Viel mehr als Walter Samuel in Lugano beim 4:1 kann man als Verteidiger nicht zu einem Fussballspiel beitragen: grosses argentinisches Kino. Daran hat auch sein Landsmann Matias Delgado mit einem weiteren verwandelten Elfmeter Anteil – und ein ganz Junger: Cédric Itten trifft bei seinem Startelf-Debüt erstmals.
Tomas Vaclik | Torhüter
Genau einmal brauchte es ihn, als die Partie noch nicht in unumkehrbare Bahnen gelenkt war: In der 14. Minute, beim Stand von 0:2, tauchte Bottani frei vor ihm auf, aber der Tscheche machte sich sehr gross und wehrte den Ball mit der Brust ab. Beim Gegentor in der kurzen Ecke erwischt, ansonsten ohne Beanstandung.
Naser Aliji | rechter Aussenverteidiger
Bildete als gelernter Linksverteidiger zusammen mit Xhaka die rechte Seite der Abwehr. Eine Zusammensetzung, die es so auch noch nicht gegeben hat und ein, zwei (folgenlose) Abstimmungsprobleme brachte. So bei Bottanis Grosschance (-> Vaclik). Nach dem Seitenwechsel beschäftigte ihn Alioski, weshalb Alijis Einfluss nach vorne – mit Ausnahme einer Vorlage für Boetius – gering war. Das wundert angesichts seiner Einsatzstatistik auch nicht weiter.
Taulant Xhaka | rechter Innenverteidiger
Seine Vielseitigkeit ist schon oft besungen worden, nun kehrte er mal wieder ins Abwehrzentrum zurück, brauchte ein paar Minuten zur Orientierung und war danach, was er immer ist: die Zuverlässigkeit in Person.
Walter Samuel | linker Innenverteidiger
Ein weiterer grosser Abend bei der Abschiedstournee des Argentiniers, der, so hört man, etwelchen Beknieungen seitens des FCB, doch noch ein Jahr dranzuhängen, standhaft widersteht. Kaufte den gegnerischen Offensivspielern erst den Schneid ab, dann lancierte er mit einem traumwandlerisch sicher gespielten tiefen Pass Bjarnason vor dem Führungstreffer. Und schliesslich steuerte der 38-Jährige das 2:0 bei: mit einem Torpedo-Kopfball. Grosses argentinisches Kino mit dem winzigen Makel, dass Samuel beim Gegentor unvorteilhaft aussieht.
Dem Gegner (hier Anastasios Donis) den Schneid abgekauft, ein Tor vorbereitet und eines selbst erzielt und das Verteidiger – mehr als Walter Samuel (rechts) kann man zu einem Fussballspiel nicht beitragen. (Bild: EQimages/Tatiana Scolari)
Adama Traoré | linker Aussenverteidiger
Der 16. Super-League-Einsatz für Traoré in dieser Saison, der von Beginn an mit Druck über die verwundbare rechte Seite Luganos machte. Der Ivorer musste seine Flanken erst einmal justieren, dann bereitete er das 4:0 für Itten mit einem massgerechten, flachen Ball von der Grundlinie schön vor. Im zweiten Durchgang war dann nicht mehr sehr viel von ihm zu sehen.
Alexander Fransson | defensiver Mittelfeldspieler
Eine gute erste Halbzeit des Schweden, der Xhakas Platz im Aufbau übernahm. Tat das mit unprätentiösem Spiel, einfachen, klaren Pässen und stand am Ausgangspunkt zum 4:0 mit einer Seitenverlagerung auf Traoré. Nach der Pause jedoch auch nicht in der Lage, das Heft noch einmal in die Hand zu nehmen. War ja auch nicht wirklich nötig.
Luca Zuffi | | defensiver Mittelfeldspieler
Für ihn gilt Ähnliches wie für Fransson: Im ersten Spielabschnitt suchte er die Schnittstellen beim inferioren Gegner oder tummelte sich in den freien Räumen, die der gewährte. Sein 17. Assist in dieser Saison (wettbewerbsübergreifend) war ein Freistoss aus dem Halbfeld, der Samuels Kopf fand. Auch Zuffi schaltete in den zweiten 45 Minuten einen Gang runter.
