Am Mittwoch trifft Stan Wawrinka an den Swiss Indoors auf den Servicespezialisten Ivo Karlovic. Für den French-Open-Champion geht es in Basel darum, erstmals seit Jahren die erste Runde zu überstehen.
Klar, Stan Wawrinka ist zweifacher Grand-Slam-Sieger, er gehört nicht nur auf dem Papier zu den besten vier Spielern der Welt, hat deswegen an Renommee gewonnen und die Gunst der Medien verdient. Aber es gibt einen weiteren Grund, warum der Romand an den Swiss Indoors bereits vor seinem ersten Spiel ein gefragter Mann ist: Wawrinka reist nach der Startrunde jeweils gleich wieder ab.
Jedenfalls war das in den letzten Jahren so.
2011 hat der 30-Jährige in Basel letztmals ein Spiel gewonnen und scheiterte erst im Final an Roger Federer. In den folgenden Austragungen verlor er gegen Nikolay Davydenko (2012), Edouard Roger-Vasselin (2013) und Mikhail Kukushkin (2014) in der ersten Runde.
Wawrinka ist hinter Roger Federer als Nummer 2 des Turniers gesetzt. Damit ist theoretisch ein Schweizer Final auf Basler Boden möglich.
Vor allem die Niederlage 2014, gegen die Nummer 84 der Welt, war bitter. Weniger für den Spieler selbst, der sich bereits für die World-Tour-Finals in London qualifiziert hatte, sondern vielmehr für die Zuschauer. Sie wollten mehr sehen von der Nummer 2 der Schweiz, die Anfang des Jahres an den Australian Open erstmals einen Grand-Slam-Titel gewonnen hatte.
Der Nachholbedarf an den Swiss Indoors
Stan Wawrinka hat Nachholbedarf in Basel, wo er seit seinem ersten Auftritt 2003 nur eine Teilnahme verpasste (2010). Er selbst weiss das am besten und spricht davon, dass die Auftritte an den Swiss Indoors «immer eine Herausforderung sind».
Herausfordernd wird heuer vor allem Wawrinkas erster Gegner: Ivo Karlovic, ein Los, das unangenehmer nicht sein könnte, und Wawrinka kann nur nicken, als die Ziehung von der welschen Presse mit einem Albtraum verglichen wird.
Ins Grübeln kommt Stan Wawrinka dann, wenn er über seinen ersten Gegner in Basel sprechen muss: Ivo Karlovic (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)
Spiele gegen Servicespezialisten, wie die 211 Zentimeter grosse Nummer 23 der Welt einer ist, sind unberechenbar. Der Kroate hat vor wenigen Wochen den Ass-Rekord gebrochen und steht bei über 10’000 direkten Punkten nach dem Aufschlag.
Die schnellen Bedingungen sprechen eher für Karlovic
Die schnellen Bedingungen in der St. Jakobshalle kommen eher Karlovic als Wawrinka entgegen. «Man muss in diesen Spielen nehmen, was man kriegt», blickt der Romand voraus – und die Zuhörer sind in diesem Augenblick nicht sicher, ob Wawrinkas Lächeln eine böse Vorahnung ist oder vom grossen Selbstvertrauen des French-Open-Siegers zeugt.
In drei Sätzen hat Wawrinka den Kroaten beim letzten Aufeinandertreffen in Cincinnati bezwungen. Alle Durchgänge endeten im Tiebreak, die letzten beiden zudem mit dem knappsten aller möglichen Resultate.
«Ich werde sofort aggressiv zu Werke gehen müssen gegen Karlovic, der sein Konzept verbessert hat und immer mehr Vertrauen auch in sein Grundlinienspiel gewinnt», sagt Wawrinka.
Das eigentliche Saisonziel folgt im November
Der Mann mit der besten einhändigen Rückhand auf der Tour geht motiviert in das Basler Turnier. «Ich bin fähig, hier weit zu kommen, aber ich setze mir keine konkreten Ziele.»
In Basel bleibt Stan Wawrinka die Nummer 2 hinter Roger Federer – auch wenn er besser abschneidet als der Basler. (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)
Basel gehört zwar zu den Höhepunkten in Wawrinkas Saison, weil er auf Schweizer Boden spielt. Das letzte Ziel der Spielzeit sind aber die World-Tour-Finals, die ab dem 15. November während einer Woche in London stattfinden.
Qualifiziert für die inoffizielle Weltmeisterschaft ist Wawrinka längst. Und als er auf die Ziele bis Ende der Saison angesprochen wird, besetzt zum wiederholten Male ein Schmunzeln sein Gesicht: «Die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass ich Weltnummer 4 bleibe – und klein, dass ich Roger überhole.»
In Basel die klare Nummer 2
Der Platz hinter Federer (ATP 3) war Wawrinka jahrelang sicher. Weder drohte er, diesen zu verlieren, noch den ersten Rang einzunehmen. Inzwischen ist er zwar auf dem Papier nach wie vor die Nummer 2 der Schweiz. Die grossen Turniere aber, die gewinnt inzwischen er und nicht Federer.
In Basel bleibt Wawrinka die Nummer 2. Egal, ob er nun erstmals seit 2011 die Startrunde übersteht oder nicht.