«Wenn man es sich leisten kann» – eine Medienschau zum 1:1 des FCB gegen YB

Ein kleiner Rundgang durch die Presse fördert nach dem 1:1 des FC Basel gegen die Young Boys Begriffe wie «Kuschelbären», «Vorkämpfer» oder «Madjer» zutage.

Miralem Sulejmani feiert mit einem YB-Fan – noch immer hat seine Mannschaft sieben Punkte Vorsprung, was die Zeitungen zu flächendeckendem Lob für die Berner animiert. (Bild: KEYSTONE/Peter Klaunzer)

Was von diesem Patt im zweiten von vier Aufeinandertreffen zu halten ist, darüber herrscht in der medialen Betrachtung Einigkeit: Man weiss es nicht genau.

Am weitesten lehnt sich noch der «Blick» aus dem Fenster und röhrt: «Basel ist nicht mehr die Nummer 1!» Dem FCB wird bescheinigt, nicht mehr «die Qualität und Unwiderstehlichkeit» der Vorjahre zu besitzen. Demgegenüber wird den Young Boys ein Kränzchen gewunden, aus dem die ganze Sehnsucht des Zürcher Boulevards nach einem Sturz des Basler Serienmeisters spricht: «Nein, dieses YB ist nicht mehr eine Ansammlung von selbstgefälligen Kuschelbären.»

https://www.blick.ch/sport/fussball/superleague/das-meint-blick-zum-spitzenspiel-basel-ist-nicht-mehr-die-nummer-1-id7558976.html?cx_testId=3&cx_testVariant=cx&cx_artPos=3&cx_tag=rs_collabctx#cxrecs_s

Derlei wird am Bärengraben natürlich gerne vernommen. Nach einem «grandiosen Abnützungskampf frei von spielerischem Glanz» verbucht die «Berner Zeitung» (BZ) einen «Sieg nach Punkten». Die Zeitung sah die Young Boys auf den Rückstand reagieren «im Stil und mit der Selbstverständlichkeit eines Spitzenteams, das sie ja geworden sind» und taxiert das Spiel des FCB zwar «optisch überlegen, jedoch schwerfällig und uninspiriert».

Zwar liegen noch lange Monate und 22 Runden vor Bern und Basel, in denen 66 Punkte vergeben werden, doch den Unwägbarkeiten zum Trotz stellt die BZ schon einmal in erregter Vorfreude fest: «Der FC Basel kann seit Sonntag nicht mehr aus eigener Kraft Meister werden.»

https://www.bernerzeitung.ch/sport/fussball/YB-mit-Traumtor-zum-Sieg-nach-Punkten/story/28766732

Wie viel Berner und Basler Perspektive in der Berichterstattung des Zürcher «Tages-Anzeiger» steckt, lässt sich angesichts der Kooperation mit «Der Bund» aus Bern nur schwerlich auseinanderhalten. Jedenfalls wird auch an jener Stelle die Cleverness der Young Boys hervorgehoben: «Wie der Leader, zu dem sie in den letzten Runden gereift sind.»

Zwei Rechenexempel werden auch noch gemacht: Die 30 Punkte auf dem Berner Konto sind sieben mehr als nach 14 Runden vor einem Jahr – jene sieben Längen also, die der Vorsprung auf die Basler beträgt. Und denen wird im «Tagi» auch noch vorgerechnet, dass sie von den bisher sieben Begegnungen gegen die Top-5-Klubs nur zwei gewonnen und dabei weniger als einen Treffer pro Spiel erzielt haben. Woraus gefolgert wird: «Die Partie gegen YB bewies erneut, wie dünn gestrickt das FCB-Kader in der Offensive ist, während YB Kraft (Nsame) für Speed (Fassnacht) und damit das 1:1 einwechseln konnte, hat Wicky nur Stürmer zur Auswahl, die eben dem Teenager-Alter entwachsen sind.»

Wie gut der FC Basel denn nun sei, ob der «5:0-Zauberabend» gegen Benfica oder «die Katastrophe beim 1:2 gegen St. Gallen» als Massstab taugt, diese Frage beantwortet der «Tagesanzeiger» auch noch: «Der FCB liegt irgendwo dazwischen.»

https://www.derbund.ch/sport/fussball/einer-wie-drei/story/14991044

Die «Neue Zürcher Zeitung» stellt die These auf: «Siegen wird manchmal überschätzt.» Das ist gemünzt auf die Stimmung im Berner Lager, für die Loris Benito herangezogen wird: «Dieses Unentschieden fühlt sich wie ein Sieg an.» Das Spiel des FC Basel geisselt die NZZ als «offensiv zu schmalbrüstig und defensiv anfällig», und ihre These stützt sie auf den komfortablen Vorsprung der Berner: «Es gibt Spiele, da darf man sich auch mit weniger zufrieden geben – wenn man es sich leisten kann.»

https://www.nzz.ch/sport/fc-basel-yb-bloss-nicht-verlieren-ld.1326405

Im Raum Basel rollen die Blätter Geoffroy Serey Dié den roten Teppich aus und entdecken in ihm den «gealterten Vorkämpfer» («Basler Zeitung») oder die «Mittelfeld-Kampfmaschine» («bz Basel»). In der BaZ wird beschrieben, wie der Ivorer trotz Unentschieden «ein Lächeln auf dem Gesicht» gehabt habe. Ganz einfach deswegen, weil er selbst einen viel besseren Tag eingezogen habe als jene, «die er in dieser Saison bisher erlebt hat».

«Die neue Ruhe des gealterten Vorkämpfers» – die «Basler Zeitung» zu Serey Dié

Zum Sieg reichte freilich auch Serey Diés Leistung nicht, obwohl der Respekt bei den Bernern zu spüren gewesen sei. Den Rückstand zu verkürzen «ist nicht gelungen, weil im Herbst 2017 YB jene Konstanz und jene Unerschütterlichkeit zeigt, die der FCB so gerne hätte».

«Kein Leckerbissen» – die Einschätzungen der «Basler Zeitung»

Die «bz Basel» findet den Grund für den ausbleibenden Erfolg des FC Basel in der «neuen Berner Siegermentalität». Gesiegt haben die Berner zwar nicht, trotzdem «schaut der aktuelle Meister zum Konkurrenten hoch». Neben Serey Dié räumt die «bz Basel» auch Mohamed Elyounoussi Platz ein. Der «pennt» bei der Szene, die zum 1:1 führte.

«Die neue Berner Siegermentalität» – in der «bz Basel»

In der Westschweiz gehört die Bühne selbstverständlich fast ausnahmslos Jean-Pierre Nsame. Schliesslich hat der von Servette zu den Young Boys gewechselt und spricht Französisch. «Le Temps» bilanziert, dass YB trotz der Abgänge von Yvon Mvogo, Denis Zakaria und Yoric Ravet im Sommer immer noch das beste Kader habe. Eben auch, weil Nsame dazugekommen sei. Und der verzückte auch in der Westschweiz die Presse mit seinem Hacken-Tor, einem «Madjer», wie «Le Temps» schreibt.

Die Zeitung nimmt Nsames Treffer also zum Anlass, wieder einmal auf die Ursprünge dieser Schussart zu verweisen: Der Algerier Rabah Madjer erzielte 1987 im Final des Pokals der Landesmeister für den FC Porto ein Tor mit der Hacke gegen den FC Bayern München.

https://www.letemps.ch/sport/2017/11/05/bale-young-boys-patron

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