Die offizielle Schweiz will nichts von einem Boykott der Winterspiele in Sotschi durch den Bundesrat wissen. Der Sport solle nicht mit Politik gemischt werden, heisst es. Da war die Schweiz früher durchaus auch mal anderer Meinung.
Ueli Maurer hält nichts von einem Boykott der Olympischen Winterspiele durch den Bundesrat. Der Schweizer Sportminister sagt, er wolle keinen «verpolitisierten Sport».
Da gab es schon dezidiert andere Ansichten. 1956 war die Schweiz zuvorderst mit dabei, als der Boykott Olympischer Spiele salonfähig wurde. Und sie zielte damit nicht einmal gegen den Veranstalter. Sie protestierte mit Holland und Spanien gegen die Niederschlagung des Ungarn-Aufstands durch die Sowjetunion. Im selben Jahr fehlten Ägypten, der Irak, Kambodscha und Libanon wegen der Suez-Krise.
1976 ziehen 28 afrikanische Länder ihre Athleten von den Spielen zurück. Ein Protest dagegen, dass Neuseeland nicht ausgeschlossen wird, das gegen Südafrika Rugby gespielt hatte, obwohl dieses wegen seiner Apartheid-Politik geächtet war.
Ost und West boykottieren sich gegenseitig
Vier Jahre später in Moskau boykottieren gleich 42 Staaten, das Sowjet-Regime, allen voran die USA, die Bundesrepublik Deutschland, Kanada und Norwegen. Die Schweiz lässt aus Protest die Eröffnungs-zeremonie aus.
1984 in Los Angeles fehlt als Retourkutsche der Ostblock mit 19 Nationen. In der Folge erlässt das Internationale Olympische Komitee eine Resolution, die es für die nationalen Komitees zur «prinzipiellen Pflicht» macht, die Teilnahme der eigenen Athleten an den Olympischen Spielen zu sichern.
Trotzdem boykottieren 1988 Kuba, Äthiopien, Nicaragua und Nordkorea die Spiele in Seoul. Es sollte der bis heute letzte Boykott bleiben.
Die TagesWoche widmet die Wochendebatte der Frage, ob der Bundesrat die Spiele in Sotschi boykottieren soll. Ja, findet SP-Nationalrat Beat Jans. Nein, sagt CVP-Nationalrätin Elisabeth Schneider-Schneiter. Mischen Sie sich in die Diskussion ein.
Artikelgeschichte
Erschienen in der Wochenausgabe der TagesWoche vom 24.01.14