Vor dem Steaua-Spiel: Der FCB ist um Gleichgewicht bemüht

In der Champions League geht es heute (20.45 Uhr) für den FC Basel um das europäische Überwintern. Am Vortag waren nur knapp 30’000 Tickets verkauft, und Trainer Murat Yakin lässt das Krisengerede nicht an sich heran. Eine von tausend kleinen Krisen einer Saison, wie Sportdirektor Georg Heitz findet.

Murat Yakin, head coach of Switzerland's soccer team FC Basel, speaks during a press conference in the St. Jakob-Park stadium in Basel, Switzerland, on Tuesday, November 5, 2013. Switzerland's FC Basel 1893 is scheduled to play against Romania's FC Steaua (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

In der Champions League geht es heute (20.45 Uhr) für den FC Basel um das europäische Überwintern. Am Vortag waren nur knapp 30’000 Tickets verkauft, und Trainer Murat Yakin lässt das Krisengerede nicht an sich heran. Eine von tausend kleinen Krisen einer Saison, wie Sportdirektor Georg Heitz findet.

Als eigentlich schon alles gesagt scheint, mehrfach auch, lässt Murat Yakin das Schweizer Fernsehen noch einmal kommen, um einen zweiten Anlauf für eine Antwort auf eine nicht unheikle Frage nehmen zu können. Es ist am Vorabend der Champions League viel um das Spiel gegen Steaua Bukarest gegangen, um Taktik und Personal, aber eben auch um die Unruhe, die zuletzt beim Schweizer Meister diagnostiziert worden ist.

Der FCB-Trainer ist offenbar hochgradig sensibilisiert. Immer und immer wieder betont er, wie zufrieden er mit seiner Mannschaft ist, spricht vom «tollen offensiven Fussball», der gespielt wird, davon, dass es dem Spiel lediglich an Effizienz mangele, dass ihn die fehlenden Tore aus den vielen vergebenen Möglichkeiten nicht sorgen, sondern ganz im Gegenteil sogar zuversichtlich stimmen, weil die Mannschaft sich diese Chancen herausspielt.

Yakin lässt Kritik und Unruhe nicht an sich heran

Mit Schär und Stocker

Beim FCB kehren gegen Steaua Fabian Schär und Valentin Stocker in die Startelf zurück – alles andere würde überraschen. Alternative für Aussenverteidiger Taulant Xhaka könnte Arlind Ajeti sein. Für Philipp Degen kündigt der Trainer am Sonntag im Cup einen Startplatz an. In der kreativen Abteilung ist mit Matias Delgado zu rechnen – es sei denn, Murat Yakin gibt Marcelo Diaz den Vorzug.

Steaua-Trainer Laurentiu Reghecampf hat zuletzt in der Liga, die Bukarest ungeschlagen anführt, mit einem 3-4-3 experimentiert, doch in der Champions League ist von der Rückkehr zum erprobten 4-2-3-1 auszugehen, wenn Nationalspieler Mihai Pintilii wieder fit ist, sogar mit der selben Startelf wie vor zwei Wochen gegen den FCB beim 1:1 in Bukarest.

Jovial gibt sich Murat Yakin. Gibt den vermeintlichen Charmeur mit Bemerkungen wie «das ist endlich mal eine gute Frage» (nach der Effizienz des Ballbesitzes) oder «das ist eine nette Frage» (nach seiner Mutter als Glücksbringerin im Stadion). Und betont lässig tritt er den Nachfragen zur jüngsten Kritik an Coaching und Resultaten sowie den Einschätzungen des Binnenklimas entgegen. «Das wird von Aussen an uns herangetragen. Ich muss ehrlich sagen: Ich hätte es mir schlimmer vorgestellt.» Und erinnert daran, dass der FCB auf Platz in der Meisterschaft steht und in der Champions League um das Weiterkommen spielt.

