Dass ein spektakulärer Spieler wie Mohamed Salah den FC Basel nach bloss eineinhalb Jahren wieder verlässt, mag die Fans traurig stimmen. Für den FCB ist der Transfer jedoch weit mehr wert als zwanzig Millionen Franken Ablösesumme. Der Wechsel des Ägypters zu Chelsea erhöht die Chancen, dass bald andere hochkarätige Talente in Basel landen.
Ganz kurz spricht Bernhard Heusler wie ein normaler Fan. «Es ist wirklich ein Wahnsinn», sagt der Präsident des FC Basel, «es ist schwierig, das alles in die richtigen Relationen zu setzen.» Aber dann schüttelt er das Erstaunen ganz schnell ab. Die Verblüffung darüber, dass soeben der FCB-Spieler Mohamed Salah einen Vertrag beim Chelsea FC bis Juni 2019 unterschrieben und den Baslern damit geschätzte zwanzig Millionen an Transfereinnahmen beschert hat.
Über die Summe, die der Chelsea FC für Mohamed Salah an den FC Basel überweist, ist Stillschweigen vereinbart worden. Die geschätzten 20 Millionen Franken dürften der richtigen Zahl aber durchaus nahe kommen.
Die Transfervereinbarung enthält allerdings variable Klauseln. Sollte Salah in London sportliche Erfolge feiern, dann wird der FCB mitverdienen. So, wie er es beim Transfer von Xherdan Shaqiri zum FC Bayern München gemacht hat.
Im schlechtesten Fall wird der FCB rund 18 Millionen Franken erhalten. Schlägt Salah bei Chelsea voll ein, dann dürften die Basler Einnahmen sogar auf über 23 Millionen Franken steigen. fra
Also sagt Heusler schon wieder einigermassen nüchtern: «Es kommt ja nicht aus dem Nichts, dass sich bei uns am Telefon plötzlich englische Top-Clubs melden. Es hat eine gewisse Logik, wenn man die Resultate der letzten Jahre anschaut.»
Eine Folge des sportlichen Erfolgs
Der FCB hat mit dem Salah-Wechsel sozusagen im Transferwesen jenen Aufstieg nachvollzogen, den die Mannschaft zuvor auf dem Platz vorgemacht hatte mit der Achtelfinal-Qualifikation in der Champions League, dem Halbfinal in der Europa League und den beiden Siegen über Chelsea in der laufenden Saison.
Insofern ist der Deal mit Chelsea für den FCB viel mehr wert als die ausgehandelte Transfersumme. Er ist der endgültige Beweis dafür, dass die Basler einer anderen Kategorie angehören als die restlichen Schweizer Vereine – und als viele andere Clubs in Europa.
Wer beim FCB überzeugt, dem wird nun offenbar auch zugetraut, dass er das Zeug hat, um sich bei einem absoluten Top-Verein in einer grossen europäischen Liga durchzusetzen. Der erste und bislang letzte FCB-Transfer dieser Kategorie war Xherdan Shaqiri gewesen, der im Sommer 2012 zu den Bayern gewechselt war.
Die typische Nahrungskette
Er habe selbst noch vor ein paar Jahren immer wieder erzählt, dass sich die Clubs aus Europas Top Ten nie aus der Schweizer Liga bedienen würden, sagt Heusler: «Es war die typische Nahrungskette. Mittelgrosse europäische Vereine haben Spieler aus der Schweiz verpflichtet. Und die Grossen haben sich dann bei den Mittelgrossen bedient.»
In dieser Nahrungskette hat sich der FCB nun eine Stufe nach oben gekämpft. Das mag die Fans nicht trösten, die der Abgang eines spektakulären Spielers, wie es Salah einer ist, traurig stimmt.
Aber für den Club ist Salahs Wechsel nicht nur aus finanziellen Gründen Gold wert. «Dass du einen Spieler zu Chelsea bringen kannst, das löst weltweit etwas aus», ist sich Heusler sicher, «Spieler und Agenten in Afrika, Portugal und auch anderen Ländern registrieren das ganz genau. Wenn die Spieler sehen, dass der FCB ein Sprungbrett zu einem der grössten Vereine der Welt sein kann, dann bewegt das einiges.»
Will heissen: Die Chancen, dass die Basler den nächsten Mohamed Salah, Samuel Inkoom oder Aleksandar Dragovic verpflichten können, sind noch einmal gestiegen. Wobei die Basler weiterhin selbst dafür verantwortlich sind, dass sie aus den angebotenen Spielern auch die Besten aussuchen.
Das Lob für den Sportchef
Im Fall von Salah windet Heusler seinem Sportchef ein Kränzchen: «Ich darf auch einmal sagen, dass das eine unglaubliche Arbeit von Georg Heitz war.» Der hatte es geschafft, das ägyptische Olympiateam im März 2012 zu einem Test nach Basel zu holen, wo die Basler Salah im Spiel beobachten konnten. Etwas, was sonst nicht möglich war, da die Liga in Ägypten nach dem Drama von Port Saïd ruhte.
Im Nebel des Rankhof-Stadions begann so für den FCB, was für ihn zum grössten Transfer seiner Vereinsgeschichte werden sollte. Salah überzeugte – und Heitz kämpfte anschliessend hartnäckig um die Dienste des Linksfusses. Vom Feilschen um die Ablösesumme ist das geflügelte Wort des Arab-Constructors-Präsidenten überliefert: «Wenn Sie einen Rolls-Royce haben wollen, dann müssen Sie auch einen Rolls-Royce bezahlen.»
Siebeneinhalb Stunden dauerten damals alleine die abschliessenden Verhandlungen, zu denen Heitz nach Kairo gereist war und nach deren Abschluss der FCB rund drei Millionen Franken an die Arab Constructors überwies.
Die schnelle Einigung am Telefon
Da nahmen die Gespräche mit Chelsea eine ganz andere Geschwindigkeit an. Am Dienstag, als alle Aussenstehenden noch damit rechneten, dass Salah nach Liverpool wechseln würde, einigte sich der FCB telefonisch mit Chelsea. Und bereits am Mittwoch reisten Heitz und Heusler nach London, um den Deal zu besiegeln.
Für Bernhard Heusler waren die raschen Verhandlungen mit Chelsea auch darum sehr befriedigend, weil andere interessierte Clubs ganz offensichtlich versucht hatten, den Preis für Salah zu drücken: «Wir kamen mit Chelsea sehr schnell in Dimensionen, die wir immer als realistisch betrachtet hatten, die aber von anderen Vereinen immer als unrealistisch abgetan worden waren.»
Nun war der FC Basel in den letzten Jahren nie in den Verdacht geraten, seine Spieler unter Wert zu verkaufen. Mit Mohamed Salahs Transfer aber dürften kommende Verhandlungen für ausländische Interessenten an Basler Spielern noch etwas unbequemer werden.