Was die Bundesliga-Milliarden mit dem FC Basel zu tun haben

Von 412 Millionen auf 628 Millionen Euro pro Saison steigert die Bundesliga mit den neuen Verträgen ihre Fernseheinnahmen ab Sommer 2013. Ein Quantensprung, von dem auch jenseits der Bundesliga profitiert werden könnte.

Reinbuttern bis der Arzt kommt: Sky verdoppelt seine Zahlungen an die Bundesliga. (Bild: Reuters/INA FASSBENDER)

Von 412 Millionen auf 628 Millionen Euro pro Saison steigert die Bundesliga mit den neuen Verträgen ihre Fernseheinnahmen ab Sommer 2013. Ein Quantensprung, von dem auch jenseits der Bundesliga profitiert werden könnte.

Wer weiss. Vielleicht spielt es sogar für den FC Basel ein Rolle, dass der Euro in der Bundesliga immer kräftiger sprudelt. Die Basler werden sich jedenfalls kaum runterhandeln lassen, wenn Borussia Mönchengladbach demnächst mit einem konkreten Angebot für Granit Xhaka vorstellig wird. Der «Blick» berichtet mit Berufung auf den «Kicker» (online nicht verfügbar), dass sich die Borussen, mit ihrem Schweizer Trainer Lucien Favre, mit dem Schweizer Nationalspieler bereits einig seien.

Geht man von gegen 15 Millionen Euro aus, die der FC Bayern München für den Wechsel von Xherdan Shaqiri aufwirft, dürfte die Ablöse, die sich der FCB für das zweite Juwel seiner Nachwuchsarbeit vorstellt, nicht sehr viel geringer ausfallen. Die Basler Verantwortlichen müssen dann bei den Verhandlungen mit den Gladbachern nicht damit rechnen, dass sie mit ihren Forderungen einen Club ins Unglück stürzen. Neben rund 20 Millionen Franken aus dem Transfer von Marco Reus zu Dortmund und möglichen Champions-League-Einnahmen hat der Bundesligist Aussicht auf fette  TV-Einnahmen.  

2,5 Milliarden in vier Jahren

Denn am Dienstag hat die Bundesliga die Fernsehverträge ab der Saison 2013/14 bekanntgegeben. Die 36 Vereine der 1. und 2. Bundesliga können mit Rekordeinnahmen rechnen. Für vier Jahre zahlen der Bezahlsender Sky und die ARD den Löwenanteil an 2,5 Milliarden Euro. Bisher gab es 412 Millionen Euro pro Jahr zu verteilen. Bayern München war vergangene Saison bei der anhand der Tabellenplatzierungen errechneten Ausschüttung mit 29,96 Millionen Euro der Krösus, und der FC St. Pauli erhielt als Absteiger immer noch 13,2 Millionen. Künftig werden es 628 Millionen pro Spielzeit sein, also rund 50 Prozent mehr.

Das ist nichts weiter als ein Quantensprung für eine Liga, die im europäischen Vergleich trotz vergleichsweise solider Clubfinanzen und immer neuen Zuschauerrekorden hinterherhinkte bei den TV-Erlösen. Liga-Präsident Reinhard Rauball sieht die massive Steigerung als Ergebnis der «Arbeit der Clubs und Kapitalgesellschaften». Eine Steigerung um 50 Prozent habe es «so noch nie gegeben», sagt Rauball, der gleichzeitig Vorsitzender von Borussia Dortmund ist.

Bundesliga überholt Ligue 1

Das ist allerdings nicht ganz richtig, denn die legendären Kirch-Verträge brachten der Bundesliga ab 1996 eine noch grössere Steigerung von 140 auf jährlich 330 Millionen Mark. Rosige Zeiten sahen die Bundesligisten damals aufziehen. Allerdings ging das Medienimperium von Leo Kirch (Sat 1, DSF, Premiere) alsbald in die Knie. Nun spricht Rauball von «Planungssicherheit» für die Clubs: «Ich gehe davon aus, dass sie mit dem mehr an Geld auch verantwortungsvoll umgehen.»

Die Franzosen (570 Millionen Euro jährlich für die Ligue 1) werden von der Bundesliga nun überholt, auch Spanien, wo sich das Gros des Gesamtvolumens allerdings auf zwei Clubs verteilt: Von den 600 Millionen kassieren Real Madrid und der FC Barcelona dank der geltenden Einzelvermarktung mehr als die Hälfte.

Die Premier League bleibt spitze

In Italien kommt die Serie A nur aus dem Pay-TV-Segment (Sky Italia und Mediaset) auf über 800 Millionen Euro pro Spielzeit. Die Rechte für das frei empfangbare Fernsehen, die zuletzt 221 Millionen in die Kassen spülte, sind noch nicht wieder neu vergeben.

Unangefochten an der Spitze der Fernsehvermarktung bleibt allerdings die Premier League, deren 20 Clubs auf rund 1,3 Milliarden pro Saison bekommen, und dies vor allem dank der um das zehnfach höheren Erlösen aus der Auslandsvermarktung (560 Millionen) im Vergleich zur Bundesliga.

So gesehen wäre ein Interessent an Granit Xhaka von der Insel immer noch das Lukrativste, was man sich ausmalen kann. In einer Liga, die selbst exorbitant mehr TV-Geld bekommt: Ab der neuen Saison verdoppeln sich auch hierzulande die TV-Einnahmen, allerdings auf sehr bescheidenem Niveau auf 28 Millionen Franken pro Saison.

Was sich für den TV-Konsumenten ändert

Der Pay-TV-Sender Sky blättert von der Saison 2013/14 doppel so viel für die Liveübertragung sämtlicher Bundesligaspiele hin. Sky zahlt dann 486 Millionen für die Fernseh-, Internet- und Web-TV-Rechte und verdrängt die Telekom aus dem Markt, die noch für eine Saison die sogenannten IPTV-Rechte hält und als «Liga total» (Trikotsponsor bei Bayern München) verbreitet. Die gewaltige Steigerung lässt sich nur erklären mit dem Einverständnis von Rupert Murdoch. Der hält über seine News Corp 49,9 Prozent der Aktien am chronisch defizitären Sender, der angeblich rund drei Millionen Abonennenten hat.

Die wichtigste Nachricht für die deutschen (und auch Schweizer) Bundesliga-Freunde: Die ARD wird in der Sportschau auch künftig samstags ab 18.30 Uhr die Zusammenfassungen des Spieltages im Free-TV zeigen (sonntags ab 21.15 Uhr), ebenso das Aktuelle Sportstudio des ZDF am späteren Abend. Der Spartensender Sport 1 strahlt weiterhin Höhepunkte der Bundesliga-Spiele am Sonntagvormittag und ein Spiel der 2. Liga am Montagabend live aus. Neuer Player bei der Verbreitung von Bundesligabewegtbildern ist der Axel Springer Konzern. Auf bild.de darf er eine Stunde nach Spielende im Internet gegen Bezahlung berichten, tags darauf kostenlos. Es sind Spielberichte von sechs Minuten Länge geplant, ein Preis dafür ist noch nicht bekannt.

 

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