Neben ein paar der üblichen Aufregungen, die Schalke 04 vor dem Champions-League-Spiel gegen den FC Basel am Dienstag (20.45 Uhr) zu bieten hat, überschüttet Manager Horst Heldt den ehemaligen Mitspieler und heutigen FCB-Captain Marco Streller mit Lob und Anerkennung.
Hätte Horst Heldt lauter Marco Strellers um sich, es wäre eine wahre Wonne für den Manager von Schalke 04. Ein Hohelied stimmte der 43-Jährige am Montag auf den Captain des FC Basel an, mit dem er zusammen noch beim VfB Stuttgart gespielt hatte.
Aber Horst Heldt hat nicht nur pflegeleichte Spieler in seinem Kader. Einer wurde nach der Aufarbeitung des 3:3 am Samstag in Hoffenheim aus dem Kader gestrichen für die Partie in Basel: Jermaine Jones, so etwas wie ein Enfant terrible des deutschen Fussballs, ein begabter Spieler einerseits, ein Unruheherd andererseits.
Dem ehemaligen Deutschen und aktuellen US-amerikanischen Nationalspieler haben die Schalker jedenfalls mit der Suspendierung die Quittung ausgestellt für die als schweren Rückschlag gewertete zweite Halbzeit in Hoffenheim, als ein 3:1-Vorsprung verspielt wurde. Eine «Denkpause» nennt Heldt das, wobei er betont, er hätte in seinem ersten Furor «am liebsten elf Leute entlassen».
Boatengs verspätete Anreise
Beim Abflug des Bundesligisten Richtung Basel fehlte am Morgen ebenso Kevin-Prince Boateng. Auch er ein Spieler mit einer von Brüchen gekennzeichneten, schillernden Vita. Wegen eines «privaten Gerichtstermins» in Düsseldorf, der nicht aufschiebbar war, reiste Boateng der Mannschaft nach und erreichte den St.-Jakob-Park am Montagabend rechtzeitig zum Training.
Mehr wollten die Schalker Verantwortlichen nicht preisgeben zur Vorladung ihres Spielers, der vor vier Jahren in den Schlagzeilen war, als er in Berlin in einem Akt von Vandalismus Aussenspiegel von Autos beschädigt hatte. Boateng akzeptierte damals kurz vor einem Prozess einen Strafbefehl von 56’000 Euro.
Soviel zu den bösen Buben, wobei Boateng nach seinem Blitztransfer Ende August von Milan nach Gelsenkirchen vor allem sportlich auf sich aufmerksam gemacht hat. Als Offensivakteur – entweder wie am Samstag in Hoffenheim als Sturmspitze, oder wie jetzt auch in Basel erwartet als zentraler Spieler im offensiven Mittelfeld – hat er zu einigen bemerkenswerten Vorstellungen der Schalker beigetragen.
Oder wie Horst Heldt es formuliert: «Er hat sofort geliefert.» Zehn Millionen Euro hat sich Schalke 04 diesen Transfer angeblich kosten lassen.
«Ich ziehe den Hut vor Marco Streller»
Thematisch zurück bei Marco Streller, ist Horst Heldt voll der Anerkennung für den Kollegen, mit dem er beim VfB Stuttgart bis Ende 2005 noch zusammenspielte, ehe Heldt bei den Schwaben Sportdirektor wurde. «Ich muss vor seiner Entwicklung den Hut ziehen», sagt der gelernte Automechaniker Heldt, «eine Führungsrolle, so wie Marco Streller sie jetzt beim FC Basel verkörpert, hätte ich ihm nicht zugetraut.»
Heldt erinnert sich, dass Streller in Stuttgart, wohin der Aescher im Januar 2004 vom FCB gewechselt war, keine einfache Zeit hatte. «Er war lange verletzt und kam nie richtig in Tritt.»
«Marco Streller hat enorme Qualitäten, die hat er auch damals in Stuttgart schon gehabt, aber dass er so zurückkommt – das hätte ich nicht gedacht. Er ist ein toller, witziger Typ, der die Balance schafft zwischen Fünf gerade sein zu lassen und gierig zu sein auf Erfolg.»
Heldt: Vom Kollegen zum Chef
Umgekehrt ist die Wertschätzung ähnlich. Streller erinnert sich an Heldt als Mitspieler, der dann zu seinem Chef wurde, der als eine der ersten Amtshandlungen Giovanni Trapattoni entliess und Armin Veh als Trainer holte. Der führte Stuttgart ein Jahr später, 2007, zur Meisterschaft. Mit Streller, der sich klaglos in die Rolle als Ergänzungsspieler fügte und dafür damals von Veh geadelt wurde.
So wie er Streller heute beim FC Basel wahrnimmt, nennt Heldt seinen ehemaligen Kollegen «erwachsen». Und als sich Heldt beim Schwärmen über seinen ehemaligen Kollegen selbst zuhört, schmunzelt er und sagt: «Er muss es ja nicht im Spiel gegen uns zeigen.»
Schalke 04 und Valentin Stocker
Über Valentin Stocker verlor Heldt aus gegebenem Anlass auch noch ein paar Worte, mehr aber auch nicht. Dass Schalke 04 Interesse an einer Verpflichtung Stockers hatte, verhehlte er nicht: «Das war definitiv keine erfundene Sache.» Allerdings stellte sich, als das Transferfenster schloss und Stocker immer noch in Basel war, heraus, dass die Schalker im Stillen den Wechsel von Boateng in die Wege geleitet hatten.
Dass die Medien davon keinen Wind bekamen, stattdessen Stocker und andere Namen handelten, bereitet Heldt immer noch diebisch Freude. Wie weit die Verhandlungen in der Personalie Stocker gediehen waren und ob ein Wechsel zu einem anderen Zeitpunkt denkbar wäre, darüber will Heldt nicht Auskunft geben: «Das wäre respektlos gegenüber dem Club und dem Spieler. Was ich sagen kann: Valentin Stocker ist ein hervorragender Spieler und ein führender Kopf im Basler Team.»