Matias Delgado | offensiver Mittelfeldspieler
Ein paar tolle Pässe, einige Schludrigkeiten (wie der Ballverlust vor dem Gegentor) – und ein weiterer Elfmeter (sechs von sechs verwandelt, Saisontor Nummer 12), den er in seiner typisch-lässigen Art einnetzte – da half dem vom FCB nach Lugano ausgeliehenen Mirko Salvi auch nicht, dass er den Gegenüber kennt. Als das Spiel dann so dahinplätscherte, kam auch von Delgado nicht mehr viel, der dann in der 66. Minute Platz machte für Callà.
Renato Steffen | rechter Flügelspieler
Zwei ungefährliche Abschlüsse – viel mehr war von Steffen nicht zu sehen, der sich vom rechten Flügel bald einmal mehr und mehr ins Zentrum orientierte, dort aber auch nicht besser zur Geltung kam. Er blieb in der Pause in der Kabine – eine Vorsichtsmassnahme, die mit Kniebeschwerden zu tun hat und damit, dass am Sonntag schon der nächste Einsatz geplant ist.
Die Szene, die zum Elfmeter und zum 3:0 führte: Birkir Bjarnason (links) beim Kopfball, Frederic Veseli bei der unerlaubten Abwehr des Balls und Mirko Salvis Entsetzen im Gesicht. (Bild: EQimages/Tatiana Scolari)
Birkir Bjarnason | linker Flügelspieler
Grossartige erste Halbzeit des Isländers, der auf dem linken Flügel eine treibende Kraft war. Das 1:0, ein knallharter, trockener Schuss aus 18, 19 Metern hoch in den Torwinkel, war eine Augenweide. Damit kommt er auf 11 Saisontore (8 in der Liga). Einen Assist schreiben wir ausserdem noch gut beim 3:0, als Veseli den Kopfball Bjarnasons mit den Händen abwehrt – ein Vergehen, das der Schiedsrichter eigentlich mit einer roten und nicht der gelben Karte hätte quittieren müssen.
Cédric Itten | Sturmspitze
Chapeau! Erstmals stand der 19-Jährige in der Startelf eines Super-League-Spiels, darüber musste er sich in der Nacht vor der Partie auch gar nicht gross den Kopf zerbrechen – sein Einsatz lag angesichts der Personallage auf der Hand. Itten nutzte diese Chance, um zu zeigen, was in ihm steckt: Er ist kein Spieler mit aufsehenerregenden Fähigkeiten, dafür einer, der unermüdlich arbeitet für die Mannschaft, mit seinem kräftigen Körper den Ball verteidigt – und der in der 44. Minute den richtigen Laufweg wählte: Direkt nahm er Traorés flache Hereingabe ab und markierte den ersten Treffer im FCB-Dress. Zwei weitere klare Möglichkeiten liess er liegen beziehungsweise gewann sein ehemaliger U21-Kollege Mirko Salvi im Tor der Luganesi diese Eins-gegen-eins-Situationen.
Sauber vollendet im Cornaredo: Cédric Ittens erstes Tor im Trikot des FC Basel. (Bild: Andy Mueller/freshfocus)
Jean-Paul Boëtius
Es ist nicht die erste längere Verletzungsphase, aus der der Niederländer im ersten Jahr in Basel kommt. Diesmal waren 52 Tage nach einer Bänderverletzung am Sprunggelenk vergangen, als er in der zweiten Halbzeit Steffen ersetzte – und sich nicht auf der Höhe zeigte. Tiefpunkt des lausigen Auftritts war die verschlampte Chance, die ihm Callà in der 71. Minute eröffnete.
Davide Callà
Ersetzte in der 66. Minute Delgado und brachte noch einmal etwas frischen Wind ins FCB-Spiel im Cornaredo, dort, wo er zu Saisonbeginn beim ersten Auftritt zwei Tore zum 3:1-Sieg beigesteuert hatte. Diesmal trat er als Vorbereiter auf, doch Boëtius und Itten liessen beste Möglichkeiten aus.
Nicolas Hunziker
Wurde in der 81. Minute für Bjarnason eingewechselt, womit der U20-Nationalspieler nun eine ganz spezielle Einsatzbilanz hat: Dreimal durfte er bisher im FCB-Dress ran, sowohl im Schweizer Cup (22 Minuten im Schweizer Cup in Meyrin) wie in der Europa League (drei Minuten im Dezember in Posen) und nun die Premiere in der Liga. War zu kurz im Einsatz, um bewertet werden zu können.
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Bewertungsdurchschnitt: 4,5
Nicht eingesetzt beim FCB: Vailati (Tor), Pacheco, Huser (nur sechs statt der möglichen sieben Spielen auf der Ersatzbank)