Warum einfach, wenn es kompliziert geht

Auch die 43. Auflage der Swiss Indoors ist – nicht weiter überraschend – eine Erfolgsgeschichte. Turniervater Roger Brennwald zieht Bilanz und gibt einen winzigen Einblick in das Tauziehen um einen neuen Vertrag mit Roger Federer.

Vor vier Jahren ging es ja auch: Aus 2008 (Foto) datiert die letzte vertragliche Vereinabrung zwischen Roger Brennwald, Roger Federer und den Swiss Indoors. (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

Auch die 43. Auflage der Swiss Indoors ist – nicht weiter überraschend – eine Erfolgsgeschichte. Turniervater Roger Brennwald zieht Bilanz und gibt einen winzigen Einblick in das Tauziehen um einen neuen Vertrag mit Roger Federer.

«Tut mir leid, wenn ich so bin.» Sagt Roger Brennwald und bescheidet «Telebasel» höflich aber unmissverständlich, warum es kein Interview gibt. Das wolle er sehen, bevor es gesendet wird, zehn Fragen, von denen dann zwei genommen werden: «Da ist kein Zusammenhang, das gibt ein falsches Bild.»

Dabei hätte der Mister Swiss Indoors eigentlich nur Gutes zu erzählen. Wie zufrieden er mit der 43. Auflage seines Turniers ist, das «wie am Schnürchen» funktioniere, oder wie 72’200 Zuschauer dafür gesorgt haben, dass der Rekordbesuch aus 2011 egalisiert wurde.

Und sportlich hat Brennwald auch nichts auszusetzen, nachdem die «Traumaffiche» Murray gegen Federer aufgrund der verletzungsbedingten Absage des Briten begraben werden musste. Aber mit Del Potro gegen Federer hätte die Finalpaarung «nicht besser aussehen können», findet Brennwald.

Sogar die St. Jakobshalle kommt gut weg – fast

Ja, Brennwald ist am letzten Turniertag so gut aufgelegt, dass sogar die St. Jakobshalle besser wegkommt als auch schon. «Wir sollten nicht klagen. Die Halle ist optimal von der Raumaufteilung, der Lage und der Atmosphäre, wie wir sie einrichten. Ich würde fast sagen: sensationell für unsere Bedürfnisse.»

Aber kein Lob ohne Spitze: «Wir erwarten natürlich trotzdem die Sanierung der Halle noch in diesem Jahrhundert.» Vier Millionen Franken, rechnet Brennwald vor, koste es jeweils, die Halle in ein Bijou zu verwandeln, ein Betrag, den andere Turniere für das gesamte Budget aufwendet werde: «Wir sind unter unerhörtem Kostendruck.»

Noch immer bedauert er den – durch die Antiraucherlobby erzwungenen – Verlust von Namensponsor Davidoff. Das finanzielle Loch sei noch immer nicht gestopft, doch bei der Kompensation ist das Turnier auf gutem Weg: 16 Partner in zwei Preis-Leistungs-Kategorien sind akquiriert, 20 sind das Ziel.

Warum es schwierig ist, mit Federer zu verhandeln

Daran lässt sich ablesen, dass Roger Brennwald sein Turnier, das drittgrösste in der Halle weltweit, auch durch diese Wirtschaftskrise hindurchsteuert. Im fünften Jahrzehnt hält er sich in der zweiten Tourserie und wird auch bis 2016 zur 500er Serie der ATP zählen.

Die einzige wirklich spannende Frage die künftige Erfolgsgeschichte der Swiss Indoors betreffend blieb auch Sonntag unbeantwortet: Findet sie mit oder ohne Beteiligung von Roger Federer statt? Ein bisschen hat es ja den Anschein, als ob da unglaublich vertrackte Verhandlungen um ein schwer lösbares Problem zu führen sind.

Und man fragte sich als Unbeteiligter, warum sich Roger und Roger nicht mal an einen Tisch gesetzt haben, jetzt, wo der Weltbürger Federer und Brennwald, der «Vollblut-Basler» (Brennwald über Brennwald) sich eine Woche lang quasi jeden Tag über den Weg gelaufen sind.

Das stellt man sich offenbar zu einfach vor. Bei den French Open (im Mai, nebenbei bemerkt) habe man, so Brennwald, vereinbart, nach Basel oder nach dem anschliessenden Mastersturnier in Paris, also nächste Woche, Gespräche zu führen. Mit Tony Godsick, dem Manager von Roger Federer. Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht? «Godsick diktiert den Fahrplan», sagt Brennwald ganz nüchtern.

Brennwalds Optimismus

Es wird spekuliert, dass ein Anschlussvertrag über Federers Startgarantie in Basel einiges teurer werden soll. Von einer halben Million Franken Startgeld pro Jahr war bisher ausgegangen worden, und kolportiert wird, das Federer-Management stelle sich nun eine Verdopplung vor. Das kann und will Brennwald nicht bezahlen, denn schliesslich lebe man ja nicht in einer Zeit, in der das Geld vom Himmel falle – wenn es denn je daher gekommen sein sollte.

Brennwald ist zwar optimistisch, dass auch dieser, neue Vertrag mit dem Tennis-Hero zustande kommt: «Es sollte doch möglich sein. Wir werden auch in diesem Fall eine Lösung finden.» Eine einzige, kleine Unwägbarkeit bleibt: Verringert der 31-jährige Federer seine Präsenz auf der Tour, ist dann Basel – Heimturnier und feierliche Messe für die Fans hin oder her – noch eine zwingende Zwischenstation?

«Man darf», hat Roger Brennwald am Sonntag mit Blick zurück auf sein Werk Swiss Indoors und das Tennis-Business gesagt, «man darf im Leben nicht zu viel erwarten, sonst ist man im Nachhinein enttäuscht.» So ist er halt, der Roger Brennwald.

Die Turniergeschichte der Swiss Indoors

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