Der FCB-Trainer versucht die merkwürdige Stimmungslage, das was unter «Unruhe im Team» subsumiert wird, nicht an sich herankommen zu lassen. «Wir haben 25 Spieler mit Anspruch auf einen Stammplatz. Meine Aufgabe ist es, das Gleichgewicht zu halten.»

«Fragen Sie Valentin Stocker»

Der kleinen Ergebniskrise – und das sind drei Unentschieden gemessen an den Ansprüchen des FCB nun einmal – hält Yakin entgegen, dass er «grosse Spielfreude» bei seiner Mannschaft spüre. Genügend Chancen spiele sie sich heraus, was fehle, sei einzig, das man zu wenig dafür belohnt werde. «Fragen Sie Valentin Stocker, ob das an der Stimmung oder am System liegt», wirft Yakin in die Runde, «das wäre auch für mich interessant.»

Der Nationalspieler, der ohne eine Miene zu verziehen neben Yakin sitzt, verarbeitet diesen verbalen Steilpass gekonnt wie ein Zuspiel von Marco Streller auf dem Rasen des Joggeli: «Weder noch», sagt Stocker artig, «ich sehe es nicht so dramatisch. Wir hatten mehr als genügend Chancen in den letzten Spielen, um zu gewinnen. Das letzte Quäntchen Glück hat gefehlt. Daran arbeiten wir jeden Tag.»

Eine Saison und tausend kleine Krisen

Das Schweizer Fernsehen bekommt dann noch die Antwort, die Yakin für angemessener hält: «Es wird immer etwas gesucht.» Dazu, dass diese Unruhe auch die Clubleitung beschäftigt, sagt er: «Dem muss man mit Erfolgen, Resultaten und ehrlicher Arbeit entgegenwirken.»

Georg Heitz , der Sportdirektor, meint zu dem Ganzen: «Eine Saison besteht aus tausend kleinen Krisen. Auch bei uns ist nicht immer alle gut. Aber wir sind bemüht, die kleinen, diffusen Geschichten abzustellen.» Eine dieser kleinen, diffusen Geschichten ist die Vertragsverlängerung von Murat Yakin. Eine automatische, die sich über eine Erfolgsklausel definiert, bahnt sich an, eine über Juni 2015 hinausgehende deutet sich derzeit nicht an.

Murat Yakin nimmt auch dazu Stellung: «Das liegt nicht in meiner Hand. Die Zukunft ist vor dem Spiel gegen Steaua nicht relevant und interessiert mich nicht.»

Mit einem Sieg überwintert der FCB europäisch

Sportlich ist das Feld vor dem vierten Champions-League-Spieltag für den FC Basel klar abgesteckt: Ein Sieg gegen Steaua Bukarest garantiert ihm das Überwintern im internationalen Geschäft, zumindest in der Europa League. Und er bleibt im Rennen um einen Achtelfinalplatz im Königswettbewerb. Diese Ausgangslage ist eigentlich reizvoll genug. «Wir wollen besser machen, was wir in Bukarest verpasst haben. Wir werden Gas geben», sagt Yakin.

Erstaunlich ist jedoch, dass bis Dienstagabend gerade einmal knapp 30’000 Tickets für den zur Champions League auf 36’000 Zuschauer ausgelegten St.-Jakob-Park verkauft sind. Rumänischer Meister hin und her – nachdem schon das Heimspiel gegen Schalke 04 mit 33’251 Besuchern nicht ausverkauft war, stimmt entweder mit der Zugkraft generell etwas nicht – oder mit der Eintrittspreispolitik des FCB.

Valentin Stocker, der nach einer verletzungsbedingten Pause (Adduktoren) am Wochenende wieder einsatzbereit ist, setzt nichtsdestotrotz auf diejenigen, die kommen werden: «Ich bin bereit für die nächsten Taten und ich hoffe, dass das Stadion voll wird und uns die Muttenzerkurve antreiben wird. In solchen wichtigen und schwierigen Spielen hat uns das Publikum immer die letzten Prozente gegeben, um gewinnen zu können.»

 

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