Beim Trainingsauftakt des FC Basel bekommen zwei Spieler schon mal kurz zu spüren, dass der neue Trainer Paulo Sousa kein Kuschel-Coach sein will, Captain Marco Streller kann sich vorstellen, unter Umständen noch eine Saison anzuhängen, und auf dem Platz gilt eine neue Amtssprache.
Der FC Basel hält sich derzeit an Marianne Faithfull. «Don’t say it in german», sang die Britin seit 1979, «say it in broken english.» Und genau das ist seit dem Trainingsstart und dem Amtsantritt von Paulo Sousa als Cheftrainer beim FCB offizielle Amtssprache auf dem Trainingsplatz: Englisch mit sympathisch-portugiesischem Akzent.
Gegen 200 Fans wollten sehen, wie die Basler Serienmeister in eine Saison starten, in der wieder mal ziemlich viel neu ist. Und sich auch noch einiges ändern könnte, was das Kader betrifft. Wobei sich die Veränderungen an diesem Mittwochnachmittag noch vor allem auf das Trainerteam bezogen.
Gut, der neue Goalie Tomas Vaclik stand bereits auf dem Platz, dazu auch Mittelfeldspieler Luca Zuffi. Der neue Mann für die Offensive, Derlis Gonzalez, dagegen wird wohl erst am 1. Juli nach Basel kommen. Ansonsten das übliche Bild bei Sommerbeginn des FCB: Die halbe Mannschaft bestückt mit Nachwuchsspielern, weil der ganze Rest gerade mit den Nationalmannschaften unterwegs ist.
Änderungen im Kader angekündigt
Wobei das Kader nicht nur deswegen ziemlich anders aussehen dürfte, wenn der FCB dann am 19. Juli in die Saison startet. Er hoffe, dass er seine Mannschaft bis dann zusammen haben werde, sagte Sousa am Rande des Platzes nach seiner ersten Einheit als FCB-Trainer: «Es wird Änderungen geben. Wir suchen immer Spieler mit Qualitäten, die dem Team noch fehlen.»
Auf dem Feld wirkte der Portugiese freundlich – aber auch bestimmt, wenn ihm etwas nicht passte. Behrang Safari und Matias Delgado durften schon mal erleben, dass Sousa durchaus laut und deutlich spricht, wenn ihm etwas nicht gefällt.
Dass er das polyglott tun kann, wird ihm in dieser Mannschaft zum Vorteil gereichen. Mit dem Argentinier Delgado etwa kann sich Sousa auf Spanisch unterhalten.
Die Sprache sogar als Vorteil
«Wir haben Spieler aus so vielen unterschiedlichen Kulturen», meint Marco Streller, «da ist es sicher von Vorteil, dass unser neuer Trainer so viele Sprachen spricht.» Dass Deutsch bislang noch nicht dazu gehört, empfindet der FCB-Captain nicht als Nachteil: «Englisch verstehen eigentlich alle.»
Überhaupt ist Streller voller Vorfreude auf das, was da kommen mag: «Ich habe Paulo Sousa in den Spielen als Trainer kennen gelernt, in denen er gegen uns angetreten ist. Und da hat er mich immer überzeugt.» Vor allem ein Moment ist Streller besonders in Erinnerung geblieben – beim 3:3 auswärts in Tel Aviv: «Wir haben 3:0 geführt, dann hat er begonnen, Anweisungen zu geben – und danach haben wir keinen Ball mehr gesehen. Er kann die Energie der Zuschauer aufs Feld leiten.»
Vielleicht hängt Streller noch eine Ehrenrunde an
Zwischen Captain und Trainer scheint die Chemie jedenfalls zu stimmen. Und wer weiss, vielleicht macht die «neue Philosophie», die Streller bereits erkennt, dass er sich im Winter nochmals dazu entschliesst, noch eine Saison anzuhängen. Sein derzeitiger Vertrag läuft noch ein Jahr. «Aber ich bin ein Mensch, der kurzfristig entscheidet», sagt Streller am Tag seines 33. Geburtstags, «wenn alle finden, ich solle noch ein Jahr dranhängen, tue ich das vielleicht.»
In welche Richtung Sousa den FCB entwickeln will, war dem einen Training natürlich nicht anzusehen. In seinen Worten klingt es dann so: «Ich will immer mehr Siege als Unentschieden oder Niederlagen erreichen. Ich bin positiv und mutig.»
Und positiv, so hat auch Marco Streller seinen neuen Trainer am ersten gemeinsamen Arbeitstag erlebt: «Paulo Sousa ist sehr herzlich, er kommuniziert sehr klar, gut und fliessend.» Ein Schelm, wer bei diesen Worten denkt, dass Sousas Vorgänger Murat Yakin vorgeworfen worden war, er lasse genau diese Qualitäten vermissen.
Alles rosa also am ersten Trainingstag des FCB. Aber auch das ist keine Neuigkeit. Die Veränderungen, die Paulo Sousa und sein Trainerteam in Basel herbeiführen wollen, werden erst im Verlauf der Saison sichtbar werden. Zunächst wird er sich weniger WM-Spiele als Super-League-Partien der vergangenen Saison anschauen. Und dann an seinen Spielern feilen: «Ich arbeite für sie. Ihnen muss ich alle Möglichkeiten bieten, um besser zu werden.»
Und für die, die nicht wissen, wie Marianne Faithfull klingt: