der Heusler sagt: «Das ist jetzt alles kalter Kaffee.»
Ganze Anspannung fiel ab. Reaktion von FCB-Präsident Heusler nach Sieg im Cup-Viertelfinal gegen FCZ #rotblaulive pic.twitter.com/SZRXG2WqWZ
— Stephan Gutknecht (@GutknechtSteph) March 3, 2017
Ein Spiel zwischen Basel und Zürich lebt auch von solchen Szenen. Auch sie sind der Nährboden, der aus dieser Affiche eine besondere macht. «Die Partie ist zum Spiel der Spiele erkoren worden», sagt Heusler, «und unsere Mannschaft spielt das 90 Minuten souverän durch, es ist einfach der Wahnsinn.»
Das Theater, jedes mal, wenn der FCB auftritt
Der Präsident sagt: «Ganz realistisch gesehen war das nicht das wichtigste Spiel der Saison. Aber das emotionalste. Und am Ende geht es nicht um Realismus. Sondern um Emotionen. Wir führen bei jedem Auftritt ein Theater auf, an dem sich die Leute erfreuen sollen. Und heute wusste man: Die ganze Stadt pulsiert, die ganze Stadt schaute diesem Spiel entgegen. So war auch die Stimmung im Stadion. Ein wahnsinnig gutes Gefühl.»
Später, die Pressekonferenz ist längst durch, sitzt Heusler in kleiner Runde im Medienzentrum und plaudert. Man unterhält sich nochmals über den Basler Sieg, man schaut zurück auf die Niederlage der Young Boys vom Vortag gegen den FC Winterthur, den nächsten Cup-Gegner des Meisters. Und Heusler blickt voraus: «Mit dem Sieg haben wir einen weiteren Schritt in Richtung Final gemacht. Das wäre ein Traum. Auch im Gesamtzusammenhang.»
Mit diesem Gesamtzusammenhang meint Heusler die Veränderung, die der Führungsetage des FCB mit seinem Rücktritt im Sommer ins Haus steht. Heusler ist als Vereinspräsident jedenfalls auf einer Abschiedstournee in den Schweizer Fussballstadien. Und die hat sich um mindestens ein Spiel verlängert und ein Stadion erweitert.