Von Maribor bis Karaganda

Ein Katzensprung nach Wien oder Maribor oder eine kleine Weltreise nach Kasachstan – das steht dem FC Basel in den Playoffs zur Champions League bevor, die am Freitag ausgelost werden. Allen fünf potenziellen Gegnern gemein ist, dass sie im Uefa-Ranking weit hinter Basel liegen. Was aber nichts heissen muss.

Bildnummer: 10993034 Datum: 17.07.2012 Copyright: imago/CTK Photo Opening match of Champions League, 2nd preliminary round, Slovan Liberec vs Shakhtar Karaganda, Liberec, Czech Republic, on Tuesday, July 17, 2012. Milos Bosancic of Slovan Liberec (left (Bild: Imago)

Ein Katzensprung nach Wien oder Maribor oder eine kleine Weltreise nach Kasachstan – das steht dem FC Basel in den Playoffs zur Champions League bevor, die am Freitag ausgelost werden. Allen fünf potenziellen Gegnern gemein ist, dass sie im Uefa-Ranking weit hinter Basel liegen. Was aber nichts heissen muss.

Um 11.45 Uhr werden am Freitag am Hauptsitz der Uefa in Nyon fünf Kugeln im Topf liegen, von denen Generalsekretär Gianni Infantino und Wettbewerbsdirektor Giorgio Marchetti den Gegner des FC Basel in der letzten Qualifikationsrunde zur Champions League ziehen werden. Die Auslosung wird im Fernsehen von Eurosport übertragen und auf uefa.com.

Der FCB wird es mit dem Meister aus Österreich, Polen, Slowenien, Bulgarien oder Kasachstan zu tun bekommen. Wie schon gegen den israelischen Rekordtitelträger Maccabi Tel Aviv, der mit 1:0 im Hinspiel und einem 3:3 in Tel Aviv überwunden wurde, so ist der Schweizer Meister auch in den Playoffs auf dem Papier der grosse Favorit. Während der FCB den mit Abstand höchsten Punktekoeffizient unter den fünf gesetzten Teams (Celtic Glasgow, Steaua Bukarest, Viktoria Pilsen, Dinamo Zagreb) aufweist und im Uefa-Ranging auf Platz 35 steht, findet man die möglichen Gegner erst jenseits der 100.

Die aufregende Geschichte von Ludogorets Razgrad

Die Exoten unter den fünf möglichen Kontrahenten sind Shakhtyor Karaganda, mit fast 4000 Kilometern am weitesten entfernt, und Ludogorets Razgrad. Beide Teams machten aber mit ihren Ergebnissen auf sich aufmerksam: Karaganda warf in der zweiten Qualifikationsrunde das Champions-League-erfahrene Bate Borissow raus, und Razgrad den slowakischen Meister Slovan Bratislava sowie in der dritten Runde den serbischen Titelgewinner Partizan Belgrad.

Ludogorets Razgrad hat die wahrscheinlich aufregendste Geschichte zu bieten: 2009/10 stieg der Club aus der 40’000-Einwohner-Gemeinde im Nordosten Bulgariens erst in die zweite Liga auf, ein Jahr später in die erste, um dann sogleich auch das Double zu gewinnen und 2013 den Meistertitel auch zu verteidigen.

Austria Wien (Österreich)

Entfernung von Basel: 660 Kilometer Luftlinie
Uefa-Ranking: Platz 114

Hinter Rekordmeister Rapid Wien die Nummer 2 in Österreich mit 24 Meistertiteln (und Rekordcupsieger mit 27 Titeln). Die Austria beendete 2013 eine Durststrecke und gewann erstmals nach 2006 wieder die Meisterschaft, fünf Punkte vor Red Bull Salzburg.

Die Violetten haben ihren Meistertrainer Peter Stöger verloren (zum 1.FC Köln) und werden neu vom Kroaten Nenad Bjelica trainiert. Der kann auf ein fast unverändertes Kader zurückgreifen, inklusive Philipp Hosiner (24), der mit 32 Treffern Torschützenkönig wurde.

In der österreichischen Bundesliga ist die Austria mit vier Punkten aus drei Spielen mager gestartet; ähnlich dünn war die Leistung gegen den isländischen Meister Hafnarfjörður, der in Wien 1:0 besiegt wurde. Im Rückspiel am Mittwoch wurde Nationalspieler Markus Suttner nach einer Unbeherrschtheit vom Platz gestellt, eine trostlose Nullnummer reichte aber zum Weiterkommen.

Legia Warschau (Polen)

Entfernung von Basel: 1092 Kilometer
Uefa-Ranking: Platz 126

Genauso lange wie bei der Austria Wien dauerte auch bei Legia Warschau das Warten auf den nächsten, den insgesamt neunten Meistertitel (Rekordmeister Polens: Gornik Zabrze und Ruch Chorzwo mit je 14). Sechs Punkte lag der Meister aus der Hauptstadt am Ende vor Lech Posen; in der ewigen Rangliste der Ekstraklasa belegt der ehemalige Armeeclub Platz 1.

