Urs Fischer erklärt widerwillig die Nebenschauplätze beim FCB

Am Donnerstag spielt der FC Basel in der Europa League gegen Paulo Sousas ACF Fiorentina. Bereits mit einem Unentschieden könnte sich der Schweizer Meister den Verbleib im europäischen Wettbewerb sichern. Zu reden geben jedoch die jüngsten Niederlagen und die vielen Verletzungen – ganz zum Unmut von Trainer Urs Fischer.

Urs Fischer, head coach of Switzerland's soccer team FC Basel, during a press conference in the St. Jakob-Park stadium in Basel, Switzerland, on Wednesday, November 25, 2015. Switzerland's FC Basel 1893 is scheduled to play against Italy's ACF Fiorentina in an UEFA Europa League group I group stage matchday 5 soccer match on Thursday, November 26, 2015. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)

(Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

Am Donnerstag spielt der FC Basel in der Europa League gegen Paulo Sousas ACF Fiorentina. Bereits mit einem Unentschieden könnte sich der Schweizer Meister den Verbleib im europäischen Wettbewerb sichern. Zu reden geben jedoch die jüngsten Niederlagen und die vielen Verletzungen – ganz zum Unmut von Trainer Urs Fischer.

Nach zehn Minuten sagt Urs Fischer leicht vorwurfsvoll: «Wir haben morgen ein Europacup-Spiel gegen den Dritten der Serie A. Und wir reden hier über die Verletzten.» Besser als mit dieser Aussage an der Pressekonferenz im Vorfeld der Partie gegen Florenz könnte der Trainer des FC Basel die Fragen nicht zusammenfassen, die im Zusammenhang mit dem Schweizer Meister im Raum stehen.

Die jüngere Vergangenheit mit zwei Niederlagen in Serie und die Nebenschauplätze mit vier verletzten Innenverteidigern sorgen für Diskussionsstoff.

Gibt es noch Tickets?
Und ob! Am Mittwoch waren für das Spitzenspiel der Gruppe I, das Duell mit dem Ex-Trainer Paulo Sousa, 20’900 Tickets abgesetzt.

Da ist es nur natürlich, dass das fünfte Gruppenspiel der Europa League (Donnerstag, 19 Uhr, St.-Jakob-Park) in der medialen Wahrnehmung in den Hintergrund rückt. Und Fischer, wenngleich wider Willen, gibt geduldig Auskunft über die Lage beim Schweizer Meister.

Eine Abwehr, die in jeder anderen Super-League-Mannschaft fraglos spielen würde

«Wir werden morgen elf Spieler auf den Platz bringen», beginnt Fischer seinen Monolog wenig gehaltvoll. Dann aber setzt er an, der Trainer, dem nach Manuel Akanjis Ausfall mit Marek Suchy nur noch ein gesunder Innenverteidiger zur Verfügung steht.

» Die unheilvolle Serie geht weiter – jetzt fällt auch noch Manuel Akanji aus

«Die personelle Decke im Abwehrzentrum ist dünn, gut, dass Walter Samuel auf dem besten Weg zurück ist. Er hat am Dienstag und Mittwoch mit der Mannschaft trainiert. Für einen Einsatz von Beginn an reicht das nicht, aber wenn es gegen Florenz knüppeldick kommen sollte, dann haben wir jemanden in der Hinterhand», sagt Fischer.

Das bedeutet, dass Suchy, der mit einer gelben Karte für das letzte Spiel gegen Lech Posen gesperrt wäre, zusammen mit Michael Lang zentral verteidigt. Taulant Xhaka kümmert sich derweil um das rechte, Behrang Safari um das linke Couloir.

Fischer: «Wenn schon, dann hängen Sie das Ganze an mir auf»

Xhaka, Lang, Suchy, Safari: Jeder andere Verein der Super League würde diese Abwehrreihe einsetzen, ohne Fragen beantworten zu müssen. Fischer aber muss Antworten liefern, warum Hoegh, Ivanov und Akanji nicht auf dem Platz stehen und Samuel nicht von Anfang mitspielt.



Zdravko Kuzmanovic, Walter Samuel, and Ivan Ivanov, from left, of Switzerland's soccer team FC Basel attend a training session in the St. Jakob-Park training area in Basel, Switzerland, on Wednesday, Nov.25, 2015. Switzerland's FC Basel is scheduled to play against Italy's ACF Fiorentina in an Europa League group I soccer match on Thursday. (Georgios Kefalas/Keystone via AP)

Wenn alle Stricke reissen, kommt Walter Samuel (Mitte) zum Einsatz gegen Florenz. Grundsätzlich aber kommt die Partie für den Argentinier zu früh. (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

«Auch wir machen uns Gedanken», sagt Fischer nach der Welle verschiedenster Verletzungen. Und als sei er den Medienschaffenden ein Versprechen schuldig, fügt er an: «Wir werden uns im Winter zusammensetzen, da gilt es über die Bücher zu gehen.»

