Was sich Shaqiri alles vorgenommen hat

Im Trainingslager der Bayern hört einer den Anweisungen des neuen Trainers Pep Guardiola ganz besonders aufmerksam zu: Xherdan Shaqiri. Der Schweizer will in der neuen Saison zu einem Leader im Team der Münchner werden.

Ein Vorbild will er auch sein: Xherdan Shaqiri bei einer Autogrammstunde im Juni 2013 in Zürich-Schwamendingen. (Bild: Moritz Hager)

Im Trainingslager der Bayern hört einer den Anweisungen des neuen Trainers Pep Guardiola ganz besonders aufmerksam zu: Xherdan Shaqiri. Der Schweizer will in der neuen Saison zu einem Leader im Team der Münchner werden.

Bange machen gilt nicht, mag die Konkurrenz auch noch so gross sein. Xherdan Shaqiri ist ja erst 21 Jahre alt und hat beim FC Bayern schon viel, auch das Warten auf seine Chance gelernt. Obwohl noch einigermassen weit davon entfernt, allererste Wahl beim Champions-League-Gewinner, deutschen Meister und Pokalsieger zu sein, hat es der Schweizer kosovarisch-albanischer Herkunft in seiner ersten Münchner Saison immerhin schon auf 38 Pflichtspieleinsätze, davon 17 in der Startformation, für den Triple-Triumphator gebracht. «Bei dieser Konkurrenz», sagt Shaqiris Nationaltrainer, der langjährige Bayern-Meistercoach Ottmar Hitzfeld, «sind 38 Einsätze keine Selbstverständlichkeit. Was Xherdan in seiner ersten Saison bei Bayern geleistet hat, ist aller Ehren wert.»

Dem Spieler selbst, dessen Frechheit auf dem Platz bei den Fans bestens ankam, reicht die Bilanz seiner ersten Spielzeit bei einem der grössten Klubs der Welt bei weitem nicht. Er ist jung, und er will mehr. «Ich will den nächsten Schritt machen und in den wichtigen Spielen mal von Anfang an dabei sein.»

War er bei seinem vorigen Fussballlehrer Jupp Heynckes noch nicht erste Wahl, als die Tage der Entscheidungen bevorstanden, hofft der fünfundzwanzigmalige Nationalspieler nun bei dessen Nachfolger Pep Guardiola auf den grossen Karrieresprung. Shaqiri gehört unter den vielen eifrigen Bayern-Stars, die dem katalanischen Trainerstar dieser Tage im Trainingslager in Riva del Garda gern zu Diensten sind, zu den eifrigsten Profis dieses Hochglanzensembles. «Jeder Spieler», sagt er, «will sich natürlich weiter entwickeln und sich in jedem Training und in jedem Spiel zeigen. Das gilt ganz besonders auch für mich.»

Ein bisschen überlegen

Auch deshalb hört Shaqiri genau hin, was die frühere Trainer-Ikone des FC Barcelona im Trentino zu sagen hat, wenn er seine Mannschaft mit ausladender Gestik und erklärenden Worten auf seinen Weg einschwört. «Man muss schon ein bisschen überlegen», hebt Shaqiri nach den ersten Trainingseinheiten hervor, «um dann das Richtige zu machen. Ich habe das Gefühl, dass er taktisch sehr genau darauf schaut, dass die Details stimmen. Wir machen viel Taktik, und das ist am Anfang ein bisschen schwierig.»

Schüler Shaqiri aber war bisher sehr aufmerksam. «Das Erste, was unser neuer Trainer will, ist, dass wir das Zentrum zumachen und als Mannschaft gut stehen. Individualität kannst du immer wieder dazubringen.» Der 1,69 Meter grosse «Kraftwürfel», wie Shaqiri auch genannt wird, ist solch ein Individualist mit kollektivem Verantwortungsbewusstsein.

In seiner Premierensaison bei den Bayern hat er sich als Vertreter des turbogeschwinden französischen Flügeltricksers Franck Ribéry mit seinen eigenen Kunststücken und seiner Zielstrebigkeit, Attacken abschliessen zu wollen, einen guten Namen gemacht. Der schweizerische Mittelfeldspieler gibt aber zu, sein Spiel lieber noch als auf der linken Seite aus dem zentralen Mittelfeld heraus aufzuziehen.

«Habe vor niemandem Angst»

Dort aber ein Plätzchen zu finden, dürfte für Shaqiri angesichts von ausgewiesen erstklassigen Konkurrenten wie Mario Götze, Thomas Müller oder Toni Kroos äusserst schwer werden. Sein Vorteil mag sein, dass Guardiola ein 4-1-4-1-System mit nur einem defensiven Mittelfeldspieler schon bei Barca oft bevorzugt hat. Überträgt er diese Grundaufstellung auf die Bayern, würde ein zweiter Platz im offensiven inneren Mittelfeld frei – vielleicht für Shaqiri?

Hitzfeld, der an allem, was in seinem ehemaligen Verein geschieht, weiter sehr intensiv Anteil nimmt, traut dem hochbegabten Shaqiri zu, von Guardiola gefördert und befördert zu werden. «Xherdan», sagt er, «wird profitieren. Guardiola zeigte schon in Barcelona, dass Körpergrösse für ihn kein Kriterium ist. Er setzt auf viele kleine Spieler wie Xavi, Iniesta oder Messi. Xherdan bringt alles mit, was Guardiola will.»

Also eine hochentwickelte Balltechnik, eine frühreife Passqualität und ein individuelles Durchsetzungsvermögen, da den 2012 vom FC Basel zum FC Bayern gewechselten Optimisten so schnell nichts umhaut. «Ich habe vor niemand Angst», lautet das Credo des Kämpfers Shaqiri, der «natürlich ein Leader» sein will und «ein Vorbild für alle jungen Spieler in meinem Heimatland».

Heiko Vogel glaubt voll und ganz an «Shaq»

Die drei grossen Titel der vorigen Saison, vor allem der Champions-League-Triumph, dienen Shaqiri als Ansporn, seinen eigenen Anteil an den Münchner Erfolgsgeschichten deutlicher sichtbar zu machen. «Unter Heynckes hatten wir ein Superjahr», sagt der kleine Schweizer mit der grossen Perspektive, «da hat alles von A bis Z gestimmt.»

Nun will er seinen Gestaltungsraum vergrössern als einer, der Guardiolas Spiel besonders gern, besonders inspiriert und besonders effektiv mitspielt. «Ein neuer Trainer», sagt Xherdan Shaqiri, «hat eine neue Philosophie, und die will er durchsetzen.» Dafür braucht er kongeniale Mitstreiter, die diesen Stil rasch verinnerlichen.

Ob der Schweizer das Format besitzt, auf dem Guardiola-Pfad auch an sein persönliches Wunschziel zu kommen? Heiko Vogel, sein früherer Trainer beim FC Basel, ist davon überzeugt. «Shaq», sagt er, «bringt viel Talent mit für eine grosse Karriere.»

Der Spieler selbst fordert nicht mehr als eine gleich faire Chance für alle und hofft darauf, dass bei Guardiola «alle Spieler wieder bei Null beginnen». Schliesslich träumt Xherdan Shaqiri bei einem Blick auf die kommende Saison von nicht weniger als einem persönlichen Start-Ziel-Sieg.

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