In die neue Saison ist Legia mit drei Siegen aus drei Spielen gestartet, und trainiert wird die Mannschaft vom 50-jährigen Jan Urban, der in seiner Stürmerkarriere in 489 Spielen 139 Tore schoss, unter anderem in Spanien für Toledo, Valladolid und Osasuna, wo er seine Trainerlaufbahn begann.

Legia hat sich gegen The New Saints aus dem walisischen Dorf Llansantffraid-ym-Mechain durchgesetzt (1:0 und 3:1) und anschliessend gegen Molde FK mit 0:0 und 1:1, jenen Gegner, gegen den FCB vor Jahresfrist im selben Stadium der Qualifikation in extremis und dank des von Yann Sommer in der Nachspielzeit parierten Elfmeters weitergekommen war.

NK Maribor (Slowenien)

Entfernung von Basel: 621 Kilometer
Uefa-Ranking: Platz 156

Drei Titel in Folge hat Maribor in Folge geholt und der Doublegewinner 2013 steht in der neuen Saison bereits wieder mit drei Siegen (11:2 Tore) vorne. Gegen Maltas Meister Birkirkara kam Maribor mit einem 0:0 auf der Insel und 2:0 weiter, gegen Apoel Nikosia reichte das Tor aus dem Hinspiel (1:1) auf einer anderen Mittelmeerinsel und ein 0:0 daheim.

Sloweniens Rekordmeister (8 Titel) wird neu vom 59-jährigen Kroaten Ante Cacic trainiert, einem Wandervogel, für den Maribor die 17. Trainerstation ist. Bei der Meisterschaft 2013 lag Maribor am Ende acht Punkte vor Olimpia Ljubljana. Torschützenkönig wurde der Brasilianer Marco Tavares mit 16 Treffern, der seit 2008 für Maribor spielt.

Verloren hat Maribor im Sommer seinen Meistertrainer Darko Milanic, der zu Sturm Graz ging und gleich auch noch Robert Beric, Sloweniens grosse Stürmehoffnung, mitnahm. Ein Transfer, der eine Million Euro gekostet haben soll und von Unternehmer Frank Stronach finanziert wurde, der einst bei der Austria Wien gross anrichtete und sich inzwischen auf eine politische Karriere fixiert hat.

Ludogorets Razgrad (Bulgarien)

Entfernung von Basel: 1540 Kilometer
Uefa-Ranking: Platz 292

Mit dem Einstieg des Unternehmers Kiril Domuschiew ging es steil bergauf für den Club aus der 40’000-Einwohner-Stadt in der Donautiefebene. Mit einer bunt zusammengewürfelten Mannschaft aus Brasilianern, Finnen, Franzosen, Kolumbianern, Spaniern, Portugiesen und ein paar bulgarischen Routiniers marschierte Ludogorets erst in die zweithöchste Liga, gleich anschliessend in die erste Liga, wurde Meister und Doublegewinner und nochmals Meister.

Das alles in vier Jahren und in einem Tempo, dass sogar Dietmar Hopp in Hoffenheim schwindlig würde. Aber Erfolg schützt nicht vor Überraschungen und die Sitten sind rau: Nach der Niederlage im ersten Spiel der neuen Saison wurde Trainer Iwailo Petew entlassen und durch Stoycho Stoev ersetzt.

Mit dem gewann Ludogorets, das seinen Namen der Region verdankt, die nächsten beiden Partien in der A Grupa, und jetzt klopft die kleine Gemeinde aus dem Nordosten Bulgarien an die Tür zur Champions League, nachdem erst Slovan Bratislava (1:2 und 3:0) ausgeschaltet wurde und man sich auch von Partizan Belgrad unbeeindruckt zeigte beim 2:1 daheim und dem 1:0-Sieg in der serbischen Hauptstadt.

Shakhtyor Karaganda (Kasachstan)

Entfernung von Basel: 3580 Kilometer
Uefa-Ranking: Platz 320

Weiter ist der FC Basel erst einmal im Europacup gereist: auch nach Kasachstan, zur Europa-League-Qualifikation im Juli 2006 bei Tobol Kostanay (0:0 nach 3:1-Sieg in Basel). Shakhtyor ist 2012 mit einem Team aus vielen Einheimischen zum zweiten Mal in Folge Meister geworden. In der aktuellen Saison, die im Kalenderjahr gespielt wird, rangiert Karaganda nach der regulären Runde (22 Spiele) und vor den Playoffs als Fünfter 15 Punkte hinter FK Aktobe.

Die vom Russen Viktor Kumykov trainierten Kasachen haben in der zweiten Qualifikationsrunde den weit höher dotierten weissrussischen Meister Bate Borissow mit zwei 1:0-Siegen rausgeworfen und anschliessend den albanischen Meister Skenderbeu (3:0, 2:3).

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