Fischer will jedoch nicht auf sich sitzen lassen, dass unsachgemässe Trainings zu diesen Verletzungen geführt haben sollen. «Man sollte das nicht so darstellen, als hätten wir von Trainingslehre gar keine Ahnung», sagt der 49-Jährige. Was er schon gar nicht hören will, ist, dass die Verletzungswelle mit einzelnen Personen seines Trainerstabs in Verbindung steht: «Wenn schon, dann hängen Sie das Ganze an mir auf.»

Der Vergleich mit der letzten Saison hapert, zu viele Faktoren spielen eine Rolle

Fischer stellt sich schützend vor seine Mitarbeiter. Ja, sie hätten bereits Anpassungen am Training vorgenommen. Ja, er lasse anders trainieren als Sousa. Aber den Vergleich mit letzter Saison anstellen, das wolle er nicht. Dafür spielten zu viele Faktoren mit, sagt Fischer. Pech beispielsweise. Oder die Tatsache, dass der FC Basel im Gegensatz zu letzter Saison heuer vier Qualifikationsspiele in der Champions League zu absolvieren hatte.



Breel Embolo, Luca Zuffi, and Yoichiro Kakitani, from left, of Switzerland's soccer team FC Basel during a training session in the St. Jakob-Park training area in Basel, Switzerland, on Wednesday, November 25, 2015. Switzerland's FC Basel 1893 is scheduled to play against Italy's ACF Fiorentina in an UEFA Europa League group I group stage matchday 5 soccer match on Thursday, November 26, 2015. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)

Aufwärmen ist bei diesen Temperaturen besonders wichtig. Breel Embolo, Luca Zuffi und Yoichiro Kakitani (von links) beim Abschlusstraining vor dem Spiel gegen Florenz. (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

Ein Fakt ist, dass beim FCB unter Fischer diverse Akteure viele Spiele wegen Verletzungen verpasst haben. Das ist mit ein Grund, warum die Grasshoppers mit einem kleinen, aber kaum verletzten Kader den Rückstand verkürzt haben und erster Verfolger der Basler sind.

Allerdings geht in der laufenden Diskussionen gerne vergessen, dass der FCB in der Spielzeit unter Sousa im europäischen Vergleich viele, wenngleich vor allem leichte Verletzungen beklagte: rund 50 Prozent mehr als der Durchschnitt, das sagen die Zahlen aus einer Studie der Uefa.

» Zahlen und Fakten zur Gesundheit des FC Basel. Unser Beitrag zur Verletzungsstudie der Uefa.

Florenz «hat sich entwickelt und ist sehr gut unterwegs»

Die Verletzungen allein erklären die jüngsten Niederlagen nicht. Das 2:3 gegen GC, die erste Heimniederlage der Saison, sei «glücklos» gewesen, sagt Fischer; das 1:2 gegen St. Gallen «hat uns beschäftigt, weil wir mit einer Führung im Rücken bequem wurden».

Insbesondere beklagt Fischer, dass seine Mannschaft nur die ersten 20 Minuten das Konzept durchgezogen habe. Die Konsequenz für das Duell mit Florenz: «Wir müssen über 90 Minuten unser Spiel zeigen.»

Der Trainer erwartet einen Gegner, der viel Ballbesitz anstrebe, der Fussball spielen wolle und seine eigene Mannschaft unter Druck setzen werde. «Dieses Team hat sich entwickelt und ist sehr gut unterwegs.»

Mit Sieg oder Unentschieden weiter, mit einer Niederlage möglicherweise auch 

Fischer geht davon aus, «dass das Resultat gegen Florenz positiv sein wird, wenn wir unseren Job machen». Die Aussichten sind prächtig für den Leader der Gruppe I. Mit allen drei möglichen Spielausgängen kann sich der FCB frühzeitig den Verbleib im europäischen Wettbewerb sichern.

Mit einem Sieg und einem Unentschieden sind die Basler Gruppensieger. Eine Niederlage reicht nur dann zur frühzeitigen Qualifikation für die Sechzehntelfinals, wenn es in der anderen Begegnung keinen Sieger gibt.

Die Tabelle der Gruppe I nach vier von sechs Spielen:

 

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