Vom Endspiel in der Europa League am 18. Mai in Basel wagt in Basel selbst niemand zu reden – das übernimmt Ex-FCB-Trainer Paulo Sousa. Von Nachfolger Urs Fischer fällt mit dem Gruppensieg zunächst einmal etwas Druck ab. Er überwintert als Coach erstmals in einem europäischen Wettbewerb, eine Zwischenbilanz, die beim FC Basel schon zur Gewohnheit geworden ist.
Überwintern – etymologisch heisst das: den Winter in Sicherheit vor seinen Bedrohungen und Widrigkeiten verbringen. Pflanzen werden vor Frost geschützt aufbewahrt, Tiere verkriechen sich in den Winterschlaf und Senioren entfliehen dem Winter gerne und verbringen ihn im sonnigen Süden.
Im Fussball ist Überwintern zu einem Synonym geworden. Im Sommer, wenn die grossen Ziele abgesteckt werden, nimmt man sich vor, im Europacup zu überdauern. Heisst: die Gruppenphase überhaupt erst einmal zu erreichen, diese erfolgreich zu bestehen und im Februar in der ersten K.o.-Runde dabei zu sein. Überwintern hat also etwas mit dem sportlichen Überleben zu tun. Und das in einer Branche, in der an besonders heiklen Hotspots ein Trainer schon froh ist, wenn er Weihnachten und Neujahr bei ein und dem selben Club verbringt.
Beim FC Basel ist nebst den obligatorisch ausgerufenen Saisonzielen (Meisterschaft, Cup) das europäische Überwintern ebenfalls zur wichtigen Wegmarkierung geworden. Und die Abzweigung zum Platz an der Sonne ist in diesem Jahr so früh zu erkennen wie noch nie: Erstmals steht der FCB schon vor dem letzten Spieltag als Überwinterer fest, erstmals wird er eine Gruppe in den europäischen Wettbewerben als Erster abschliessen.
Diese Unbedingtheit hört man so beim FC Basel selbst nicht heraus. So vermessen sind sie in Basel noch nicht, dass sie sich solche Ziele stecken. «Finale? Das ist schon noch weit weg», sagt Urs Fischer mit einem sanften Lächeln. Die Möglichkeit bestünde, der erste Schritt sei getan, «aber das Ziel war, zu überwintern.» Ab welchem Stadium der FCB bereit ist, neue Ziele zu definieren? Vier Runden und acht Spiele stehen vor dem Endspiel. Vorerst begnügt sich Fischer mit einer Standardfloskel: «Schauen wir mal, was 2016 möglich ist.»
Der Trainer freut sich vorderhand für seine Mannschaft, die das 0:2 kehren konnte, und über die Fans, die die Mannschaft nach vorne getrieben hätten. Er freute sich sogar «unheimlich». Und als «schönes Gefühl» bezeichnet er es, dass er selbst als Trainer zum ersten Mal im Europacup überwintert.
Mit dem FCZ und dem FC Thun war ihm das nicht gelungen: «Schön, dass ich diese Erfahrung machen darf», sagt Fischer, «aber ein Kompliment hat sich die Mannschaft verdient für die Art und Weise, wie sie diese Gruppe gewonnen hat.»
Die Sechzehntelfinals (und dazu auch gleich die Achtelfinals) werden am Montag, 14. Dezember, ausgelost. Der FC Basel wird als einer der zwölf Gruppensieger der Europa League gesetzt sein, zusammen mit den vier besten Gruppendritten aus der Champions League. Treffen wird er auf einen der zwölf Gruppenzweiten oder einen der restlichen vier Gruppendritten aus der Champions League. Ausgeschlossen ist ein erneutes Aufeinandertreffen zweier Gruppengegner, genauso wie rein nationale Begegnungen. Von den Achtelfinals an gibt es keine Einschränkungen mehr.
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