Vielleicht ist bald ein Schweizer an der Spitze des Tennis-Weltverbands

René Stammbach, Chef von Swiss Tennis, kandidiert als Präsident beim Tennis-Weltverband ITF. Er hat gute Chancen auf den Posten. Möglicherweise wird nach der langen Amstszeit eines Italieners aber auch mit dem Amerikaner David Haggerty ein aussereuropäischer Kandidat bevorzugt.

Vom nationalen ins internationale Kader aufsteigen – ob dies René Stammbach gelingt, wird sich gegen Ende September herausstellen.

(Bild: LAURENT GILLIERON, Keystone)

René Stammbach, Chef von Swiss Tennis, kandidiert als Präsident beim Tennis-Weltverband ITF. Er hat gute Chancen auf den Posten. Möglicherweise wird nach der langen Amstszeit eines Italieners aber auch mit dem Amerikaner David Haggerty ein aussereuropäischer Kandidat bevorzugt.

In der Clublounge des Grand Hyatt Hotel zu New York kann man dieser Tage den Stimmenfang aus nächster Nähe beobachten. Das Ringen der Kandidaten, die um den höchsten Posten im Welttennis kämpfen und bald den Chefsessel bei der ITF (International Tennis Federation) besetzen wollen. Überall wird geredet, getuschelt, geflüstert, auch geklüngelt, um Anhänger geworben. Welches Land, welcher Kontinent, welche regionalen Organisationen geben wem ihre Stimme, darum geht es auf diesem exklusiven Marktbasar.

Auch der Schweizer René Stammbach gehört zu den vier Anwärtern auf den einflussreichen und prestigeträchtigen Topjob. Neben ihm gehen der Inder Anil Khanna, der Amerikaner David Haggerty und der hohe ITF-Manager Juan Margets (Spanien) ins schwer einschätzbare Rennen. Angeblich soll der US-Bewerber Haggerty gute Chancen haben, auch weil nach einer 13-jährigen Ägide des Italieners Francesco Ricci-Bitte mal wieder ein aussereuropäischer Kandidat ans Ruder soll. Aber auch Stammbach sieht sich in durchaus aussichtsreicher Position, eine Mehrheit unter den 400 zu vergebenden Stimmen zu erhalten: «Es ist alles noch stark in Bewegung», sagt der 59-jährige Stammbach, der seit knapp einem Jahrzehnt als Boss von Swiss Tennis amtiert.

Reform des Davis Cup angedacht

In genau dieser Eigenschaft, als Präsident des nationalen Verbandes, hatte der umtriebige Zurzacher auch im Big Apple zu tun. Denn die Pläne für die Neubelebung der Schweizer Turnierlandschaft im professionellen Damentennis nehmen Gestalt an, nachdem man sich mit den Organisatoren des Events im brasilianischen Florianopolis die Kaufoption auf eine Veranstaltungslizenz für geschätzte 1,3 bis 1,5 Millionen Franken gesichert hat. Stattfinden könnte das Turnier nun Mitte Februar in Kreuzlingen, wo bisher schon ein niederklassiger Wettbewerb veranstaltet wurde. Aber auch Biel ist im Gespräch, dort, wo Swiss Tennis angesiedelt ist.

Swiss Tennis, so heisst es, wolle nicht selbst in die Organisation des Events eintreten. Angeblich ist die Agentur Grand Chelem an einer Durchführung interessiert, sie ist auch schon beim Herrenevent in Gstaad aktiv. Starten sollen bei dem Turnier natürlich die nationalen Aushängeschilder Belinda Bencic und Timea Bacsinszky – dazu bräuchte man allerdings eine Sonder- und Ausnahmegenehmigung der Spielerinnengewerkschaft WTA, die der Verpflichtung von Top-20-Stars zustimmen müsste. Ohne das Ja der WTA, sagt Stammbach, «würden wir die Lizenz nicht kaufen». Eine endgültige Entscheidung darüber falle Ende September, heisst es.

Stammbach skizzierte am Rande des letzten Grand-Slam-Turniers der Saison 2015 auch die inhaltlichen Pläne für seine Präsidentschaft. Schwerpunkt ist dabei eine Reform des Davis Cup, dessen vier Runden nach den Vorstellungen des Schweizer Bewerbers künftig über zwei Jahre ausgespielt werden sollen. Am Saisonende soll es nach Stammbachs Vorstellung künftig neben den Saisonfinals bei der WTA und der ATP noch ein Superturnier geben, an dem alle Grand-Slam-Champions teilnehmen. Möglicherweise steckt hinter diesem Plan auch eine Konterattacke auf die Schaukampfserie ITPL, die letztes Jahr in Asien und im Mittleren Osten mit vielen Topstars stattfand.

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