Das Walliser Kantonsgericht hebt die provisorische Spielerlaubnis für die sechs Neuzugänge des FC Sion auf. Jetzt deutet einiges darauf hin, dass die Walliser all jene Spiele Forfait verlieren, in denen sie ihre Sommertransfers eingesetzt haben. Sollte das eintreffen, rutscht Sion auf den letzten Tabellenplatz ab.
Die sechs Neuzugänge des FC Sion dürfen ab sofort nicht mehr spielen. Das hat das Walliser Kantonsgericht entschieden, nachdem das Bezirksgericht Martigny den Profis noch per provisorischer Verfügung Einsätze in der Super League ermöglicht hatte. Der jüngste Gerichtsentscheid könnte für Sion heftige Folgen haben. Wirkt das Urteil nämlich rückwirkend, so verlieren die Walliser nicht weniger als 16 Punkte durch Forfait-Niederlagen.
Die Richterin des Walliser Kantonsgerichts hielt in ihrem Communiqué fest, dass keine gravierende Verletzung der Persönlichkeitsrechte der betroffenen Spieler vorliege. Die sechs Profis hatten von der Swiss Football League (SFL) keine Spielberechtigung erhalten. Nach Meinung der Liga hätte der FC Sion wegen einer vom Weltfussballverband Fifa ausgesprochenen Transfersperre keine Spieler verpflichten dürfen. Gegen diesen Entscheid hatten die sechs wegen eines angeblichen Berufsverbotes geklagt.
3:0 statt 1:0 für den FCB?
Die Walliser Richterin kommt nun zu einem ganz anderen Schluss. Sie stellt in ihrem Communiqué fest, die Fussballer hätten «in jedem anderen Club spielen dürfen, der nicht von einer Transfersperre belegt war». Ausserdem hätten die Spieler den Vertrag mit Sion per sofort künden dürfen, als klar war, dass sie nicht qualifiziert würden: «Die Qualifikationsphase lief immer noch.»
Die Frage, die sich nun stellt: Gilt das Urteil des Kantonsgerichts rückwirkend – verliert der FC Sion also auch alle jene Spiele in der Super League, in denen er seine Neuzugänge eingesetzt hat? Damit würde Sion ans Tabellenende fallen. Selbst der FC Basel hat nach seinem Sieg im Wallis Einspruch gegen die Spielwertung erhoben (zu lesen hier). Sollte das Urteil rückwirkend gelten, würde aus dem Basler 1:0 ein 3:0-Forfaitsieg.
Wiederholungsspiele unwahrscheinlich
In zehn Spielen der laufenden Meisterschaft haben die Sittener mindestens einen Neuzugang eingesetzt. In sechs davon haben sie Punkte gewonnen, insgesamt 16. Alle Gegner, die Punkte verloren, haben entweder Protest oder Einsprache gegen die Spielwertung eingelegt. Eine erfolgreiche Einsprache würde automatisch ein 3:0-Forfait nach sich ziehen. Bei einem Protest, nur Lausanne hat einen solchen eingelegt, wäre theoretisch auch ein Wiederholungsspiel möglich. Dieser Fall scheint allerdings extrem unwahrscheinlich.
Es liegt nun an der Disziplinarkommission der SFL, über all die Einsprachen und Proteste zu entscheiden. Der Richterspruch deutet allerdings klar in Richtung Forfait-Niederlagen. Die Richterin wies nämlich explizit die am 3. August beim Bezirksgericht Martigny beantragten Massnahmen ab. Allein dank dieser aber waren die sechs Neuzugänge in der Super League spielberechtigt. Wenn diese Massnahmen nun abgewiesen wurden, so müsste das Urteil des Kantonsgerichts eigentlich auch rückwirkend gelten.
Constantin glaubt nicht an rückwirkenden Entscheid
Ganz anders sieht das naturgemäss Christian Constantin, der Präsident des FC Sion, der seinem Club und der gesamten Liga das ganze Schlamassel erst eingebrockt hat. Er sagte gegenüber «Le Matin»: «Wir wären in grossen Schwierigkeiten gesteckt, wenn das Kantonsgericht seinem Entscheid eine rückwirkende Wirkung gegeben hätte. Aber die Rückwirkung wird im Urteil nicht erwähnt.»
Tabelle im Fall von Forfait-Niederlagen des FC Sion
Rang | Verein | Punkte | Punkt-Gewinn/Verlust |
1. | FC Basel | 31 | – |
2. | FC Luzern | 30 | +2 |
3. | Young Boys | 25 | – |
4. | FC Thun | 25 | +6 |
5. | Xamax | 22 | – |
6. | Servette | 21 | – |
7. | Grasshoppers | 16 | +3 |
8. | FC Zürich | 14 | – |
9. | Lausanne | 14 | +6 |
10. | FC Sion | 10 | -16 |
Die heutige Tabelle
Rang | Verein | Punkte | |
1. | FC Basel | 31 | |
2. | FC Luzern | 28 | |
3. | FC Sion | 26 | |
4. | Young Boys | 25 | |
5. | Xamax | 22 | |
6. | Servette | 21 | |
7. | FC Thun | 19 | |
8. | FC Zürich | 14 | |
9. | Grasshoppers | 13 | |
10. | Lausanne | 8 |